Wer ein Spiel des Fußball-Landesligisten DJK Schwebenried/Schwemmelsbach sieht, dem fallen sicherlich zunächst die versierten Offensivkräfte ins Auge – der abschlussstarke Marcel Kühlinger, Christopher Lehmann mit seinen unwiderstehlichen Dribblings oder Yannick Deibl, der eine brandgefährliche Standardsituation nach der anderen schlägt. Schaut man ein klein wenig genauer hin, führt auch kein Weg an Marcel Behr vorbei. Der 24-Jährige ist zwar kein Mann für spektakuläre Highlights, dafür als "Sechser" im zentralen Mittelfeld umso wichtiger für die Statik im Spiel des aktuellen Tabellenachten, der bisher 37 Punkte eingefahren hat.
"Ein super-intelligenter Spieler" – das sind die ersten Worte, die seinem Spielertrainer Felix Zöller zu ihm einfallen. "Er hat eine richtig gute Auffassung von Räumen, eine gute Technik und bringt eine gute Dynamik mit." Behrs "große Ruhe am Ball" sieht Zöller etwas zweischneidig: "Das ist eine Stärke, aber gleichzeitig manchmal auch sein Manko. Er ist ein super entspannter Typ, dadurch von der Körpersprache her aber auch etwas zu entspannt."
Marcel Behrs Wechsel zur DJK gilt als Glücksfall für beide Seiten
Zur Saison 2018/19 wechselte der Bergrheinfelder Behr von der dann aufgelösten zweiten Mannschaft des FC 05 Schweinfurt zur DJK. Seine Kumpels Kühlinger und Deibl, die er schon aus Schulzeiten kennt, lotsten ihn zum Fusionsklub. "Dafür bin ich bis heute dankbar, dass das so gut geklappt hat. Ich habe mich vom ersten Tag an hier wohlgefühlt." Der Wechsel war ein Glücksfall für beide Seiten. "Für uns ist er auf und neben dem Platz unverzichtbar", betont Coach Zöller. Seit diesem Jahr gehört Behr dem Mannschaftsrat an. "Auch ohne der große Lautsprecher zu sein, bringt er einen großen Willen mit auf den Platz", lobt der Trainer.
Mit Marcel Behr bekam der Landesligist nicht nur einen starken Fußballer, sondern auch einen "sehr reflektierten Menschen, der auch über den Tellerrand hinausblickt", verrät Zöller. Mit seinem Studium im Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Ilmenau biegt er gerade auf die Zielgerade ein. Momentan sitzt er an seiner Masterarbeit.
Ein Meister- oder zumindest Vizemeisterstück könnte ihm vielleicht auch noch in dieser Saison mit der DJK gelingen. Die Tabellenkonstellation gibt das durchaus her. Zum Jahresauftakt vergangenes Wochenende trotzten Behr und seine Kollegen immerhin dem daheim noch ungeschlagenen Aufsteiger DJK Dampfach, trotz zwanzigminütiger Unterzahl, ein 1:1 ab. "Natürlich ist der Wille da, eher oben anzugreifen", beschreibt Behr die Ausgangslage. "Aber man muss, finde ich, auch immer noch nach unten schauen." Das Tabellenbild der Landesliga Nordwest ist durch Spielausfälle aktuell reichlich schief.
Die Bayernliga wäre nichts Neues für den Mittelfeldmann
Falls die "Adler" tatsächlich im Sommer in der Bayernliga landen sollten – für Behr wäre es kein Neuland. Für die Reserve des FC 05 absolvierte er als Stammspieler eine Saison in der fünfthöchsten Spielklasse. "Es war eine coole Zeit dort", sagt er im Rückblick zu seiner zweiten Zeit beim FC 05. Bereits in der Jugend spielte er für die Nullfünfer, wechselte im letzten U-19-Jahr dann aber zurück zu seinem Heimatverein TSV Bergrheinfeld. Sein älterer Bruder Steffen (27) lockte ihn dann zurück ins Sachs-Stadion. "Da musste ich nicht lange überlegen, wenn der große Bruder ruft", erinnert sich Marcel Behr. Steffen ist mittlerweile gestandener Regionalligaspieler – als Innenverteidiger beim TSV Aubstadt. Der dritte Bruder im Bunde, der Jüngste, Nicolas Behr (21), spielt in der Bezirksliga in Bergrheinfeld als Rechtsaußen. Das Trio versucht sich, wenn es sich zeitlich ausgeht, gegenseitig möglichst häufig zuzuschauen. "Steffen ist für uns ein gutes Beispiel, von dem wir zwei Jüngeren uns viel abschauen können. Er hat einen tollen Weg genommen"
Gut möglich, dass am Sonntag zwei Behrs am Spielfeldrand stehen und einer auf dem Platz, wenn die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach den TSV Gochsheim (13. Platz/29 Punkte) empfängt (15 Uhr). "Die haben eine richtig gute Mannschaft, spielen guten Fußball und gehören auf jeden Fall in die Landesliga", sagt Marcel Behr zum nächsten Gegner. Das umkämpfte Hinspiel gewann die DJK mit 2:0. "Es wird bestimmt auch diesmal wieder ein enges Spiel", prophezeit der Schwebenrieder "Sechser".