Eine Traube junger Frauen dribbelt auf dem Schulsportplatz am Landkreisgymnasium konzentriert mit dem Ball am Fuß im Kreis. In ihrer Mitte springt ihr Trainer umher und versucht, der einen oder anderen den Ball abzuluchsen. Gelingt das, werden ihr fünf Liegestütze befohlen.
Der Trainer heißt Jürgen Walter und spielte erst beim ETSV Würzburg, dann mit den Würzburger Kickers in der Bayernliga, der damals dritthöchsten Spielklasse, und schließlich in Randersacker. Er trainierte Höchberg, Sulzfeld, Untereisenheim, Dettelbach, Volkach und zuletzt Biebelried. Im Sommer schlug er ein neues Kapitel auf und übernahm beim SV Veitshöchheim die Frauenmannschaft in der Bezirksoberliga.
Im Flachs hatte Jürgen Walters Nichte Katharina Bankl ihm das vorgeschlagen, war sich aber sicher gewesen: „Das macht er nie.“ Umso überraschter war sie, als er zusagte. Überzeugen lassen hatte sich Walter von Andreas Schmitt, der beim SV Veitshöchheim den Frauenbereich organisiert. Was Walter imponierte: „Der Frauenfußball genießt in Veitshöchheim einen hohen Stellenwert.“ Andi Schmitt und Rudi Hehrlein seien „sehr zielstrebig und engagiert“. Vielleicht, meint Walter, sei das ein Grund, weshalb er nun dort und nicht woanders sei. Es sind Eigenschaften, die er schätzt.
„Er hat frischen Schwung in die Mannschaft gebracht. Der Respekt war von Anfang an da, noch bevor er was gesagt hatte“, erinnert sich Spielführerin Melanie Taupp. Eigentlich, gesteht sie, habe sie mit dem Fußball schon aufhören wollen. Ein Gedanke, mit dem sie nicht allein war. Ob Walter eine andere Mannschaft übernommen hätte? Vielleicht, vielleicht auch nicht.
In einem früheren Interview hatte Walter einst gestanden, dass er sich schnell verliebe. Gemünzt war das auf seine Mannschaften. Was sich liebt, das neckt sich. „Die Mädels haben sich immer was zu erzählen“, macht er augenzwinkernd auf den Unterschied zwischen Männlein und Weiblein aufmerksam. „Wenn wir klagen, dass wir nicht mehr können, müssen wir eine Übung dreimal wiederholen“, sagt Taupp, und bestätigt damit den Ruf, der Walter vorauseilt. Weitaus ernster ist seine zweite Feststellung gemeint: „Die Mädels verinnerlichen Spielvorschläge, die wir im Training üben, wesentlich besser und versuchen, diese im Spiel umsetzen. Sie probieren es nicht nur einmal, sondern mehrmals, und wenn es dann funktioniert, ist das großartig.“
Gierig auf Fußball
Keine Vorstellung davon, was oder wer da auf sie zukommt, hatte Karolina Teichmann. Doch aus ihren Bedenken wurde Begeisterung: „Wir haben sofort gemerkt, dass er richtig Spaß an der Sache hat. Mit seiner Art hat er uns von Anfang an gepackt und nach dem Abstieg aus dem Loch geholt.“ Die Trainingsteilnahme schoss in die Höhe. Mehr als 20 Spielerinnen dribbelten schließlich um ihren Trainer. „Wenn wir fleißig sind, werden wir Erfolg und dabei Spaß haben, und daraus ergibt sich mehr Fleiß. Das haben die Mädels verstanden“, sagt Walter.
Er sprüht vor Elan. An Ehrgeiz hat es ihm noch nie gemangelt. Doch fordert der Rottendorfer den auch bei den Mitwirkenden ein. „Bei dem, was ich tue, kommt ein Echo zurück. Wir motivieren uns gegenseitig. Die Mädels sind gierig auf Fußball“, erkannte Walter schnell eine Gemeinsamkeit. Ob er denn auch so gierig sei und mit ihnen wieder in die Landesliga möchte?
„Muss ich noch darauf antworten?“, fragt er zurück. Nach vier Spielen sind die Frauen vom SV Veitshöchheim in der Bezirksoberliga derzeit ungeschlagen. Noch nicht einmal ein Gegentor haben sie in ihren bisherigen Spielen kassiert. „Obwohl wir einige Ausfälle verschmerzen müssen, ist genügend Potenzial in dieser Truppe“, sagt ihr Trainer vor dem richtungsweisenden Duell mit den ebenfalls ungeschlagenen Hopferstädterinnen am Samstag auf dem SV-Gelände.