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FUßBALL: DRITTE LIGA: Die Kickers jubeln: Der Heimfluch ist besiegt

FUßBALL: DRITTE LIGA

Die Kickers jubeln: Der Heimfluch ist besiegt

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    321 Tage hat's gedauert. So lange mussten sie beim FC Würzburger Kickers auf einen Heimsieg warten. Jetzt hat es tatsächlich wieder geklappt. Das 1:0 (0:0) gegen den Halleschen FC war ein Erfolg der hart erkämpften Sorte, bei dem sich die Würzburger über eine halbe Stunde lang in Unterzahl abrackerten. Es war kein Spiel für Fußball-Ästheten. Aber wer hatte das auch erwartet?! Es ging für die Rothosen an diesem Samstag einzig und alleine ums Gewinnen und darum, den letzten Tabellenplatz zu verlassen. Beides ist dem Team von Trainer Michael Schiele gelungen – auch für den Übungsleiter war es der erste Sieg nach der Beförderung zum Chefcoach. Und das vollauf verdient. „Würzburg wollte diesen Sieg heute einen Tick mehr“, stellte Halles Trainer Rico Schmitt fest. Er sagte das, was auch die 5104 Zuschauer auf den Tribünen am Dallenberg gespürt haben dürften.

    Die Noten der Roten

    Die pure Freude

    Die Erleichterung, die pure Freude war den Akteuren ganz deutlich anzusehen. Wer das Leuchten in den Augen der meisten Spieler sah, der konnte spüren, dass dies kein normaler Sieg war. „Das war ein perfekter Tag heute“, meinte Schiele, bevor er sich aus dem Presseraum verabschiedete - allerdings nicht, ohne daran zu erinnern: „Wir stehen noch immer auf einem Abstiegsplatz.“ Ein erster Schritt aus der Krise ist den Kickers gelungen. Man wird am Dallenberg hoffen, dass man nun so richtig ins Laufen kommt in dieser bisher so verkorksten Spielzeit.

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    Königs im Fanblock

    Der Held des Tages jubelte mitten unter den Fans. Torschütze Marco Königs hatte sich nur eine Jacke übergestreift. In kurzer Hose stand er auf dem Vorsängerpodest vor dem Fanblock hinter dem Tor und feuerte seine Mitspieler in der Schlussphase an. Es war der Schlussakkord dieses für den Angreifer ziemlich verrückten Nachmittags. Der 27-Jährige, einst Stürmer der traurigen Gestalt, hatte am vergangenen Wochenende beim 1:2 in Köln nach 16 langen Monaten endlich sein erstes Liga-Tor im Kickers-Trikot erzielt. Zur Belohnung durfte er gegen Halle wieder von Beginn an ran. Und er rechtfertigte Schieles Vertrauen, indem er in dem Moment, als Halles Bester, Tobias Müller, kapital patzte, eiskalt zur Stelle war.

    Königs erlief Müllers abenteuerlichen Rückpass und blieb auch im Abschluss eiskalt. Sein Tor in der 53. Minute war einer der wenigen Höhepunkte in diesem von Zweikämpfen zerfressenen Spiel.

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    Gelb-Rot für Torjubel

    Königs feierte seinen zweiten Treffer in Folge auch entsprechend mit einem kurzen Hüpfer auf den Zaun in Richtung Fans. Der Sprung freilich reichte, nach korrekter Regelauslegung, aus, um eine Gelbe Karte nach sich zu ziehen. Blöd nur, dass Königs bereits verwarnt war. Der Osnabrücker Schiedsrichter Frank Willenborg zeigte dem Torschützen Sekunden nach dem Treffer deshalb Gelb-Rot. „Da sind die Emotionen übergekocht“, schilderte Königs die Szene später: „Vielleicht war das auch ein bisschen dumm von mir. Als ich auf dem Zaun stand, dachte ich mir: ,Oh, ich hab' ja schon Gelb.'“

    Reine Willenssache

    Vielleicht sei aber diese Gelb-Rote Karte, die Unterzahl in der Schlussphase, genau das i–Tüpfelchen gewesen, um die Mannschaft zu jener Energieleistung zu pushen, die Halle am Schluss völlig entnervte, meinte Schiele. Die Gäste aus Sachsen-Anhalt blieben über 90 Minuten ohne jegliche Torchance. Dies war das Produkt einer enormen Würzburger Laufleistung. Und während die Kickers eben diesmal über 90 Minuten in der Defensive fehlerlos blieben, leisteten sich die Gäste den spielentscheidenden Lapsus. „Wir sind immer wieder angelaufen, haben Halle immer wieder attackiert“, stellte Schiele fest. Mit dieser aggressiven Herangehensweise provozierten die Kickers eben auch Fehler wie den vor dem entscheidenden Treffer. Alles reine Willenssache also.

    Vorbildlicher Felix Müller

    Die Kickers-Mannschaft scheint den Abstiegskampf nun verinnerlicht zu haben, zeigte genau jene Tugenden, die man ihr bisweilen abgesprochen hatte: Kampfgeist und Einsatzbereitschaft. Dabei sind es, das ist auffallend, gerade jene Spieler, die schon in der vergangenen Zweitliga-Saison im Würzburger Kader standen, die in dieser so schwierigen Phase für die Kickers, als Vorbilder vorangehen.

    Kapitän Sebastian Neumann ist so eines. Felix Müller ein anderes. Der Offensivmann rieb sich gegen Aue förmlich in Zweikämpfen auf, setzte immer wieder zu Sprints an und war sich am Schluss auch nicht zu Schade, im rechten Moment Platz zu machen. „Ich habe Minuten vor Schluss auch angezeigt, dass nun ein frischer Mann rein soll. Der Erfolg vom Team steht dann im Vordergrund“, sagte Müller.

    Ein deutliches Lebenszeichen

    Die Leidenschaft für das gemeinsame Ziel zu entfachen, das scheint Trainer Schiele zumindest diesmal gelungen zu sein. Königs' Ausflug in den Fanblock stand dafür symbolisch. „Ich und Thorsten Fischer haben uns kurz besprochen, dass wir dort hingehen“, berichtete Königs später. Nicht nur er, sondern auch der Aufsichtsratsvorsitzende und Geldgeber, stand am Ende also unter den Anhängern. „Ein Zeichen“ sei das gewesen, fand nicht nur Königs: „Da sieht man, wie er an diesem Verein hängt.“ Die Kickers haben nun also ein deutliches Lebenszeichen gesendet. Noch ist es aber nicht mehr. Nach der Länderspielpause geht es in Chemnitz weiter.

    „Jetzt kommen die Gegner, die auf Augenhöhe mit uns sind. Da wollen wir nachlegen. Und vielleicht sind jetzt auch manche Kritiker erst einmal etwas ruhiger“, meinte Schiele. Der Glaube, dass es mit den Kickers in dieser Saison doch noch ein gutes Ende nimmt, ist an diesem Samstag jedenfalls deutlich gewachsen. Was ein Sieg nicht alles bewirken kann!

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