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FUßBALL: ZWEITE BUNDESLIGA: Als die Kickers den Club abfertigten

FUßBALL: ZWEITE BUNDESLIGA

Als die Kickers den Club abfertigten

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    Drin, die Kirsche: Lothar Emmerich (vorne links) dreht nach dem verwandelten Elfmeter jubelnd ab, Erwin Markert reißt die Arme hoch. Im Hintergrund gucken die Cluberer Horst Weyerich (Zweiter von links), Peter Stocker (Mitte) und Bertram Beierlorzer (rechts) bedröppelt.
    Drin, die Kirsche: Lothar Emmerich (vorne links) dreht nach dem verwandelten Elfmeter jubelnd ab, Erwin Markert reißt die Arme hoch. Im Hintergrund gucken die Cluberer Horst Weyerich (Zweiter von links), Peter Stocker (Mitte) und Bertram Beierlorzer (rechts) bedröppelt. Foto: Foto: Imago, Liedel/Kicker

    Es war am 23. Oktober 1977, als der 1. FC Nürnberg am Würzburger Dallenberg sein rot-weißes Wunder erlebte. Einmal musste der Altmeister aus der Franken-Metropole bislang bei den Würzburger Kickers zu einem Pflichtspiel antreten. Und dieses Spiel ist bis heute eines der legendärsten der Kickers-Geschichte. Allzu viel ist den Kickern vom Dallenberg in ihrer ersten Zweitliga-Spielzeit 1977/78 ja nicht gelungen. Außer eben diesem einsamen Höhepunkt. Dem ersten Sieg der Kickers in der zweitem Bundesliga. Dem 3:0 gegen den ruhmreichen Club.

    „Uns hat man ja nicht viel zugetraut“, erinnert sich Erwin Markert. Der heute 67-Jährige war damals Libero und hatte schon vor der Partie, wie die „Main-Post“ am Montag nach dem Triumph berichtete, selbstbewusst gesagt: „Wir werden gewinnen.“ Mehr als 39 Jahre später muss Markert darüber schmunzeln: „Na ja, es ist ja so, dass jedes Spiel erst gespielt werden muss“, sagt er. 2:20 Zähler – damals gab es noch zwei Punkte pro Sieg – hatten die Kickers vor der Begegnung gegen den späteren Aufsteiger FCN auf dem Konto. Nach neun Niederlagen zum Auftakt waren gegen Wormatia Worms und bei Waldhof Mannheim immerhin zwei Unentschieden gelungen.

    Aber dann kam der Club – und zuvor wechselte auch noch Lothar Emmerich zu den Kickers. Das Dortmunder Fußball-Idol, Vize-Weltmeister von 1966, verbrachte den Herbst seiner Karriere in Unterfranken. Zuvor war er ab 1975 bereits für den FC Schweinfurt 05 und für den FV 04 Würzburg aktiv gewesen. Im Oktober 1977 vollzog er dann den Wechsel vom einen Stadtrivalen zum anderen. Ein großer Coup für die Rothosen, der sich zumindest bei Emmerichs erstem Auftritt im Kickers-Dress auszahlen sollte.

    „Emmerich kam, traf und siegte“, titelte die „Main-Post“ am 24. Oktober 1977: „Emma knallte Freistoß an den Pfosten und verwandelte Foulelfmeter“. Welch ein Einstand, an den Ex-Mitspieler Markert ganz besondere Erinnerungen hat. Er war nämlich bis dahin für die Freistöße und Foulelfmeter im Kickers-Team zuständig gewesen. Paul Ulsamer hatte die Kickers – mit einem Abstauber nach Emmerichs Lattenknaller – in der 23. Minute in Führung geschossen. In der 43. Minute gab es einen Elfmeter, weil Nürnbergs Hans Pausch einen Ulsamer-Schuss mit der Hand abgewehrt hatte. Wie üblich schnappte sich Markert den Ball und schritt zur Ausführung.

    An diesem Tag hatten die Kickers aber einen anderen Boss. „Gib mich die Kirsche“, ist der Ausspruch, der von Emmerich schon aus seiner Dortmunder Zeit überliefert ist. An ähnliche Sprüche kann sich Markert auch erinnern. „Er hat mir klar gemacht: Geh weg! Jetzt bin ich da! Das hat er auch gebraucht. Gleich nach dem Wechsel das Tor. So war er einfach.“ Emmerich traf zum 2:0, später legte Bruno Werner noch das 3:0 (70.) nach. Club-Trainer Horst Buhtz stellte frustriert fest: „Da niemand daran geglaubt hat, dass die Kickers uns schlagen können, fehlte die rechte Bereitschaft.“

    Würzburger Partynacht

    Es folgte eine Würzburger Partynacht. Bis zum frühen Montagmorgen ging es rund erinnert sich Markert. Überhaupt mag er diese eine Zweitliga-Saison mit den Kickers nicht missen: „Für mich war Fußball damals alles. Trainer Richard Saller hat mit uns in manchen Wochen elf Trainingseinheiten gemacht. Da wurde dreimal am Tag trainiert.“ Saller hatte das Würzburger Team mit seinen Methoden bis in die, damals zweigeteilte, zweite Bundesliga geführt. „Ich habe diese Woche hart trainiert wie selten“, gab auch Emmerich nach seinem Kickers-Debüt zu Protokoll.

    Doch im Laufe der Saison stieß das Kickers-Team dann aber an seine Grenzen. Daran konnte auch Lothar Emmerich nichts ändern. Saller wurde entlassen, die Zuschauerzahlen, gegen den Club füllten über 10 000 Menschen die Ränge, gingen zurück. Am Ende der Saison kamen nur noch 1000 Fans.

    Und Emmerich zog auch weiter: „Mit ihm konnte man gut auskommen“, erzählt Markert: „Aber er war schon ein besonderer Mitspieler. Auch im tiefen Winter kam er mit Stollenschuhen und kurzer Hose zum Training. Und verlieren konnte er schlecht.“ Insgesamt sieben Tore erzielte Emmerich für die Kickers. Nach seiner Trainerkarriere in verschiedenen Amateurligen wurde er Fanbeauftragter bei seinem Herzensverein Borussia Dortmund. 2003 starb er an Lungenkrebs. Noch heute trägt das BVB-Maskottchen in Erinnerung an ihn den Spitznamen „Emma“.

    Die Kickers indes erwarten an diesem Sonntag nach 38 Jahren wieder einmal in der zweithöchsten deutschen Spielklasse den FCN. Und Ex-Libero Markert, der in Eibelstadt lebt, drückt natürlich die Daumen: „Warum soll den Kickers nicht wieder ein Sieg gegen den Club gelingen. Dazu braucht es aber etwas mehr Mut als zuletzt beim 0:1 in St. Pauli.“

    Die Statistik des Spiels Zweite Bundesliga Süd 1977/78, 23. Oktober 1977 FC Würzburger Kickers – 1. FC Nürnberg 3:0 (2:0) Würzburg: Lutz – Seufert, Oppmann, Markert, Metzgger, Popp, Dewinski, Werner, Wardanjan, Emmerich (88. Scholz), Ulsamer (64. Scheifler). Nürnberg: Müller, Stocker, Pausch, Weyrich (46. Schöll), Beierlorzer, Eder, Susser, Petrovic, Zivaljevic (59. Walitza), Täuber, Lieberwirth. Tore: 1:0 Ulsamer (23.), 2:0 Emmerich ((43., Handelfmeter), 3:0 Werner (70.). Zuschauer: über 10 000. Schiedsrichter: Roß (Ingolstadt). Gelb: Oppmann – Petrovic, Täuber.

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