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Der Notnagel vom Friedhof

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Der Notnagel vom Friedhof

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    Mit Puste zum Erfolg: Der Unterdürrbacher Friedhofsarbeiter Kai-Uwe
Köhler (rechts) besiegte im Derby gegen Schonungen seinen
Kontrahenten Markus Schäfer.
    Mit Puste zum Erfolg: Der Unterdürrbacher Friedhofsarbeiter Kai-Uwe Köhler (rechts) besiegte im Derby gegen Schonungen seinen Kontrahenten Markus Schäfer. Foto: FOTO UWE BECK

    RINGEN

    Bayernliga

    TV Unterdürrbach - TSV Schonungen 26,0:12,0
    SpVgg Freising - TSV Burgebrach 14,0:21,0
    SV Mietraching - ASV Neumarkt 21,0:15,0
    SV Untergriesbach - ATSV Kelheim 22,0:14,0
     1. SV Mietraching  9  9  0  0213,0:121,0 18:0 
     2. TSV Burgebrach  9  7  0  2185,0:148,0 14:4 
     3. SV Untergriesbach  9  6  1  2191,0:146,0 13:5 
     4. TV Unterdürrbach  9  4  1  4186,0:150,0  9:9 
     5. TSV Schonungen  9  3  1  5151,0:188,0  7:11
     6. ATSV Kelheim  9  3  0  6153,0:184,0  6:12
     7. SpVgg Freising  9  1  1  7125,0:207,0  3:15
     8. ASV Neumarkt  9  1  0  8135,0:195,0  2:16

    Zum Glück hat Jürgen Klinsmann nicht zugehört. Wahrscheinlich wäre der Nationaltrainer inspiriert worden zu weiteren Renovierungsarbeiten im Training des DFB - neben dem Springen mit Bleiwesten und dem Ableisten von Klimmzügen. Während Fußball-Deutschland über körperliche Defizite diskutiert, hat der Unterdürrbacher Ringer Kai-Uwe Köhler, 38, seine eigene Methodik gefunden, Fitness aufzubauen. Er hebt Gräber aus. Das, so sagt er, "ist mein Training".

    Zu regulären Trainingszeiten beim TV Unterdürrbach konnte er nämlich schon seit fünf Jahren nicht mehr erscheinen; erst einer Halsverletzung zufolge, dann wegen seines Jobs als städtischer Arbeiter auf dem Friedhof. Trotzdem hilft er bei Ringer-Kämpfen aus: "Wenn die Mannschaft mich braucht, bin ich da." Köhler ist freilich kein Niemand: Einst war er DDR-Meister und Teil des Kaders während goldenen TVU-Zeiten in der Zweiten Bundesliga.

    Ein Kampf mit viel Herz

    Die Erfahrung kam ihm im Derby gegen den TSV Schonungen (26:12) zugute. Der selbst ernannte "Notnagel" ersetzte den gesperrten Veteranen-Weltmeister Milos Govedarica und gewann den packenden Einzelkampf gegen Markus Schäfer 3:2. Trainer Nico Rascanu bescheinigte Köhler einen "Kampf mit viel Herz". Der gebürtige Thüringer ärgerte sich zwar über eine Beule am Kopf, und den lädierten Rücken mochte er gar nicht erst im Spiegel begutachten. Aber Köhler fühlte sich trotz Aushilfsrolle sofort als Teil einer Einheit: "Jeder kämpft hier für jeden, das Team ist zusammengewachsen."

    Das passt zum momentanen Erfolg von Unterdürrbachs Ringern, die sich in der Bayernliga gut eingelebt haben. Ohne den Lapsus in den Ausweisen von Govedarica und Drajan Marcovic - man versäumte, sie als Sport-Deutsche einzutragen - hätte der Aufsteiger sogar nach dem Meistertitel streben können. Zwei fehlende Stempel versagten jedoch drei Triumphen am grünen Tisch nachträglich ihre Gültigkeit. Sportlich ist der TVU allerdings top und Rascanu - der zusammen mit Ilja Winheim noch keinen Saisonkampf verloren hat - würde sich gerne einen höheren Tabellenrang legitimieren lassen: "Denn sportlich haben wir jeden in der Tabellenspitze geschlagen."

    Cheerleader an der Matte

    Titelträume müssen jedoch um eine Saison verschoben werden. Rascanu argumentierte dazu, dieser Dämpfer sei für stabiles Wachstum nicht mal übel: "Wir wollen nicht übertreiben." Eine überhitzte Konjunktur verhindern möchte auch Abteilungsleiter Sven Richter: "Es bringt nichts, wenn wir aufsteigen und aufsteigen und dann gleich wieder absteigen."

    Zu Höhenangst besteht allerdings wenig Grund. Die Grundlagen in Unterdürrbach sind nämlich prächtiger denn je. Zu Kämpfen kommen regelmäßig 300 bis 400 Zuschauer - von solchen Zahlen träumt der Würzburger Tischtennis-Bundesligist und die meisten Fußballteams der Region. Weil die Zahl der Ringer im Verein stetig wächst und wächst, hat man jüngst schon eine zweite Mannschaft gegründet. Sogar Cheerleader feuern die Ringer mittlerweile lautstark an, man stach die Mädchen dem Football-Team der Panthers aus.

    Kai-Uwe Köhler hat bei seinem Comeback gleich wieder solchen Spaß verspürt, nun möchte er versuchen, auch endlich wieder an einem Training teilzunehmen - wenn er es denn mit der Arbeit vereinbaren kann. Sonst muss er sich weiter auf dem Friedhof fit halten.

    Ergebnisse, 55 Kilo: Richter - Schmitt
    3:2. 60 Kilo: Lindner - Ukumiev 3:0.
    66 Kilo: Romantschuk - Schwanke 0:3,
    Winheim - Nazari 4:0 (Schulterschwung
    nach 85 Sekunden). 74 Kilo: Feser -
    Schmidt 0:4, Rascanu - Sommer 4:0
    (Übergewicht). 84 Kilo: Marcovic - Pfister
    3:0, Abel - Dimitri 3:1. 96 Kilo: Linz -
    Gräb 3:0. 120 Kilo: Köhler - Schäfer 3:2.

    Unterdürrbachs Recken im Internet:
    www.tvu-ringer.de

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