Als die deutsche Rollstuhl-Basketball-Nationalmannschaft der Frauen vor wenigen Tagen bei den paralympischen Spielen in Peking Silber gewann, hatte Andrea Ehrenfels ganz besonders mitgefiebert. „Ich habe jedes Spiel aufgenommen, die Mädels kenne ich noch alle von früher“, erzählte die ehemalige Nationalspielerin, die ihre internationale Karriere mittlerweile aus Zeitmangel beendet hat. Eine schöne Zeit habe sie bei der Nationalmannschaft gehabt, spielte beispielsweise bei der Europameisterschaft im französischen Lille oder vertrat die schwarz-rot-goldenen Farben bei einem Turnier in Toronto.
Nun stand nicht die kanadische Metropole auf dem Reiseplan, sondern der Sommer-Cup-Wettbewerb in der Kürnacher Höllberghalle. Hier trat Andrea Ehrenfels für das Team der RSG Würzburg an: „Mit manchen Frauen spiele ich erstmals seit fünf Jahren wieder zusammen, wir haben auch Debütantinnen dabei. Alles in allem sind wir ein tolles Team“, erzählte sie. Auf die Frage, was die Zahl 41,8 auf den Trikots der Frauen bedeute, erklärte sie dann lachend: „Das ist unser Durchschnittsalter.“
Im normalen Ligabetrieb spielen die Frauen bisher in Männer-Teams mit, eine eigene Frauen-Spielklasse gibt es noch nicht. Und so sieht Veranstalter Gerd Herold aus Hettstadt auch die Bedeutung des Turniers um den „Sommer-Cup“. „Wir wollen versuchen, mehr Frauen zum Rollstuhlbasketball zu bringen, um irgendwann einen echten Ligabetrieb zu etablieren.“ Er räumt allerdings ein, dass es bis dahin noch ein langer Weg sei. In Kürnach musste er – auch aufgrund der Reise der Nationalspielerinnen nach Peking – die Absagen von zwei Teams kompensieren. Daher sprangen kurzfristig Männer-Mannschaften aus Würzburg und Amberg ein, um das Teilnehmerfeld aufzufüllen. Beide traten allerdings außer Konkurrenz an.
Das tat der Atmosphäre in der Höllberghalle ohnehin keinen Abbruch. So zog Ahmed Salameh, Trainer der Würzburger Frauenmannschaft, ein positives Fazit: „Ich bin sehr zufrieden mit der Veranstaltung und der Leistung meiner Mannschaft, wir hatten viel Spaß.“ Dass bei allem Spaß jedoch auch ein gesunder sportlicher Ehrgeiz nicht fehlte, zeigten die Reaktionen der Würzburger auf das unnötige Ausscheiden im Halbfinale gegen Bochum. Eine Halbzeitführung von sechs Punkten reichte nicht zum Sieg, am Ende gab man die Partie noch mit 28:29 aus der Hand. Andrea Ehrenfels ärgerte sich über „zu wenig Nervenstärke in den entscheidenden Situationen“, Salameh trauerte der guten Chance auf den Turniersieg hinterher.
Am Ende überwog jedoch die Freude über Platz drei, und die Frauen waren schon wieder zum Scherzen aufgelegt. „Gut, dass wir heute nicht gewonnen haben, dann haben wir wenigstens die Motivation, nächstes Jahr wieder anzutreten“, war der allgemeine Tenor. Dies ist ganz im Sinne von Gerd Herold, der den Sommer-Cup gerne als regelmäßige Veranstaltung mit mehreren Vorausscheidungen in verschiedenen Orten und einem großen Finale etablieren möchte. Die Chancen dafür sieht er durchaus. Im kommenden Jahr, wenn den Vereinen alle Nationalspielerinnen zur Verfügung stehen, dürfte einem reinen Frauen-Turnier wohl auch nichts mehr im Wege stehen.
Ergebnisse
Vorrunde
Halbfinale
Spiel um Platz 5
Spiel um Platz 3
Finale