„Den kenn' ich doch“, mag sich so mancher Besucher im Hambacher Tenniszentrum gedacht haben. Didi Thurau, einer der erfolgreichsten deutschen Radfahrer der siebziger Jahre, vor allem bekannt durch seine Tour-de-France-Teilnahmen, gab sich die Ehre. Er betreute Sohn Urs, der bei den mit 10 000 US-Dollar dotierten Dittelbrunn Open, dem einzigen Weltranglistenturnier in Unterfranken, aufschlägt.
Urs Thurau scheiterte im Einzel in der letzten Runde der Qualifikation klar mit 2:6, 0:6 an Daniel Masur, setzte sich aber im Doppel an der Seite von Philipp Dittmer mit 3:6, 6:2, 14:12 (Matchtiebreak) gegen Christoph Drechsler und Stefan Göllner durch. Und dieses Match war nichts für schwache Nerven: Hätten Drechsler/Göllner bei eigener 8:6-Führung nicht eine Hundert-Prozent-Chance am Netz vergeben, hätte es 9:6 gestanden, das Spiel damit fast verloren gewesen. In einer von beiderseitigen Doppelfehlern dominierten Schlussphase nutzten Thurau/Dittmar den dritten Matchball. „Es war aufregend, alle haben eine Zitterhand bekommen“, meinte Urs Thurau. Er habe noch nie mit seinem Doppelpartner zusammen gespielt und daher schwer ins Spiel gefunden.
Überhaupt ist der 18-Jährige, der jüngere der beiden Thurau-Söhne, eher ein Tennis-Spätstarter. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr eiferte er seinem Vater nach. Also war Radfahren angesagt, ehe er dies verletzungsbedingt aufgab. Dann wollte er, inspiriert von den Leistungen von Roger Federer, auch Tennis spielen. Er wurde auf ein Tenniscamp geschickt, sein Vater beobachtete genau, was trainiert wird. Und der 58-Jährige, der sich selbst als sehr ehrgeizig bezeichnet, sagte sich alsbald: „Was die Trainer dem beibringen, das kann ich auch“. Also trainiert er nun überwiegend seinen Sohn. Auch im Spiel selbst könne er einigermaßen mithalten. „Viel Training und Willenskraft“ sei notwendig um voran zu kommen. Seinem Sohn, immerhin unter den Top 120 der deutschen Rangliste bei den Herren, fehle noch die Konstanz, sagt Didi Thurau.
Aber die kommt ja vielleicht noch, damit er seinem Ziel ein Stück näher rücken kann. Beinahe jede Woche spielt er ein Turnier. „Mein Ziel ist in der Welt unter die Top 50 zu kommen“, sagt Urs.
Erwähnenswert aus fränkischer Sicht ist das Abschneiden von Stefan Goellner (MTV Bamberg), der das Quali-Finale am Dienstag erreichte, dort aber gegen den Schweizer Rossier mit 2:6, 3:6 unterlag. Am Mittwoch greift der Vorjahressieger Neil Pauffley (Großbritannien) ins Geschehen ein und es gilt auch für die drei mit einer Wildcard ausgestatteten BTV-Talente Johannes Härteis, Daniel Baumann und Hannes Wagner, die in Hambach von Stefan Eriksson, dem Cheftrainer der Tennisbase in Oberhaching, persönlich betreut werden.
Ergebnisse, erste Runde: Robin Stanek (Tschechien) – Bastian Wagner 2:6, 7:6, 2:6; Erik Crepaldi (Italien/4) – Ugo Nastasi (Luxemburg/Qualifikant) 6:2, 6:2; Tim Nekic (6) – Lukas Rüpke 6:4, 6:2; Matthias Wunner – Franck Pepe (Argentinien) 7:5, 6:3; Lennart Zynga – Nikolaus Moser (Österreich/5) 3:6, 6:4, 6:3.
Zeitplan, Mittwoch: ab 10 Uhr erste und zweite Runde, 18 Uhr Match des Tages. Donnerstag (Tag der deutschen Einheit): ab 12 Uhr zweite Runde, 18 Uhr Match des Tages.