„Der Aufstieg in die zweite Bundesliga, das war das Größte. Auch wenn uns das ja eigentlich keiner zugetraut hatte. Aber wir hatten eine tolle Kameradschaft.“ Bruno Werner zögert einen Moment. So, als ob er nachdenkt. Als ob Bilder durch seinen Kopf schwirren. Bilder einer großen Fußball-Karriere. Werner war einer der „Aufstiegs-Helden“, die 1977 mit der Bayernliga-Meisterschaft den Sprung in die zweithöchste deutsche Spielklasse schafften. „Das war natürlich eine unvergessliche Zeit“, sagt er nach einer Weile. Eine, die er sich zu Beginn seiner Fußballer-Laufbahn nicht wirklich vorgestellt hatte. „Allein schon das Derby gegen 04. Oder das Spiel gegen den Club. Die Fans haben uns immer richtig hochgepusht. Das war schon sensationell, da dabei zu sein.“
Dabei wäre es fast nichts geworden mit dem Fußball. „Meine Mutter war dagegen. Sie hatte schon meinem Bruder verboten, Fußball zu spielen. Aber ich habe es mir nicht verbieten lassen“, lacht Werner. Er begann bei der Post. 1973 kam er zu den Kickers. „Eigentlich war ich ja erst bei den Nullvierern im Gespräch. Aber das ist dann im Sand verlaufen.“ Die Rothosen bemühten sich mehr um Werner. „Eines Tages saß Heinz Hillenmeier bei mir im Wohnzimmer und fragte, ob ich nicht Lust habe, zu den Kickers zu kommen.“ Werner hatte. „Im ersten Jahr habe ich die Kickers genau eine Mark gekostet“, lacht er. „50 Pfennig Porto, um meinen Pass zum Verband nach München zu schicken. Und 50 Pfennig für das Rückporto.“ Mit Porto kennt sich Werner aus. Von Beruf ist er nämlich Briefzusteller bei der Post. Und zwar der mit dem größten Zustellbezirk in ganz Deutschland. „Vom Dom bis zur Nordsee“, flachst er, der in der Innenstadt die Post bringt.
Plötzlich spielte Geld eine Rolle
Die ging nach seinem Wechsel zu den Kickers auch sportlich ab. Spätestens, als sein damaliger Trainer Richard Saller ihn vom Libero zum Mittelfeldspieler umfunktionierte. „Das war Sallers bester Schachzug“, findet Werner noch heute. „Hinten hat der Erwin Markert dicht gemacht, und ich habe mir weiter vorne einfach gedacht: „Euch geb' ich!“ Der Spaß sei in der Zweitliga-Saison ein wenig abhanden gekommen, erinnert sich Werner. „Plötzlich hat eben auch das Geld eine Rolle gespielt.“ Nicht bei ihm, der als Vertragsamateur nach wie vor seinem Beruf nachging. Trotzdem: „Die Zweite Liga war schon Außergewöhnlich.“ Werner machte 31 Zweitliga-Partien für die Kickers und schoss vier Tore. „Das schönste war der Freistoß zum 3:0-Endstand gegen den 1. FC Nürnberg. Das vergisst du nie.“
Genauso wie die Fahrten quer durch die Republik. „Unser Busfahrer Udo Puchta war der wildeste und beste. Der ist auch schon mal auf dem Standstreifen hinter der Polizei her, um schneller an einem Unfall vorbeizukommen.“ 1980 dann die abrupte Vollbremsung: Knieoperation. Die Karriere auf dem Platz war beendet. Daneben ging sie weiter – Werner wurde Trainer, natürlich auch bei seinen Kickers. Unter Peter Sträßer war er Co-, später Cheftrainer.“ Bis die Kickers Paul Hupp engagierten. Aber darüber will er nicht groß reden. „Viel wichtiger ist doch, dass mich heute auf der Straße noch ehemalige Spieler grüßen, dass man ein paar Freundschaften geschlossen hat. Eigentlich ist das doch das, was im Fußball zählen sollte.“
Online-Tipp
Alle bereits erschienenen Teile der Serie anlässlich des 100. Geburtstages des FC Würzburger Kickers finden Sie im Internet unter: www.mainpost.de/sport/ wuerzburg/wuerzburgerkickers/