Tennis
Regionalliga Südost Frauen
TC Weiß-Blau Würzburg – TC Großhesselohe
(Sonntag, 11 Uhr, Anlage an der Mergentheimer Straße)
„Das Spiel ist erst vorbei, wenn ich gewonnen habe“, sagt Sofia Raevskaia mit Nachdruck und lacht dazu. Dieser Satz soll nicht etwa arrogant klingen, sondern spiegelt die Einstellung der Nummer fünf im Regionalliga-Team von Weiß-Blau Würzburg bestens wider: Kämpfen bis zum Umfallen, nie aufgeben und laufen, laufen und nochmals laufen wie ein Uhrwerk. Das sind die typischen Markenzeichen der sympathischen Zahnmedizinstudentin, mit denen sie ihre Spiele gewinnt.
Ihre Bilanz kann sich wahrlich sehen lassen. Schon in der letzten Saison rang sie alle ihre Gegnerinnen im Einzel mit ausgefeilter Matchführung sprichwörtlich nieder. Auch heuer greift die Taktik, den Gegnerinnen immer das eigene Spiel aufzuzwingen bestens, wie die positive Bilanz von 3:0 sowohl in den Einzeln als auch in den Doppeln zeigt. Dieser Wille zum Siegen kommt nicht von ungefähr. Im zarten Alter von elf Jahren hatte die heute 23-Jährige die weitreichende Erkenntnis, die fortan ihr Spiel bestimmen sollte: „Ich kann jeden Ball haben, wenn ich nur hinrenne.“ Und das tat die gebürtige Russin von diesem Zeitpunkt an auch. Mit siebeneinhalb Jahren mit der Familie nach Deutschland gekommen, begann sie ein Jahr später mit dem Tennisspielen. Mit zehn Jahren heuerte sie beim TCRC Sport Leipzig an und bog dort schnell auf die Siegerstraße ein. „Im Osten laufen die Leute mehr, im Westen zählt die Technik“, erklärt Raevskaia ihre sportliche Entwicklung, die ihr so manchen unerwarteten Sieg einbrachte. Wie mit zehn Jahren den Titelgewinn bei den Bezirksmeisterschaften bei ihrem ersten Turnierstart überhaupt. Es lief so gut, dass sie im Anschluss gleich noch den Landesmeistertitel holte.
Mit zwölf Jahren hatte sie es bis auf Position 16 in Deutschland geschafft. Die Erfolgsspur führte sogar bis in die Zweite Bundesliga. Dort gewann Raevskaia mit 16 Jahren ein Einzel und zwei Doppel. Leider gab es damals vom sächsischen Verband kaum Gelder für die Förderung. Wenn doch, wer weiß, wie weit der Weg noch geführt hätte. So blieb es dabei, Tennis in der Mannschaft zu spielen und auf eine eventuelle Profikarriere zu verzichten. Zum Studium nach Würzburg verschlagen, landete die diesjährige unterfränkische Tennisvizemeisterin 2011 bei Weiß-Blau Würzburg, absolvierte ein Probetraining und war fortan ins Team integriert.
Heute kann Tennis zum eigenen Bedauern nicht mehr alles sein. Im neunten Semester Zahnmedizin – 2015 steht das Examen an – ist Zeiteinteilung die halbe Miete. „Wir arbeiten am Patienten und im Labor. Das sind normale Arbeitstage, die schlauchen.“ Bei der wenigen Freizeit hat Raevskaia eines gelernt: diese effektiv zu nutzen. Das fängt im Tennistraining an, das für sie je nach Zeit neben den sonntäglichen Medenspielen zwischen drei bis fünf Mal pro Woche auf dem Programm steht. „Ich gebe immer 100 Prozent und laufe wie im Punktspiel.“ Viel mehr Zeit bleibt Raevskaia zwischen Uni und Lernen nämlich auch nicht, um sich körperlich fit zu halten.
Viele Gegnerinnen, die vielleicht sogar den technisch besseren Schlag hatten, sind an den kämpferischen Qualitäten schon verzweifelt. Ginge es nach Raevskaia, sollte das auch ihr Gegenüber vom TC Großhesselohe (4./2:4 Punkte). Bei gleicher Aufstellung wie in den ersten drei Partien würde sie auf ihre ehemalige Vereinskollegin in Leipzig Caroline Schneider treffen. Sie ist der Oldie im Großhesseloher Team und kommt mit zwei Einzelsiegen und einer Niederlage im Gepäck nach Würzburg.
„Das wird ein hartes Match“, vermutet Raevskaia, „denn ihr Spiel kann ich nicht zerstören“. Keine Frage, dass Ex-Profi Schneider mit über 40 Jahren, einer einstigen Position um 280 in der Welt und vielen Einsätzen in Regional- und Zweiter Bundesliga auf einen riesigen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. Dann kann die Devise für Raevskaia nur heißen, den Turbo anzuschalten und zu laufen, laufen und nochmals laufen, so lange, bis sie gewonnen hat, denn erst dann ist ja das Spiel zu Ende.