Als gebürtiger Rheinländer brachte der jobbedingte Umzug nach Würzburg ins tiefste Franken für Dirk Altenbeck durchaus einen kleinen Kulturschock mit sich. Der Job, das war die Tätigkeit als Minikoordinator bei der Nachwuchsakademie des Basketballbundesligisten s.Oliver Würzburg, die er im September 2016 antrat. "Am Anfang musste ich mich natürlich erst einleben, mich eingewöhnen. Aber mittlerweile bin ich in Würzburg sesshaft geworden, fühle mich wohl, meine Frau hat ebenfalls ihren Job hier." Als die Zusammenarbeit mit s.Oliver Würzburg im Juni 2019 beendet wurde – auf die Hintergründe möchte Altenbeck nicht näher eingehen, auch Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler wollte auf Anfrage der Redaktion keinen Kommentar abgeben – stand für den 55-Jährigen fest: "Ich würde gerne in Würzburg bleiben."
"Optimale Weiterbildung" das Ziel
Da traf es sich gut, dass auch Kinder und Eltern der von ihm trainierten Jugendjahrgänge daran interessiert waren, den gebürtigen Düsseldorfer in Würzburg zu halten: "Wir wollen, dass unsere Kinder auf dem Basketballparkett eine optimale Weiterbildung erfahren und sind überzeugt, dass sie diese mit Dirk Altenbeck bekommen", erklärt Frank Weidner, dessen Sohn an der s.Oliver-Würzburg-Akademie unter Altenbeck trainierte. Nachdem dessen Trennung vom Bundesligisten feststand, entschloss er sich deshalb mit weiteren Eltern von betroffenen Kindern zu einem großen Schritt: eine Vereinsneugründung. BBC Würzburg e.V. heißt der Verein, der seit dem 4. Mai 2019 existiert, Mannschaften in den Jahrgängen U 8, U 12 und U 14 stellt und bei dem Dirk Altenbeck als Trainer angestellt ist.
Als solcher coacht er erneut viele seiner ehemaligen Schützlinge, die von der Akademie zu den "Hornets", wie sich der Verein auch nennt, wechselten. "Die habe ich seit drei Jahren trainiert, das sind meine Jungs. Ich bin kein Trainer, der nur das Sportliche regelt, da ist auch immer ein sozialer Aspekt dabei. Und ich bin generell ein Mensch, der enge Beziehungen pflegt." Beleg dafür ist auch die Tatsache, dass ihm mehrere seiner Spieler aus der Jugendabteilung der BG Göttingen, wo Altenbeck vor dem Wechsel nach Würzburg tätig war, nach Unterfranken folgten. Unter anderem Jonas Weitzel und Philipp Hadenfeldt, die in dieser Saison beide für das Farmteam TG s.Oliver Würzburg in der ProB (dritthöchste deutsche Klasse) auflaufen.
Verantwortliche ziehen positives Zwischenfazit
Die Tätigkeit bei den neugegründeten "Hornets" sieht der Coach nach Stationen bei den Bundesligisten Würzburg und Göttingen auch nicht als Rückschritt: "Ich kann hier sehr professional arbeiten." Probleme damit, finanzielle Zugeständnisse zu machen, hatte Altenbeck, der auch beim BBC hauptamtlich angestellt ist, angesichts der sonstigen Rahmenbedingungen ohnehin nicht: "Ich habe mein Geld verdient und damit die Möglichkeit, mein Hobby zum Beruf zu machen", so der Ex-Banker. So fällt sein Zwischenfazit positiv aus: "Hier herrscht ein vertrauensvoller Umgang, von Seiten der Eltern erfahre ich viel Unterstützung."
Auch Frank Weidner, der als erster Vorsitzender agiert, zieht nach knapp 10 Monaten eine positive Bilanz: Zwar gestaltete es sich zu Anfang teilweise schwierig, freie Hallen für die Trainingseinheiten zu finden. Mittlerweile sei man aber auch hier auf einem guten Weg. Besonders hebt er die "familiäre Atmosphäre und den guten Umgang" innerhalb des Vereins hervor. Perspektivisch will der Verein sein Angebot im Jugendbereich aufstocken, eine U-16-Mannschaft stellen und in jedem Jahrgang auch expliziten Breitensport-Basketball bieten. Weidner ist überzeugt, dass es dabei keine Probleme mit den bestehenden Vereinen geben wird: "Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung. Außerdem sind wir offen für jede Art von Zusammenarbeit mit den bestehenden Vereinen."
Damit möchte sich der BBC langfristig in der Würzburger Basketballszene etablieren. Weidner: "Wir sind keine Eintagsfliege. Wenn das nur auf ein oder zwei Jahre angelegt wäre, wäre der ganze Aufwand nur vergeudete Energie."