Im zweiten Hauptkampf verteidigte Sabine Seifert souverän den Titel als internationale deutsche (Profi-)Meisterin (bis 52 kg) gegen die Kroatin Manuela Zulj. „Schön war's. Sie konnte gut einstecken“, war Seifert nach den acht Runden zufrieden. Das nächste Ziel für die sechs Mal pro Woche trainierende Sportlerin aus Ebern ist in einem Monat die Amateurweltmeisterschaft. Nächstes Jahr soll es dann im Profi-Segment richtig losgehen.
Der 29-jährige Fikret tat gegen den agilen, acht Jahre älteren Heidelberger zu wenig, um die Punktrichter auf seine Seite zu ziehen. „Er ist zu spät aus sich herausgegangen, hatte aber die klareren Treffer“, äußerte Fikrets Trainer, Weltmeister Sven Kirsten, leise Kritik am klaren Urteil. Eine Mischung aus Kritik und Enttäuschung herrschte nach dem Länderkampf auch im türkischen Lager. Trotz aller lobenden Worte des türkischen Präsidenten des WAKO-Verbandes, Salim Kayici, an den ausrichtenden Fightclub Schonungen und trotz des Stolzes, zu diesem Länderkampf eingeladen worden zu sein: diejenigen die im Ring die Arbeit machten, nämlich die Kämpfer, waren niedergeschlagen.
In der Mehrzahl der Kämpfe gab es keine einheitliche 3:0-Punktrichtermeinung sondern nur ein 2:1. Im Kampf des Schonungers Eugen Kuschtan hätte man wohl auch zugunsten der Gäste entscheiden können. Dann wäre die Sache unentschieden ausgegangen. Andererseits kam die Türkin Özge Aycicek zu einem kampflosen Sieg, da sich ihre vorgesehene Berliner Gegnerin Nadin Lemke vor wenigen Tagen im Training eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Der Stellenwert des Contests war für die mit den national besten Kickboxern angereiste Delegation aus Vorderasien nicht niedrig - auch daran zu erkennen, dass der Generalkonsul des Landes, Mehmet Hanifi Uran, extra aus Frankfurt angereist war.
Nur 350 Zuschauer
Ganz anders bei den Gastgebern. „Es ist schon traurig, dass sich niemand von der Stadt hat blicken lassen“, ärgerte sich Schonungens Macher Frank Korn. Enttäuscht war man auf seiten des Veranstalters auch von der Zuschauer-Resonanz. Allenfalls 350 Besucher sahen zum größten Teil sehr interessante Kämpfe. Speziell in den unteren Gewichtsklassen wurde mit sehr offenenem Visier geboxt und gekickt. Es war auch keineswegs so, dass der ausrichtende Schonunger Fight Club das Gros der Mannschaft stellte. Denn sechs der acht Deutschen kamen aus dem Rest der Republik.
Das Rahmenprogramm, bevor die ersten Fäuste flogen, war kurzweilig bis kurz. In 17 Minuten waren die Begrüßungsrede vom kurzfristig für Sven Schröter eingesprungenen Moderator Bastian Halbig, eine Technikvorführung von Schonunger Nachwuchskämpfern, die Einlagen von Sängerin Steffi List und Formenlauf-Weltmeister Michael Möller durchgepeitscht. Dann betraten die Auswahlmannschaften zu Klängen von Nenas „99 Luftballons“ in der modernen englischen Version den Ring. Die späteren Auftritte von List und Möller vor Beginn der Hauptkämpfe waren länger, was das Publikum mit viel Beifall quittierte.
Hauptkämpfe, 52 kg, 8 x 2 Min.: Sabine Seifert (Ebern) – Manuela Zulj (Kroatien) 3:0 (80:72, 80:72, 80:73).
69,1 kg, 7 x 2 Min.: Fikret Topic (Schonungen) – Eduard Tamaseychuk (Heidelberg) 0:3 (65:69, 66:70, 65:69).
Länderkampf Deutschland - Türkei 5:3. Einzelergebnisse: Ride – Hüseyin 1:0, Ismailov – Günaydin 0:1, Maile – Özkaran 1:0, Dellermann – Kizilkusch 1:0, Poskotin – Erdal 1:0, Makarewicz – Ercan 0:1, Kuschtan – Yalcin 1:0, Lemke – Aycicek kampflos an Aycicek.