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HANDBALL: 2. BUNDESLIGA: Fan attackiert Radiokommentator

HANDBALL: 2. BUNDESLIGA

Fan attackiert Radiokommentator

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    Ihr Ausflug in den Osten der Republik war kein vergnüglicher: Michael Lightbeer und Gabi Würzburg
    Ihr Ausflug in den Osten der Republik war kein vergnüglicher: Michael Lightbeer und Gabi Würzburg Foto: Lightbeer

    Der Handball ist nicht gerade die Sportart, die gemeinhin für gewaltbereite Fans bekannt ist. Doch auch dort gibt es sie. Ein solcher trat während des Zweitligaspiels der DJK Rimpar Wölfe beim Dessau-Roßlauer HV am vergangenen Freitagabend verbal und tätlich in Erscheinung - und zwar gegenüber den Pressevertretern Michael Lightbeer und Gabi Würzburg von "würzburgRadio" aus Veitshöchheim. Der Mann beleidigte den Journalisten während dessen Liveübertragung aufs Übelste, seine Lebensgefährtin versuchte der Zuschauer, ins Gesicht zu schlagen, er traf sie dabei an der Schulter. Das Paar hat am Dienstag Anzeige erstattet und auch die Handball-Bundesliga (HBL) eingeschaltet.

    Erste Auseinandersetzung vor Anpfiff

    Was genau war passiert? "Wir waren eineinhalb Stunden vor Anpfiff in der Halle und haben unser Equipment aufgebaut auf den Plätzen, die uns der Hallensprecher zugewiesen hat", berichtet Michael Lightbeer. In der Anhalt Arena befinden sich in der obersten Reihe der Tribüne links und rechts einer Kommentatorenkabine Stühle mit einem Klapptischchen für die Medienvertreter. 

    Etwa zehn Minuten vor Spielbeginn, so schildert es Lightbeer, sei es zur ersten Auseinandersetzung gekommen. "Wir wurden von kommenden Zuschauern beschimpft und aufgefordert, ihre Plätze zu verlassen. Offenbar waren die auch verkauft."

    Platzwechsel sorgt für Missstimmung

    Also bauten Michael Lightbeer und Gabi Würzburg ihre Technik wieder ab und zogen auf Anweisung eines Vereinsvertreters auf die andere Seite der Kommentatorenkabine um, wo ihnen zwei neue Stühle zugewiesen wurden, hinter zwei einheimischen Männern. Denen das offensichtlich missfiel. Und die permanent aufstanden, was freilich ihr gutes Recht ist, aber Lightbeers Arbeit störte. "Weil ich nichts mehr vom Spiel gesehen habe, bat ich die beiden, doch bitte sitzenzubleiben", schildert der Journalist. Die Antwort des einen Mannes: "Halt die Fresse!" 

    Aufgeladene Atmosphäre 

    Als Rimpars Handballer nach fünf Minuten bereits mit 5:1 gegen die abstiegsbedrohten Dessauer führten und das Unheil für die Gastgeber ihren Lauf nahm, wurde die ohnehin aufgeladene Atmosphäre für die Gäste nicht angenehmer: Sie wurden mehr und mehr ausgepfiffen. Auch die Laune des besagten DRHV-"Fans" verschlechterte sich noch.  "Bei jedem Tor der Wölfe beleidigte er mich als Arschloch, Penner, Proll oder Ähnliches", berichtet Lightbeer. Die Aufzeichnungen seiner Radioübertragung, die dieser Redaktion vorliegen, bestätigen das. Mehrmals bat Lightbeer den Mann laut eigener Aussage um Mäßigung, während sich seine Lebensgefährtin zurückhielt. "Ich wollte deeskalierend wirken, darum bin ich nicht auf die Provokationen eingegangen", erklärt Gabi Würzburg. Wovon sich der Mann offenbar nur noch mehr provozierte fühlte.

    Sicherungen brennen nach Schiedsrichterentscheidung durch

    Bis ihm die Sicherungen durchbrannten. Auslöser war anscheinend eine Schiedsrichterentscheidung, mit der er nicht zufrieden war, die Lightbeer aber als korrekt wahrnahm und auch so kommentierte. "Da drehte er sich plötzlich um, holte aus und wollte Gabi ins Gesicht schlagen." In der Aufzeichnung sind kurz vorher die Worte "Zieh Leine, ich kann auch anders!" zu hören. Gabi Würzburg reagierte reflexartig und drehte sich weg. "Dadurch traf er mich nur an der Schulter. Ich wurde nicht doll verletzt, habe dann aber doch lieber meinen Platz verlassen und mich in eine Ecke gestellt. Das war schon schockierend."

    Michael Lightbeer reagiert in der Radioübertragung fassungslos: "Meine Frau wird hier von Zuschauern angegriffen! Wir unterbrechen die Sendung und holen die Polizei!", ruft er. Danach wurde er laut eigener Aussage von hinter ihm sitzenden Besuchern, die sich später auch für den anderen Zuschauer entschuldigten, zurückgehalten, selbst auf den Schläger loszugehen. Er setzte seine Arbeit dann fort.

    DRHV verurteilt den Vorfall

    Nach dem 26:21-Sieg informierte Lightbeer die Klubverantwortlichen über den Vorfall und zeigte ihnen ein Foto, das er von dem Mann gemacht hatte. Das bestätigt Geschäftsführer Christian Beutler auf Anfrage dieser Redaktion. "Keinem der Mitarbeiter bzw. Vorstände des DRHV ist dieser Zuschauer bekannt", sagt Beutler. "Der DRHV verurteilt und bedauert diesen Vorfall sehr. Der Verein wird die Behörden bei ihren Ermittlungen im vollen Umfang unterstützen. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wird der DRHV alle ihm zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen, dazu zählt u.a. auch ein Hallenverbot."

    Fanausschreitungen 2017 in Coburg 

    Bereits im Oktober 2017 waren Dessauer Fans in die Schlagzeilen geraten. Während der Partie beim HSC 2000 Coburg hatten gewalttätige Gästeanhänger Sicherheitskräfte und Polizeibeamte angegriffen, von denen mehrere leicht verletzt wurden. Dass in der Anhalt Arena schon einmal "Pressevertreter verbal oder nonverbal angegriffen wurden ist dem DRHV nicht bekannt", so Beutler. 

    Die Plätze, auf denen Michael Lightbeer und Gabi Würzburg saßen, seien die offiziellen Presseplätze. "Weitere sind auf dem Sprecherturm vorhanden und wurden Herrn Lightbeer vor Beginn der Partie angeboten. Der Verein wird die Vorfälle intern aufarbeiten und die Sitzplatzsituation für Pressevertreter prüfen", antwortet Beutler auf die Frage, ob der Klub die unmittelbare Nähe zwischen Zuschauern und Journalisten für ideal hält oder dahingehend Nachbesserungsbedarf sieht.

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