Insgesamt 6512 Kilometer werden die Rimparer Wölfe zu ihren Auswärtspartien in der Zweiten Bundesliga in der neuen Saison fahren müssen – und wieder zurück. Das sind einfach exakt 100 Kilometer mehr als in der vergangenen Spielzeit. Die 19 Gegner der Unterfranken in Kurzporträts.
TuS N-Lübbecke
In einem dramatischen Erstliga-Saisonfinale fiel der TuS N-Lübbecke noch hinter die Eulen aus Ludwigshafen auf einen Abstiegsplatz zurück und befindet sich nach dem direkten Wiederaufstieg 2017 auch direkt wieder in Liga zwei. Während die Pfälzer am letzten Spieltag daheim den HC Erlangen bezwangen, musste sich Lübbecke im Derby dem TBV Lemgo beugen. Trotz der wenig erfolgreichen Saison setzt der Verein weiter auf das Führungstrio Aaron Ziercke (Trainer), Torsten Appel (Geschäftsführer) und Zlatko Feric (Teammanager). Im Spielerkader hielten sich Zu- und Abgänge die Waage. Für die Königsposition Rückraum links kam Marian Orlowski vom Erstligisten TVB 1898 Stuttgart. Der erneute direkte Wiederaufstieg ist das erklärte Ziel der Lübbecker.
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TV 05/07 Hüttenberg
Mehr Fahrstuhl fahren als die Hüttenberger in den vergangenen Jahren geht kaum. 2011 stiegen die Mittelhessen von der damaligen Zweiten Bundesliga Süd ins Oberhaus auf, nach einer Saison ging es wieder runter. 2015 folgte der Absturz in die Drittklassigkeit, um von dort den Durchmarsch in die Beletage zu schaffen. Nach erneut nur einem Jahr stieg der TVH als Tabellenletzter ab – und musste einen personellen Aderlass verkraften. Seinen Trainer Adalsteinn Eyjólfsson verlor er schon während der Saison an Erlangen. Der Isländer wurde vom Bosnier Emir Kurtagic ersetzt, der zuvor schon den neunmaligen Meister VfL Gummersbach gecoacht hatte. Die Erstliga-Rückkehr dürfte für die Hüttenberger in dieser Runde angesichts der Konkurrenz schwer werden.
VfL Lübeck-Schwartau
Die Ostseestädter haben die Beletage fest im Blick. So soll die heimische Hansehalle bis nächstes Jahr für zwei Millionen Euro bundesligatauglich gemacht werden. In der vergangenen Saison fügten die Rimparer Wölfe dem Tabellendritten eine von nur zwei Heimniederlagen zu – und nahmen damit ein Stück weit Revanche für das verlorene Aufstiegsfinale vom Juni 2017. Auch in dieser Saison dürften die Schwartauer ganz oben anklopfen. Bei der Ligaversammlung im Juni stellten sie den pikanten Antrag, Relegationsspiele zwischen dem Drittletzten der ersten und dem Dritten der zweiten Liga auszutragen. Dieser wurde allerdings abgelehnt. Zum Auftakt kommt gleich der langjährige Erstligist HBW Balingen-Weilstetten in den hohen Norden.
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HSC 2000 Coburg
Das ewige fränkische Duell zwischen Coburg und Rimpar geht am 11.11. in Würzburg in seine nächste Runde. Der HSC 2000 wird alles daransetzen, endlich den herbeigesehnten ersten Sieg gegen die Wölfe einzufahren. Die Grün-Weißen ihrerseits wollen diesen ganz besonderen Nimbus auch ohne Sebastian Kraus und Stefan Schmitt aufrechterhalten. Das verspricht einmal mehr hart umkämpfte und spannende Duelle vor großen Kulissen. Das Team von Jan Gorr dürfte ein gehöriges Wörtchen um den Aufstieg mitreden. Doch die Coburger müssen gleich sieben Neuzugänge integrieren, darunter mit Pontus Zettermann (Rückraum, TuS N-Lübbecke), Max Jäger (Linksaußen) und Marcel Timm (Kreis, beide VfL Gummersbach) auch ein Trio aus der Bundesliga.
HBW Balingen-Weilstetten
Die erste Saison in der zweiten Liga verlief nicht so, wie man es sich beim Traditionsklub erhofft hatte. Chefcoach Runar Sigtryggsson musste im Herbst 2017 gehen; für ihn kam bekanntlich Jens Bürkle, der jahrelang für Balingen am Kreis gespielt und danach Rimpar als Trainer ins Unterhaus geführt hatte. In der Rückrunde lief es bei den Schwaben dann besser, auch wenn der Zug in Richtung Bundesliga-Rückkehr frühzeitig ohne den HBW abfuhr. In diesem Jahr dürfte mit der Bimmelbahn von der Schwäbischen Alb wieder zu rechnen sein.
ASV Hamm-Westfalen
Auch der Handball-Express der Hammer könnte in dieser Saison so richtig an Fahrt aufnehmen. Die Westfalen haben schon im Frühjahr mit spektakulären Neuverpflichtungen von sich reden gemacht. So stoßen vom ebenfalls ambitionierten Konkurrenten Coburg Torwart Oliver Krechel und Spielmacher Stefan Lex zum letztjährigen Tabellensechsten. Mit Sören Südmeier kommt sogar ein erstligaerfahrener Spieler aus Minden nach Hamm. Da sich das Umfeld des ASV ebenfalls sehen lassen kann, wäre alles andere als ein Platz unter den ersten Fünf eine Enttäuschung.
HSG Nordhorn-Lingen
Zehn Jahre spielte der 170-malige Nationalspieler Holger Glandorf in Nordhorn. In der ersten Runde des Pokalwettbewerbs gab es nun ein Wiedersehen: Der Linkshänder trat als frisch gebackener Meister mit seiner SG Flensburg-Handewitt gegen die HSG an. Erwartungsgemäß zog der Zuschauerkrösus der letztjährigen Zweitliga-Saison – im Schnitt kamen fast 2500 Besucher – zwar den Kürzeren; eine Klasse tiefer muss man den Zwei-Städte-Klub aber einmal mehr zum erweiterten Favoritenkreis zählen. Was Kader und Tabellenplatzierung angehen, trägt Nordhorn-Lingen einen Namen: Konstanz. Auch Heiner Bültmann ist schon seit einem Jahrzehnt Trainer bei den Grafschaftern.
TUSEM Essen
Der jüngste Trainer im Handball-Profigeschäft hat den Altmeister aus dem Dornröschenschlaf erweckt: Der 24-jährige Jaron Siewert führte den Klub erstmals seit dem Erstliga-Abstieg 2013 wieder auf einen einstelligen Tabellenplatz. In den letzten zwölf Saisonspielen verloren die Essener nur noch ein einziges Mal. Vom THW Kiel ist mit Lucas Firnhaber ein junges Talent in die Ruhrmetropole gekommen. Der Rekordmeister war auch der Gegner der Essener in der ersten Pokalrunde. Zum Saisonauftakt treten die Rimparer Wölfe auf der Margarethenhöhe an. Zuletzt mussten sie sich zweimal dem TUSEM geschlagen geben.
TV Emsdetten
Die Münsterländer schafften in der vergangenen Saison das Kunststück, gleich drei ihrer Werfer in die Top Ten der Torschützen zu bringen: Dirk Holzner (6.), Merten Krings (7.) und Jasper Adams (9.). Kein Wunder, dass der TV Emsdetten hinter den beiden Erstliga-Aufsteigern die meisten Treffer erzielt hat. Doch letztlich reichte es nur zum zehnten Rang, weil Abwehr- und Auswärtsauftritte zu wünschen übrig ließen. Der tschechische Nationaltrainer Daniel Kubes konnte sein Team, darunter Ex-Wölfe-Schlussmann Konstantin Madert, weitgehend zusammenhalten. Der TVE konsolidiert sich weiter und wird wohl versuchen, eine Mittelfeldmannschaft zu bleiben.
HC Elbflorenz 2006
Der beste Aufsteiger der vergangenen Saison ist definitiv eine Bereicherung für die Liga – alleine schon wegen seiner schmucken Spielstätte, der Ballsportarena Dresden mit ihrem Boden aus Glas. Ganz und gar nicht aus Pappe ist die Mannschaft von Trainer Christian Pöhler, die einige interessante Akteure in ihren Reihen hat: den tschechischen Nationalspieler Roman Becvar etwa, aber auch den Schweden Gabriel de Santis oder den Zwei-Meter-Hünen Nils Kretschmer. Und im Sommer wechselte auch noch der Rückraumhüne Marc Pechstein aus dem nahen Aue nach Dresden. Das spricht für die Ambitionen des Klubs.
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VfL Eintracht Hagen
Elbflorenz-Mitaufsteiger Hagen stand den Sachsen in nichts nach und feierte – anders als zwei Jahre zuvor – diesmal den Klassenverbleib, noch dazu vorzeitig. In der Rückrundentabelle belegten die Südwestfalen sogar den achten Platz. Tobias Mahncke gehört zu den besten Schlussmännern in der Liga. Davor bestach der VfL mit seinem Kollektiv. Doch die wahre Bestandsprobe muss die junge Eintracht-Mannschaft in dieser Saison mit dem verschärften Abstieg erst noch bestehen.
Dessau-Roßlauer HV
So wie alle anderen verbliebenen Zweitligisten hielt auch der Dessau-Roßlauer HV im Sommer an seinem Trainer fest: Uwe Jungandreas ist mit seinen 56 Jahren nicht nur der älteste Coach der Liga, sondern in Mitteldeutschland eine echte Koryphäe – und zwar eine, die mit der Zeit gegangen ist. So kündigte der frühere DDR-Oberligaspieler in der Vorbereitung an, künftig häufiger den siebten Feldspieler zum Einsatz zu bringen, die Abwehr umzustellen und die Mannschaft insgesamt breiter aufzustellen. Darauf darf man gespannt sein.
HC Rhein Vikings
Das Düsseldorfer Projekt zwischen Licht und Schatten: Einerseits machten die Vikings gleich im ersten Jahr in der zweiten Liga den Klassenerhalt vorzeitig perfekt und stellten die drittbeste Defensive aller 20 Klubs. Andererseits hat sich die erhoffte Handballeuphorie am Rhein nicht breitgebracht. Im Schnitt kamen nur 1000 Zuschauer – der zweitschlechteste Wert nach Hagen (680). So war es auch nicht überraschend, dass die Heimbilanz nur mäßig ausfiel – ein Verbesserungspunkt für die neue Saison.
EHV Aue
In der Vorbereitung stand für die Erzgebirgler bereits die dritte Asienreise auf dem Programm. Nach zwei Flügen nach Hongkong absolvierten die Auer diesmal ein Trainingslager in Japan. Der frühere EHV-Spieler Shinnosuke Uematsu organisierte den elftägigen Aufenthalt in Higashine. Aue dürften also für den Abstiegskampf gerüstet sein, zumal mit dem Tschechen Ladislav Brykner im Juli noch ein vierter Neuzugang und Rückkehrer verpflichtet werden konnte. Im vergangenen Jahr gelang der Klassenerhalt erst auf der Zielgeraden; für den Lokalrivalen Eisenach ging es stattdessen in die Dritte Liga.
Wilhelmshavener HV
Auch die Handballer vom Jadebusen zogen erst am vorletzten Spieltag den Kopf aus der Schlinge. Zahlreiche Verletzungen bei einem ohnehin dünnen Kader machten dem WHV zu schaffen. Einer der Senkrechtstarter in der abgelaufenen Zweitliga-Runde war Kay Smits. Der Niederländer reifte in Wilhelmshaven und in der Nationalmannschaft zu einem Leistungsträger – und wurde vom dänischen Erstligisten Holstebro abgeworben. Ein herber Verlust für die Niedersachsen. Mit dem tschechischen Rückraumspieler Jan Josef vom holländischen Erstligisten Kras Volendam und Youngster Kuno Schauer, der bei den Berliner Füchsen ausgebildet worden ist, hat sich der WHV gezielt für den Abstiegskampf verstärkt.
TV Großwallstadt
Es gibt wieder ein unterfränkisches Derby im bundesweiten Handball-Unterhaus: Altmeister TV Großwallstadt ist drei Jahre nach der Insolvenz zurückgekehrt. Neuer Trainer am Untermain ist Florian Bauer. In die vergangene Saison waren die Großwallstädter mit Heiko Karrer, mittlerweile Coach bei der TG Heidingsfeld, gestartet, ehe dieser von der TVG-Torwartlegende Manfred Hofmann ersetzt worden war. Pikanterweise spielen beim sechsmaligen deutschen Meister gleich drei Ex-Rimparer: Die Zwillingsbrüder Lars und Tom Spieß sowie Rechtsaußen Jan Winkler. Und neuerdings auch der aus Hösbach stammende Jan-Steffen Redwitz, zuletzt Schlussmann beim ThSV Eisenach.
HSV Hamburg
Was für ein Name in der zweiten Liga! Genau wie mit dem Fußballklub ging es auch für die Handballer in der Hansestadt in den vergangenen Jahren steil bergab. Ende Januar 2016 zog der Insolvenzverwalter den Champions-League-Sieger von 2013 mit sofortiger Wirkung aus dem Erstliga-Spielbetrieb zurück. Der HSV startete einen Neuanfang in der Dritten Liga Nord – und der 178-malige Nationalspieler Torsten Jansen führte seine Hamburger nun als Trainer zurück in höhere Gefilde. Man darf gespannt sein, welche Rolle der HSV dort einnehmen wird. Für viele Neuzugänge reichte das Geld nicht aus, weshalb sich die Hansestädter wohl nach unten orientieren müssen. Bereits am 14. Oktober geht es für Rimpar zum Auswärtsspiel in die Metropole.
TuS Ferndorf
Nur ein Jahr nach dem Abstieg melden sich die Handballer aus dem Siegener Land in Liga zwei zurück. Der Aufstieg gelang mit einer beeindruckenden Punkteausbeute von 59:1. Die Fans dürfen sich wieder auf die bundesweit beste Hallen-Currywurst freuen. Ferndorf hat sich durchaus ambitioniert verstärkt. So kam vom Zweitliga-Absteiger aus Saarlouis der schwedische Mittelmann Julius Lindskog Andersson, vom Erstliga-Absteiger TV Hüttenberg wechselte Rückraumspieler Jan Wörner ins Kreuztal – und aus Lemgo Rechtsaußen Lukas Zerbe, Neffe des großen Volker Zerbe. Schließlich holten die Ferndorfer für den rechten Flügel auch noch Jan Wicklein vom Drittliga-Absteiger HSC Bad Neustadt.
TSV Bayer Dormagen
Die zweite Liga wäre beinahe um ein neues Gesicht und Rimpar um eine kurze Anreise reicher gewesen. Doch einmal mehr verzichteten die Anwärter der Dritten Liga Süd auf den Aufstieg, diesmal der Überraschungsmeister SV Salamander Kornwestheim und der TSB Heilbronn-Horkheim. Dafür durfte der West-Zweite TSV Bayer Dormagen zurückkehren. Für den früheren Erstligisten spielte einst kein Geringerer als Nikolaj Bredahl Jacobsen. Der heutige Trainer der Rhein-Neckar Löwen und der dänischen Nationalmannschaft erzielte in der Saison 1997/98 auf Linksaußen 189 Treffer für den Werksklub, konnte den Abstieg damals allerdings nicht verhindern. Ob Dormagen das in dieser Saison gelingt, darf bezweifelt werden.