Der kleine Rabe Socke dürfe keine nassen Füße bekommen, versichert die junge Dame, die sich gemeinsam mit ihrem Team und einem überdimensionierten Plüschtier aus der Kinderbuchserie ins Hallenbad Gerbrunn aufmacht. Dort startet wenig später das 24-Stunden-Schwimmen der örtlichen DLRG.
Carsten Zügner, 36, und Christian Keller, 41, lehnen derweil entspannt an einer Mauer und atmen noch ein wenig frische Luft ein. Die beiden in der Veitshöchheimer Balthasar-Neumann-Kaserne stationierten Bundeswehrler sind gerüstet für ihre Premiere. „Wir sind gespannt, was auf uns zukommt“, sagt Keller. „Der Spaß soll im Vordergrund stehen.“ Ein wenig sportlichen Ehrgeiz haben die beiden aber schon mitgebracht. „Wir wollen die nächsten 24 Stunden die meiste Zeit im Becken verbringen“, sagt Zügner, der aus Rieneck (Landkreis Main-Spessart) stammt. „Ich habe mir immer Etappen von 100 Bahnen vorgenommen. Das sind dann jeweils 2,5 Kilometer. Dazwischen heißt es Ausruhen, Essen und vielleicht auch ein wenig Schlafen.“ Ihr Highlight soll das Weißwurst-Frühstück am Sonntagmorgen werden.
Eine Treibholzbahn
Wenig später schleppen sie ihre Schlafsäcke in die entsprechend präparierte Turnhalle am Bad. Kurz vor 12 Uhr schnappt sich der DLRG-Vorsitzende Tobias Elswick das Mikrophon und zählt den Countdown herunter. Um Schlag zwölf springen zwei Schwimmerinnen als Erste ins Becken. Wenig später sind es schon 30 Teilnehmer, die sich auf die fünf eingeteilten Bahnen verteilen. Es gibt eine Treibholzbahn, für die gemächlich Schwimmenden, und einen schnellen Abschnitt für die, die es wissen wollen. „Für die Speedbahn in der Mitte haben wir in diesem Jahr erstmals zwei Wellenbrecherleinen im Einsatz“, sagt Elswick. Und tatsächlich: Die Elemente fangen die kräftigen Züge der flotten Sportler ab wie ein Fels die Wellen an der Küste, so dass die anderen Schwimmer nicht abgedrängt werden.
Jeder sucht sich seinen Rhythmus und seine Geschwindigkeit. So ein wenig erinnert das Treiben an Ringelpiez mit Anfassen im Wasser. Doch dahinter steckt harte körperliche Anstrengung, was auch die am Beckenrand positionierten Trinkflaschen unterstreichen. Am Ende werden 217 Starter mindestens einmal ins Wasser gesprungen sein und insgesamt 1353,5 km zurückgelegt haben. Das ist knapp die Hälfte der Donau-Länge (2845 km). Der fleißigste (Franco Kämpf) wird knapp über 35 Kilometer geschwommen sein. Der jüngste Teilnehmer wird Jahrgang 2014 (Jonathan Schumann), die jüngste 2012 (Juliane Augustin) geboren sein - und der älteste im Jahr 1926. Die Familienwertung werden die Hartmanns, Mitglieder der DLRG Gerbrunn, gewinnen, das beste Team werden einmal mehr die Warmduscher sein.
„Jeder kann in dem Zeitfenster so viel oder auch so wenig schwimmen, wie er möchte“, erläutert Elswick noch zu Beginn. Die einzige Bedingung ist, dass in den 24 Stunden immer jemand im Becken schwimmt. „Zur Not muss halt einer von uns DLRG-lern reinspringen“, bemerkt der DLRG-Vorstand. Soweit wird es nicht kommen, zumindest nicht gezwungenermaßen. Denn die Teilnehmer sind des Nächtens ebenfalls fleißig, auch wenn es weit nach Mitternacht im Becken schon deutlich ruhiger zugeht.
Zum elften Mal veranstaltet die größte DLRG-Gliederung in ganz Unterfranken – der Ortsverband Gerbrunn hat über 800 Mitglieder – bereits das 24-Stunden-Schwimmen. Letztes Jahr fiel es aufgrund der Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen aus. Doch schon da war klar, dass es 2018 weitergehen wird. „Für uns ist das Schwimmen eine tolle Möglichkeit, um uns der breiten Öffentlichkeit öffnen“, sagt Hans-Carsten Zipfel, der die Medien betreut. „Schließlich gibt es keinerlei Voraussetzungen, um mitschwimmen zu können.“ Außer natürlich die körperliche Fitness, die sich die Rettungsschwimmer vorschriftsgemäß vor dem ersten Sprung ins Wasser bescheinigen lässt. Nur der kleine Rabe Socke muss keine Unterschrift leisten. Denn er sitzt mit trockenen Füßen in der Ecke und übt sich als Maskottchen für seine Schwimmerinnen.
24-Stunden-Schwimmen in Gerbrunn Ergebnisse, Einzelwertung: 1. Franco Kämpf (701 Bahnen/35,05 km), 2. Anton Sommer (600/30), 3. Carsten Zügner (600/30), 4. Wolfgang Höfig (484/24,2), 5. Christian Keller (440/22), 6. Daniela Furkel (422/21.1), 7. Alexander Borowski (420/21), 8. Sarah Mathe (420/21), 9. Saskia Mathe (420/21), 10. Michael Huber (420/21). Familienwertung: 1. Schwarzmann (4 Mitglieder/56,55 km), 2. Baumgartner (4/44,5), 3. Doseth (5/40,05), 4. Augustin (5/32,5), 5. Puppe (3/29,2). Teamwertung: 1. Team Warmduscher (10 Mitglieder/135,7 km), 2. SV München 1899 (7/119,8), 3. Treibholzgang (11/86,1), 4. Hangman (8/82,9), 5. Team Bundeswehr Veitshöchheim (3/66,05).