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HANDBALL: Dritte Liga: Bergtheimer Bescheidenheit

HANDBALL: Dritte Liga

Bergtheimer Bescheidenheit

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    Nach exakt 1966 Tagen Abstinenz kehren die Frauen des HSV Bergtheim am Samstag wieder auf die drittklassige Handball-Bühne zurück. Um 18 Uhr hebt sich in der Willi-Sauer-Halle dann der Vorhang, Gegner ist der ESV Regensburg. Vor nicht ganz fünf Jahren war es am 24. April 2005 noch der TV Möglingen, der die Bergtheimer Handballerinnen mit einer 36:24-Packung auf die Bretter und zurück in die Bayernliga geschickt hatte. Jetzt aber ist vieles nicht mehr so wie es früher einmal war. Aus der Regionalliga hat der Deutsche Handball-Bund (DHB) die Dritte Liga gemacht. Die Strukturreform soll für eine größere Leistungsdichte hierzulande führen, und sie bringt nicht nur einen neuen Namen mit sich.

    „Ich weiß gar nicht, wie viele Drittliga-Vorschriften es jetzt gibt“, sagt Wolfgang Kreisel, der den Handball in der 2000-Einwohner-Gemeinde seit mehr als 35 Jahren prägt. Der 64-jährige Tausendsassa ist einer mit Ecken und Kanten. Einer, der sein Herz auf der Zunge trägt und nur selten mit seiner Sichtweise der Dinge hinterm Berg hält. „Wir wollten aufsteigen – und jetzt nehmen wir es wie es kommt. Wir freuen uns auf das Abenteuer.“ Mit dem Regionalliga-Abstieg vor fünf Jahren hat Coach Kreisel einen Generationswechsel im Team eingeläutet, der mittlerweile vollzogen ist. „Mit Hauruck kommst du nicht weiter. Entwicklung braucht Zeit – und diese Zeit haben wir uns genommen und genutzt.“ Nach zwei Vize-Meisterschaften ist der HSV nun als Bayernliga-Titelträger zurück im kostspieligen Konzert der Großen – rund 15 000 Euro kostet alleine der Spielbetrieb in der Dritten Liga. An Mitgliedsbeiträgen nimmt der HSV jährlich gerade einmal 7000 Euro ein.

    „Wir leben von der Hand in den Mund“, meint Kreisel, „aber wir können damit überleben und kommen über die Runden. Wenn wir aber wie andere Vereine auch noch Spielergehälter zahlen müssten, wäre das nicht machbar.“ Bergtheim ist eben Bergtheim: Die stur demonstrierte Bescheidenheit zeichnet den Dorfverein aus und dürfte in der neuen Klasse kein zweites Mal zu finden sein.

    Einzigartig ist jedenfalls die Tatsache, dass es im Vergleich zu den 13 Konkurrenzklubs keine einzige personelle Veränderung im Kader gegeben hat. „Das Team ist zusammengewachsen, hatte in der Bayernliga genug Zeit, sich weiterzuentwickeln. Da werden wir uns jetzt auch nicht verbiegen und weiter unser Ding machen“, sagt Kreisel, der die Geschlossenheit als großen Trumpf im Kampf um den Klassenerhalt betrachtet: „Auch privat machen die Spielerinnen vieles gemeinsam. Das sind Freundschaften.“ Also wird Kreisel sein Team, in dem Hannah Breitenbach Mutterfreuden entgegensieht und daher vorerst ausfällt, auch in der Dritten Liga schnell nach vorne spielen und ständig Druck ausüben lassen. „Konditionell sind wir voll auf der Höhe und können 60 Minute aufs Gaspedal treten“, meint der 64 Jahre alte Rentner, der auch Vereinsvorsitzender ist.

    Schwachstelle des Bergtheimer Spiels dürfte die Defensive sein, die sich auch schon in der Bayernliga phasenweise wie eine Diva gegeben hat: „Man muss zugeben, dass uns in der Abwehr die Perfektion fehlt und wir bis dato hier keine Kontinuität gezeigt haben. Daran aber arbeiten wir in jedem Training.“ Seit Mitte Juni läuft die Vorbereitung auf das Drittliga-Abenteuer: „Alle Mädchen haben toll mitgezogen“, weiß Kreisel und fügt an: „Wir haben unsere Hausaufgaben im Rahmen unserer Möglichkeiten gemacht. Es darf losgehen.“

    Und da wären wir wieder in dieser für Bergtheim neuen, professionalisierten Handball-Welt, die gleich zum Auftakt ihre Nebenwirkungen zeigt. Auch wenn der samstägliche Gegner aus dem 215 Kilometer entfernten Regensburg kommt, sind Schiedsrichter aus dem Saarland eingeteilt worden. „Alleine das kostet uns rund 500 Euro“, sagt Kreisel mit einem Lächeln im Gesicht, denn irgendwie ist er doch ganz froh darüber, wieder im Konzert der Großen dabei zu sein.

    Rund um die Drittliga-Frauen des HSV Bergtheim

    Der Kader

    Zugänge: keine. Abgänge: keine. Tor: Johanna Schestak (26 Jahre, Studentin), Evelyn Voigt (25, Studentin), Annina Tucher (33, Vermögensberaterin). Rückraum: Sandra Hämmerlein (21, Bürokauffrau), Regina Gothe (27, Lehrerin), Julia Lenz (29, Arzthelferin), Carolin Roth (Polizeibeamtin), Zuzanna Sklorz. Kreis: Hannah Breitenbach (27, Lehrerin), Anika Schurr (27, Polizeibeamtin). Außen: Yvonne Glück (28,Bürokauffrau), Claudia Pfleger (29, Referendarin), Kristina Bils (23, Studentin), Annika Brezina (21, Bankkauffrau-Auszubildende). Trainer: Wolfgang Kreisel (64, Rentner). Co-Trainer: Franziska Kreisel (48, Hausfrau), Gerlinde Lichtlein (40, Hausfrau). Physiotherapeutin: Dagmar Hetterich (37, Krankengymnastin). Athletik-Trainer: Marcus Winkler (28, Personaltrainer).

    Die Eintrittspreise

    Die Dauerkarte für alle 13 Heimspiele in der Dritten Liga kostet 40 Euro und beinhaltet zudem den Eintritt für alle anderen Heimspiele Bergtheimer Handball-Mannschaften. Das Tagesticket kostet regulär 6 Euro, Rentner, Schüler und Studenten zahlen 4 Euro, Kinder und Jugendlich bis 16 Jahre sind frei.

    Die Heimspieltermine

    11. September 2010, 18 Uhr: ESV Regensburg 18. September 2010, 18 Uhr: HSG Mannheim 2. Oktober 2010, 18 Uhr: HSG Freiburg 16. Oktober 2010, 18 Uhr: HSG Bensheim II 30. Oktober 2010, 18 Uhr: SG Leutershausen 13. November 2010, 18 Uhr: FSG Sulzbach 4. Dezember 2010, 18 Uhr: SG Haslach/H./K. 22. Januar 2011, 18 Uhr: TV Großbottwar 12. Februar 2011, 18 Uhr: TSG Ketsch 26. Februar, 18 Uhr: WSG Eningen/P. 19. März 2011, 18 Uhr: TuS Neunkirchen 10. April 2011, 16.30 Uhr: TV Grenzach 7. Mai 2011, 17 Uhr: VfL Waiblingen

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