Einen Basketballer unter zwei Metern, das gibt es doch gar nicht. Folglich sucht der Reporter auch etwas hilflos in dem Schweinfurter Café, in dem er sich mit Max Kupfer verabredet hat. Denn Max Kupfer ist Basketballer und Top-Scorer bei der DJK McCafé Schweinfurt.
In der Ecke winkt schließlich jemand mit einer gelben Baseball-Kappe. „Bist Du überhaupt einsachzig?“ fragt der Reporter zweifelnd. „Einsachtundsiebzig“, sagt Kupfer. „Das ist früher genau mein Problem gewesen. Mir haben vor allem in der Jugendzeit viele Trainer nicht zugetraut, dass ich höherklassig spielen kann.“ Da würde ich nur weggeblockt. „Dabei fühlt sich der Aufbauspieler gerade erst wohl, wenn ein richtiger Brocken versucht, sich ihm in den Weg zu stellen“ so Kupfer. „Ich bin da viel wendiger als große Gegenspieler und komme leichter durch die Lücke an diesen vorbei. Ich habe einfach die Fähigkeit, diese Lücken als Erster zu sehen und zu nutzen.“
Der Schweinfurter hat es trotz vieler Zweifel bis in die Zweite Bundesliga geschafft, spielte eine Saison in Rattelsdorf. Noch mehr wäre vom Talent her vielleicht möglich gewesen, aber es fehlten halt ein paar Zentimeter Körpergröße, um das Vertrauen höherer Instanzen gewinnen zu können. „Ich habe mir dann überlegt, wo ich mich im Basketball sehe und ob ich damit mein Geld verdienen kann – und habe mich dann entschieden, was ganz anderes zu machen. Ich bin auf die Schauspielschule gegangen.“ Nach einer zweijährigen Ausbildung an der Münchner Schauspielschule „Actors in Motion“ wurde aus Max Kupfer der Schauspieler Max Kidd.
„Holger Geschwindners Philosophie war immer die Entspannung. Das konnten wir dann an Nowitzki selbst sehen“
Max Kupfer
In der RTL-Soap „Unter uns“ spielt er den 18-jährigen Philipp Krone – der bislang größte Erfolg in der jungen Karriere neben Rollen in Kurzfilmen und Independent-Produktionen. Jedoch hat Max („In Schweinfurt heiße ich Kupfer, Kidd ist nur mein Künstlername“) dort gekündigt und will künftig eigene Projekte realisieren. „Ich schreibe zur Zeit Drehbücher dafür.“ Zudem stehen den Winter über Castings für weitere Filmrollen an. „Da ist aber noch nichts spruchreif.“
Aus Schweinfurt möchte Kupfer nicht wegziehen, auch wenn die große Filmwelt sich eher in München, Köln oder Babelsberg bei Potsdam trifft. „Private Gründe“ halten ihn am Main, einer davon heißt Basketball. Nachdem Max den Entschluss gefasst hatte, es nicht im Profi-Sport zu versuchen, wollte er ganz aufhören. „Zwei Monate habe ich es ausgehalten, dann bin ich zur DJK Schweinfurt.“ Und ist dort eben zusammen mit Jan Seume Top-Scorer. „Ich versuche Schauspielerei und Basketball so zu verbinden, dass ich immer zu den Spielen da bin.“ In dieser Saison hat das bislang immer funktioniert, zur Not wird halt mal ein Casting-Termin passender gelegt. Zumal auch beides gut miteinander harmoniert. „Als Schauspieler mache ich viel Körpertraining, das hilft mir auch beim Sport, weil ich viel beweglicher bin. Ich bin in der Liga vermutlich der schnellste Spieler.“
Kidd: „Mein Jupiter steht gut“
Kupfer will mit der DJKS (derzeit Tabellenführer der Oberliga vor der punktgleichen TG Würzburg II, die sie im direkten Vergleich mit 110:101 besiegt hat) unbedingt in die Regionalliga aufsteigen. „Dort drin zu bleiben, das ist dann leichter, als jetzt aufzusteigen. Im Grunde genommen können nur wir uns selbst den Aufstieg vermiesen.“ Denn der Ex-Bundesliga-Spieler und Dirk-Nowitzki-Freund Burkhard Steinbach hat in seinem ersten Trainerjahr nicht nur eine homogene Truppe geformt, sondern auch eine Art „Power-Basketball“ eingeführt.
„Das schnelle Spiel ist unsere Stärke, und das macht unsere Auftritte auch spektakulär. Wenn ich mir dagegen die Matches von Bamberg in der Bundesliga angucke mit den 50 Punkten, die da geworfen werden – das ist, wie wenn ein Fußball-Spiel minus eins zu minus zwei ausgehen würde.“ Die Schweinfurter machen es kaum mal unter 100 Punkten.
Die Zweite Liga sei durchaus machbar, „wenn man nicht diesen Tunnelblick bekommt, für den gerade die Schweinfurter prädestiniert sind – egal in welcher Sportart. Da lassen die führenden Leute niemanden mehr an sich ran und dann geht es schneller abwärts, als man denkt“. Die DJK habe sich aber mit der Verpflichtung von Steinbach die nötige Kompetenz von Außen gesichert. „Ein sehr guter Anfang.“
Von seiner sportlichen Ausbildung her, hätte Kupfer auch das Zeug dazu, in einer Schweinfurter Zweitliga-Mannschaft zu stehen. Im Alter von elf Jahren langweilte Max sein Tennis, ein Freund nahm in mit zum Basketball. „Sonst wäre ich wohl nie auf diesen Sport gekommen.“ Zwei Jahre später fuhr er schon täglich nach der Schule nach Würzburg ins Basketball-Internat. Mit 16 schickte ihn sein Trainer für ein Sport-Jahr in die USA. In Cincinatti spielte er dann in der High School seinen Lieblingssport. Nach der Rückkehr ging es vollends nach Würzburg ins Basketball-Internat.
Mit 16 Jahren in die USA
Zudem übt er oft mit Holger Gschwindner und – wenn dieser auf Heimaturlaub in Würzburg weilt – auch mit Dirk Nowitzki. „Gschwindners Philosophie war immer die Entspannung. Das konnten wir dann an Nowitzki selbst sehen.“ Zum Beispiel, wenn Gschwindner immer gefordert habe, „einen Stock zu verschlucken. Weil das die Rückenmuskulatur enorm entspannt. Wenn man sich den Dirk anschaut, der wirft stets mit stocksteifem Rücken“.
2008 soll für Kupfer ein gutes Jahr werden. Auf dem Programm stehen: Erfolg mit Film- und Schauspiel-Projekten und der Aufstieg mit der DJK. „Mein Jupiter steht gut, der deckt mir den Rücken“, sagt er lachend.
Zur Person
Max Kupfer alias Max Kidd Der Schweinfurter, Jahrgang 1985, absolvierte von 2002 bis 2005 die Schauspielschule „Actors in Motion“. Zuletzt spielte er in den Kurzfilmen „First Case Murder“ und „Revolte“.
Seine Homepage im Internet: www.max-kidd.de