Am Dienstag hat das bayerische Kabinett beschlossen, alle Veranstaltungen mit über 1000 Besuchern bis zum 19. April zu verbieten, um die Verbreitung des Coranavirus einzudämmen. Eine Maßnahme mit weitreichenden Folgen für den Sport. Ein Überblick, was das für die regionalen Top-Teams bedeutet, die im Schnitt mehr als 1000 Zuschauer bei Heimspielen haben.
FC Würzburger Kickers (Fußball, Dritte Liga)
Für den Zeitraum sind - Stand jetzt - gleich fünf Heimspiele der Rothosen geplant. Ob die Partien gegen Magdeburg (18. März), Jena (27. März), Kaiserslautern (9. - 13. April) und Chemnitz (17.- 20. April) unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden oder verlegt werden können, steht noch nicht fest. Eigentlich hatten sich die Drittliga-Vertreter am Montag darauf geeinigt, Geisterspiele möglichst vermeiden zu wollen.
Laut der Mitteilung des Deutschen Fußball Bundes (DFB) kommen 21 Prozent der Einnahmen aller Drittligisten aus dem Kartenverkauf. Ob freilich angesichts der Menge der abgesagten Partien überhaupt genügend Nachholtermine vorhanden wären, erscheint fraglich. Eine Entscheidung, darüber was mit den Partien der nächsten beiden Spieltage passiert, dürfte in Absprache mit allen Klubs am Mittwoch fallen. „Die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung sind das Wichtigste und stehen an allererster Stelle. Sofern uns die finalen Entscheidungen vorliegen, werden wir alle umgehend informieren“, wird FWK-Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer auf der Internetseite des Klubs zitiert. Wie die Kickers mit bereits gekauften Tickets und Dauerkarten umgehen, werde man erst beantworten, wenn feststeht, ob Spiele verschoben werden oder vor leeren Rängen stattfinden.
Von dem Veranstaltungsverbot betroffen ist auch das Auswärtsspiel der Kickers bei 1860 München (21. März). Für die Partie beim SV Meppen am Samstag ist bislang weder eine Absage noch ein Zuschauerausschluss geplant. Am Dienstag teilte die Stadt Meppen noch mit, "keine voreilige Entscheidung" treffen zu wollen. Am Mittwoch findet die übliche Sicherheitsbesprechung vor einer Partie statt. Anders als in Bayern gibt es in Niedersachsen kein Verbot von Großveranstaltungen sondern lediglich die Anweisung, diese auf den Prüfstand zu stellen.
s.Oliver Würzburg (Basketball, Bundesliga)
Das knapp sechswöchige Verbot betrifft auch Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg und mindestens dessen drei Heimspiele gegen Oldenburg (Samstag, 14. März, 20.30 Uhr), Gießen (Freitag, 20. März, 20.30 Uhr) sowie Vechta (Sonntag, 5. April, 15 Uhr). Bis zum 19. April sind desweiteren Begegnungen in Crailsheim, Weißenfels, Göttingen und Ludwigsburg terminiert.
Der Verein verweist auf Nachfrage auf die Basketball-Bundesliga, die den Spielbetrieb organisiert und nun eine Entscheidung treffen müsse. Was selbstverständlich nicht nur die vier bayerischen Bundesligisten (neben Würzburg München, Bamberg und Bayreuth) sowie die im bayerischen Neu-Ulm ihre Heimspiele austragenden Ulmer tangiert, sondern die komplette Liga.
Drei Szenarien sind aktuell denkbar. Die Spiele finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit oder eben vor maximal 1000 Zuschauern statt. Die Spiele werden verlegt - was aufgrund der engen Terminplantaktung mit noch elf Partien in den nächsten sieben Wochen bis zum 2. Mai eher unwahrscheinlich erscheint. Die Saison wird abgebrochen.
Auf Anfrage erklärte Heike Körner von der Abteilung "Medien/Kommunikation" der Basketball-Bundesliga am Dienstag: "Wir beobachten die Lage genau und sind in enger Abstimmung mit den Bundesligen anderer Sportarten." Die Basketball-Bundesligisten kämen am Donnerstag zu einer Sitzung zusammen, in der über das weitere Vorgehen entschieden werde. Ansonsten wolle man sich "nicht an Spekulationen, wie es weitergeht" beteiligen.
Die Baskets lassen derzeit prüfen, wie - je nach Entscheidung der Liga - mit bereits gekauften Tickets oder Dauerkarten umgegangen werden kann und bitten um Verständnis dafür, zum jetzigen Zeitpunkt keine detaillierteren Auskünfte geben zu können. Jeder weitere Schritt hängt also maßgeblich an der Entscheidung der Bundesliga, die aber offenbar keine Zeitnot sieht und sich bis Donnerstag Zeit lassen will, obwohl bereits am Freitagabend der 23. Spieltag eröffnet wird.
DJK Rimpar Wölfe (Handball, Zweite Bundesliga)
Einen Schnitt von knapp 1700 Zuschauern pro Heimspiel in der s.Oliver Arena hat Handball-Zweitligist DJK Rimpar Wölfe. Bis 19. April wären die Partien gegen den ASV Hamm-Westfalen (22. März, 19.30 Uhr) und den ThSV Eisenach (3. April, 19.30 Uhr) vom Ausschluss zumindest eines Teils der Besucher respektive von Absagen betroffen.
Selbst wenn Rimpar 1000 Zuschauer zuließe – was laut Geschäftsstellenleiter Christian Graber aktuell der Plan ist – hätten die finanziell mit bescheidenen Mitteln arbeitenden Wölfe bei insgesamt 1400 fehlenden Fans Einbußen in Höhe von etwa 17 000 Euro - für nur zwei Spiele. Bei einem Saisonetat von rund 900 000 Euro entspräche das zwar „nur“ zwei Prozent, „tut uns aber sicher weh“, sagt Graber. „Wir müssten dann entsprechende Sparmaßnahmen ergreifen. Die finanziellen Schwierigkeiten wären recht zügig erreicht, da wir ohnehin nahezu immer die Finanzen im Blick behalten müssen. Es werden daher sicher keine einfachen Wochen, die auf uns zukommen.“
Von einer „existenzbedrohenden Situation“ für Handballklubs spricht Oliver Lücke, Geschäftsleiter Kommunikation & Medien bei der Handball-Bundesliga GmbH in Köln (HBL) sogar. Das Ticketing sei in Sportarten außerhalb des Fußballs eine noch wichtigere Einnahmequelle für die Vereine.
Rimpar würde bei 1000 zugelassenen Zuschauern erst mal die Dauerkarten-Besitzer bedienen. Am Dienstagnachmittag stoppte der Klub bis auf Weiteres den Vorverkauf für sämtliche noch ausstehende Heimspiele. Die Wölfe haben auch einen Liveticker auf ihrer Homepage eingerichtet.
Die HBL hat für kommenden Montag eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Eine Telefonkonferenz mit den Zweitliga-Vertretern im HBL-Präsidium am Dienstagnachmittag ergab folgenden Konsens für den 25. Spieltag an diesem Wochenende: "Jeder Heimverein entscheidet in Absprache mit den örtlichen Behörden sowie im Austausch mit dem Gastverein und der HBL GmbH, ob sein Spiel ausgetragen werden kann", heißt es in einer Erklärung. Eine Verlegung auf einen späteren Termin sei möglich. Vorrangiges Ziel bleibe es, "alle Entscheidungen bzgl. Auf- und Abstieg bis zum Saisonende unter gleichen Voraussetzungen für alle Zweitligisten im sportlichen Wettbewerb zu ermitteln".
Für die Wölfe steht am Samstag die Auswärtspartie bei der SG BBM Bietigheim (19.30 Uhr) auf dem regulären Plan. Laut Graber will der Gastgeber 1000 Zuschauer zulassen, verlegt das Spiel aber von der großen EgeTrans Arena in die kleinere Halle am Viadukt.
Die erste Bundesliga pausiert am Wochenende aufgrund des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande am Freitag in Magdeburg – dort droht ebenfalls ein Geisterspiel. „Das gibt uns etwas mehr Zeit zu überlegen und zu planen“, sagt HBL-Pressechef Lücke. Grundsätzlich sei es in der zweiten Liga einfacher, Spiele zu verlegen als in der ersten – das Saisonende im Unterhaus ist bereits Ende Mai. Auch durch Doppelspieltage könnten dort Absagen oder Verlegungen einfacher aufgefangen werden.
„Aufgrund der für uns alle ungelernten Situation orientieren wir uns an den Behörden“, sagt Lücke. Oberste Priorität habe die Gesundheit der Bevölkerung.
FC Schweinfurt 05 (Fußball, Regionalliga)
Der Fußball-Regionalligist hat sich mit dem Gesundheitsamt Schweinfurt darauf geeinigt, beim Heimspiel gegen den SV Schalding-Heining am Samstag (14 Uhr) maximal 900 Zuschauerkarten in den Verkauf zu bringen, damit die maximale Anzahl von 1000 Personen im Stadion nicht überschritten wird. Im Schnitt verfolgten bislang 1437 Zuschauer die Heimspiele des FC 05 in dieser Saison. "Bei den Einlasskontrollen ist zu beachten, dass Personen mit akuten Erkältungssymptomen von der Partie ausgeschlossen werden", heißt es in der Pressemitteilung des Klubs. Außerdem werden die Zuschauer gebeten, "auf ein Handshake mit den Spielern zu verzichten". Am Ende freilich freut sich FC-05-Geschäftsführer Markus Wolf, dass die erste Liga-Heimpartie des Jahres mit Zuschauer-Unterstützung stattfinden kann: „Ein Heimspiel ohne Zuschauer ist für uns unmöglich", wird er in der Mitteilung des Klubs zitiert.