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FUßBALL: DRITTE LIGA: Die neuen Freiheiten des Felix Müller

FUßBALL: DRITTE LIGA

Die neuen Freiheiten des Felix Müller

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    Erfurts Torwart Philipp Klewin fällt Felix Müller. Den Strafstoß verwandelte der 24-Jährige ganz kaltschnäuzig selbst.
    Erfurts Torwart Philipp Klewin fällt Felix Müller. Den Strafstoß verwandelte der 24-Jährige ganz kaltschnäuzig selbst. Foto: Foto: Frank Scheuring/Foto2press

    Ganz am Schluss kann man dann doch raushören, wie Felix Müller seine Vorstellung einschätzt. Kurz zuvor hat er noch gemeint, dass er in den letzten Wochen doch schon auch gute Spiele gemacht habe und dass nur die Statistik heute halt besonders gut sei und dass doch bitte andere beurteilen sollen, ob dies sein bestes Spiel gewesen sei. Nun also sagt der Mann, der mit einem selbst herausgeholten und selbst verwandelten Strafstoß nicht nur für den effektvollen Schlusspunkt beim 4:1-Sieg des Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers über FC Rot-Weiß Erfurt gesorgt, sondern die vorangegangenen drei Treffer der Rothosen auch indirekt oder direkt eingeleitet hatte: „Den Elfer hätte ich mir sowieso geschnappt. Ich wollte unbedingt ein Tor machen nach dieser Leistung.“

    Es war eine formidable, vielleicht tatsächlich die beste, die der 24-Jährige gezeigt hat, seit er das Kickers-Leibchen trägt. Also seit Sommer vergangenen Jahres, als ihn der damalige Kickers-Trainer Bernd Hollerbach vom Drittligisten Preußen Münster verpflichtete, aber dann in der zweiten Liga auch nicht regelmäßig Verwendung hatte für den einmaligen U-20-Nationalspieler.

    Der in Rodalben gebürtige Südwestpfälzer Müller, der bei der TSG Hoffenheim das Kicken lernte, war einer der nur fünf Spieler, die nach dem Abstieg am Dallenberg geblieben sind, was er vor allem zu Beginn dieser Drittliga-Saison zwischendurch bestimmt auch bereute. Bei Felix Müller ist es vielleicht am augenfälligsten, was sich getan hat bei den Rothosen, seitdem Michael Schiele Stephan Schmidt als Cheftrainer beerbte.

    Man rieb sich verwundert die Augen

    Unter Schmidt, der tendenziell eher dazu neigte, auf die von ihm verpflichteten Neuzugänge als auf die Dagebliebenen zu vertrauen, kam Müller zwar regelmäßig zum Einsatz – aber bisweilen durfte man sich schon verwundert die Augen reiben, weil von seinem vergangene Saison, als Hollerbach den gelernten Linksverteidiger auch mal auf Rechtsaußen gestellt hatte, immer wieder mal aufblitzendes Können und von seinem schwungvollen Spiel nach vorne allenfalls rudimentäre Versatzstücke übrig geblieben schienen. Müllers Talent, konnte man sich denken, war irgendwo auf dem Weg von Liga zwei nach unten offenbar verlustig gegangen.

    Denkste! Fragt man Michael Schiele, was er denn mit Müller gemacht habe, damit der so aufblühte in den letzten Wochen, grinst der Kickers-Trainer erst mal, dann bläst er die Backen auf und überlegt, was er denn darauf antworten soll. Letztlich lässt Schiele das Nähkästchen geschlossen, aber hat man in den letzten Wochen häufiger mit ihm geplaudert, so konnte sich der Eindruck doch verstärken, dass Vorgänger Schmidt offenbar nicht nur Schwierigkeiten hatte, seiner Mannschaft eine Spielidee zu vermitteln, sondern auch, dass der Chef- und sein damaliger Co-Trainer offenbar zumindest in Teilen fundamental unterschiedlicher Meinung waren. Schiele sagt: „Ich habe Felix damals, als er unzufrieden war, gesagt: 'Bleib ruhig. Deine Zeit kommt'.“

    Selbstvertrauen und Selbstverständnis

    Es scheint, als sei sie nun gekommen. Beim fünften Kickers-Sieg in Serie, dem 4:1 am Freitagabend, das vor Müllers Strafstoß Orhan Ademi mit seinem zweiten Doppelpack in Folge (27., 71.) und Patrick Göbel (43.) in die Wege geleitet hatten, agierte Müller wie aufgedreht.

    Bittet man ihn um seine Analyse, was denn nun seit ein paar Wochen anders ist als in dieser noch bis Mitte Oktober hinein aus Kickers-Sicht vermaledeiten Saison, meint Müller, dass sich vor allem „Selbstvertrauen und Selbstverständnis“ geändert hätten. Offensiv wie defensiv. „Davor hatten wir Angst, Gegentore zu fressen. Heute wissen wir, dass wir auch zu Null spielen können, und vorne spielen wir uns sehr viele Chancen raus. Und wenn man das tut, dann trifft man auch.“

    Freiheiten in der Offensive

    Müller spürt jetzt „großes Vertrauen vom Trainer“, das hat er zuletzt immer wieder gesagt, und wenn er das derart betont, dann heißt das natürlich auch unausgesprochen, dass er das zuvor nicht spürte. „Ich habe in der Offensive große Freiheiten, kann mich auf der Zehn frei bewegen, und das Vertrauen gebe ich gerne zurück.“ Der gelernte Linksverteidiger fühlt sich im offensiven Mittelfeld hinter den Spitzen pudelwohl. Schiele gefällt besonders, „wie intelligent er die Räume sucht und bespielt im vorderen Drittel“, und der Trainer hat sehr wohl registriert, dass Müller sein Vertrauen „zurückzahlt“.

    Er wollte das Tor unbedingt

    Bei den Kickers steht angeblich kein Elfmeterschütze vor der Partie fest, weil laut dem Trainer einige seiner Spieler diese Übung auch unter Druck sicher beherrschen. Den bisher einzigen in dieser Saison verwandelte Ademi. Am Freitagabend, da war der Stürmer schon ausgewechselt, lief auch Kapitän Sebastian Neumann nach dem Pfiff in Richtung Ball. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Gefoulten war klar, wer schießt: Felix Müller wollte ja unbedingt sein Tor machen.

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