Christian Reichert hat den Fluch besiegt und sich erstmals in seiner Karriere für die Olympischen Spiele qualifiziert. Der 31-jährige Würzburger wurde im portugiesischen Setubal in einem spannenden Qualifikationswettkampf über zehn Kilometer Zweiter und erfüllte damit die Norm.
„Das ist eine hammercoole Sache, alles ist perfekt gelaufen“, so der Schwimmer, der beim SV 05 Würzburg unter Bundestrainer Stefan Lurz trainiert, aber für den SC Wiesbaden startet. Vor vier Jahren hatte er die Qualifikation noch wegen eines Fehlers im Zieleinlauf verpasst, diesmal brachte der Polizeioberkommissar das Rennen konzentriert und erfolgreich zu Ende. „Vier Jahre lang habe ich alles dem Ziel Olympia untergeordnet und nur dafür gearbeitet. Ich bin so froh, dass es jetzt geklappt hat.“
Der Weltcupgesamtsieger des vergangenen Jahres und zweimalige Team-Weltmeister musste in Portugal als bester Deutscher und innerhalb der Top Ten anschlagen, um das Ticket nach Rio zu lösen. Mit Platz zwei, sechs Ränge vor seinem Konkurrenten Andreas Waschburger (Saarbrücken), erfüllte Christian Reichert die Aufgabe souverän. „Es ging um alles oder nichts. Jetzt ist mein großer Traum in Erfüllung gegangen. Einmal bei Olympia dabei zu sein, will doch jeder Sportler.“
Nach Leonie Beck, die den zweiten Teil ihrer Olympia-Norm über 800 m Freistil Anfang Juli bei den German Open noch erfüllen muss, ist Reichert der zweite Würzburger, der in Brasilien an den Start gehen wird. Der Familienvater, Töchterchen Mia-Sophie ist zweieinhalb Jahre alt, peilt beim Zehn-Kilometer-Rennen am 16. August in der Bucht vor der weltberühmten Copacabana einen Platz unter den Top Ten an. „Bei Olympia ist alles möglich“, sagt er, „ich bin schon mal da gewesen. Ich glaube, die Bedingungen kommen mir entgegen: hohe Wellen, kaltes Salzwasser. Ich werde alles geben und dann schauen, was dabei rauskommt.“
Weil er eine berufliche Laufbahn in der Sportfördergruppe der hessischen Polizei absolvierte, startet Reichert für den hessischen Klub aus Wiesbaden. Mehrere Tage in der Woche trainiert er jedoch in seiner Heimatstadt Würzburg und wohnt dann bei seinen Eltern. „Die optimalen Bedingungen beim SV 05 weiß ich erst richtig zu schätzen, seit ich weg war“, sagt Reichert, der in Würzburg in der Trainingsgruppe mit Ruwen Straub und Sören Meißner schwimmt, die beide die Olympia-Qualifikation im Becken verpasst haben.