Fussball
Kreisklasse Würzburg 1 SV Waldbrunn – SV Kist 4:0 (2:0)
Alexander Wolf hat in seinem Fußballerleben schon einiges erlebt. Bis 2002 kickte der gebürtige Thüringer für die TG Höchberg in der Landesliga, war Spielführer und Leitfigur. Am gestrigen Sonntag stand der Kister Spielertrainer auf dem arg holprigen Rasen des Waldbrunner Sportplatzes und blickte etwas verschämt zu Boden: „Dass ausgerechnet mir das passiert, ist natürlich sehr ärgerlich.“ Nicht einmal fünf Umdrehungen hatte der Sekundenzeiger gemacht, da unterlief dem Libero Wolf ein Stockfehler, den Walbrunns Simon Schmitz zur frühen Führung für das Heimteam nutzte. „Ich habe mich in der Halbzeit bei der Mannschaft entschuldigt“, erzählte Wolf später.
Die 0:4-Niederlage nagte an ihm und nicht nur die: Waldbrunn hat durch den Erfolg Kist überholt. Der SV steht nun auf dem Relegationsrang 13. Der TSV Prosselsheim ist als 14. bis auf einen Punkt an die Kister herangerückt. Der Kampf um den Klassenerhalt wird für das Wolf-Team zu einem ganz zähen Ringen. „Die Chancen liegen weiter bei uns. Wir können in dieser Liga jeden schlagen“, sagte Kists Coach trotzig.
Ein paar Meter weiter standen derweil Sascha Hintz und Steffen Ross, die beiden Trainer des SV Waldbrunn, und grinsten zufrieden. Im Winter war Steffen Roos beim A-Klassisten TSG Waldbüttelbrunn entlassen worden, weil er vom Sportgericht wegen einer groben Tätlichkeit für sechs Monate gesperrt worden war. Roos, der im Falle eines Relegationsspiels wieder spielberechtigt wäre, entschied sich bei seinem Heimatverein anzuheuern. Seitdem legt der SVW einen Ritt auf der Rasierklinge hin, siegte mal gegen gegen Aufstiegsanwärter FV Thüngersheim mit 6:1, unterlag mal Kellerkind Rottendorf II mit 1:4. Stand mal über, mal unter dem Strich, der die Abstiegszone vom rettenden Kreisklassen-Ufer trennt. Auch Roos sagt: „Wir können gegen alle Kreisklassen-Mannschaften gewinnen.“ Am Sonntag hat sein Team schon einmal den Relegationsplatz verlassen.
Die Geschichte des Derbys ist schnell erzählt. Die Hausherren wirkten – mit der beruhigenden frühen Führung im Rücken – entschlossener in den Zweikämpfen und zielstrebiger vor dem gegnerischen Tor. Nachdem Mathias Haberstumpf nach 15 Minuten eine Freistoßflanke per Kopf zum 2:0 verwertete, konnte Kist nicht mehr zurückschlagen. Auch wenn den Waldbrunner Treffern drei und vier durch Schmitz und Johannes Hundt zumindest diskussionswürdige Schiedsrichter-Entscheidungen voraus gingen (lesen Sie dazu den Schri-TÜV) – der Heimerfolg war ohne Frage verdient. Zu harmlos und wenig durchschlagkräftig wirkten die Kister Bemühungen. „Den letzten Funken Willen und Leidenschaft habe ich bei meiner Mannschaft vermisst“, sagte SV-Coach Wolf.
Waldbrunn: Dietmar – C. Müller – Arnold, Schaut – Haberstumpf, M. Müller (88. Lanny), Siehs, Schmitz (85. Schlund), Kemmerzell – Weidner, Hundt (83. Hintz). Kist: Kiesel – Wolf – Englert, Saths – Guhr (46. Wiesen), Leonard Kadrija, Schnäder, Sengl, Werthmann (77. Hahn) – Leomir Kadrija, Hahnfeld. Tore: 1:0 Schmitz (5.), 2:0 Haberstumpf (15.), 3:0 Schmitz (69.), 4:0 Hundt (82.). Schiedsrichter: Scheuplein (Würzburg). Zuschauer: 300.