2. Bundesliga, Männer
DJK Rimpar Wölfe - TuS Ferndorf 23:23 (12:12)
Der TuS Ferndorf hätte der Lieblingsgegner der DJK Rimpar Wölfe bleiben können. Doch obwohl die Unterfranken auch im achten Vergleich gegen die Siegerländer zum achten Mal ungeschlagen blieben, fühlte sich das 23:23 (12:12) am Abend des Faschingssamstags nicht nur für Kreisläufer Patrick Gempp "eindeutig wie eine Niederlage an". Auch Ceven Klatt gestand nach dem Treffen mit seinem früheren Verein: "Vom Spielverlauf her ist das ein verlorener Punkt. Wir hatten in dieser Saison schon öfter am Ende das Quäntchen Glück auf unserer Seite und konnten meist mit einem Tor gewinnen, heute hat es uns mal erwischt." Bei sechs Siegen war es das zweite Unentschieden.
"Wir wollten diese Halle unbedingt mal nicht als Verlierer verlassen", sagte Klatts ehemaliger Mannschafskamerad und TuS-Trainerkollege Michael Lerscht. "Daher freuen wir uns extrem über diesen Punkt." Seine Schützlinge erzwangen ihn erst in den letzten drei Minuten mit einer bemerkenswerten Moral.
Gedenken an Opfer von Terroranschlag in Hanau
An einem der lautesten Tage des Jahres wurde es vor dem Anpfiff in der Würzburger "Turnhölle" erst mal still. Hallensprecher Gerd Nöth rief zu einer Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags von Hanau auf. "Wir wollen ein Zeichen setzen, dass Hass und Gewalt in unserer Gesellschaft keinen Platz haben", sagte Nöth. Danach sahen 1525 Zuschauer in der s.Oliver Arena - Minusrekord in dieser Saison - ein umkämpftes und bis zuletzt spannendes Spiel.
In der ersten Viertelstunde schickte sich zunächst der Rimparer an, die Ferndorfer zu ärgern, der seinen Farben im Hinspiel mit 21 Paraden und einer Quote von unfassbaren 55 Prozent an gehaltenen Bällen beide Punkte gesichert hatte: DJK-Keeper Max Brustmann demonstrierte in der 13. Minute bereits seine sechste Parade - und was für eine! Mit dem Fuß katapultierte er die Kugel nach einem Konter von Jan Wicklein in den Hallenhimmel. Wenig später nutzte der schnelle Linksaußen Dominik Schömig Brustmanns direkten Assist beim Tempogegenstoß zum höchsten Vorsprung für die Gastgeber vor der Pause: 8:5 (18.).
Gempp geht nach Schlag gegen Kopf zu Boden
Die Gäste ließen sich jedoch weder vom gegnerischen Torhüter noch von den anfänglichen Rückraum- und Tempotoren beeindrucken. In Überzahl glichen sie aus (8:8, 21.), direkt danach gingen sie dank ihres 4:0-Laufs zum zweiten Mal in der ersten Halbzeit seit dem 0:1 wieder in Führung. In dieser Phase wirkten die Rimparer irritiert vom vorübergehenden Ausscheiden Gempps, der in einer Abwehraktion zu Boden gegangen war, länger liegen blieb und behandelt werden musste. "Ich habe einen Schlag gegen den Kopf bekommen und erst mal nicht mehr so viel gecheckt", erläuterte der 23-Jährige hinterher. Er sah Sternchen. Die schmerzende linke Schläfe kühlte er dann auf der Bank. Beim Wiederanpfiff wirkte er wieder mit - "durch das Adrenalin ging's halbwegs". Da stand es 12:12.
Vor allem zwei Akteure waren bei den Kreuztalern bis dahin und auch danach am auffälligsten. Zum einen Schlussmann Lucas Puhl, der vor der Pause neun Bälle und insgesamt 16 parierte (Brustmann: 9). Zum anderen der agile und schwer zu verteidigende schwedische Spielmacher Julius Lindskog Andersson, Sohn des künftigen Ferndorfer Coachs Robert Andersson. Er narrte die DJK-Deckung des öfteren, und mit unhaltbaren, teils ansatzlosen Hammerwürfen aus der Nahdistanz avancierte er auch diesmal zum Toptorschützen des TuS. "Wir haben es nicht geschafft, ihn so in den Griff zu kriegen, wie wir uns das vorgestellt haben", beklagte Klatt.
Rote Karte gegen Ferndorfs Abwehrchef
Auch nach dem Seitenwechsel blieb das von den Deckungsreihen dominierte Duell umkämpft, zudem wurde es immer hektischer. Die Wölfe legten vor, der Wiederaufsteiger - seit der 28. Minute mit einer 5:1-Abwehr - legte nach. Die Gastgeber suchten und fanden nun immer wieder Gempp am Kreis, der mit seinem dritten Treffer zum 16:14 einnetzte (40.). Doch auch sein Gegenspieler Thomas Rink traf, unter anderem zum 16:16 (41.) und 19:19 (51.).
Dann eine Szene, die hätte die Gegenwehr der Gäste brechen oder sie zumindest demoralisieren können: Wegen eines Fouls an Gempp kassierte TuS-Abwehrchef Branimir Koloper seine dritte Zeitstrafe (52.). Doch denkste! Obwohl Steffen Kaufmann eine 3:0-Serie für Rimpar zum 23:20 (57.) vollendete und damit zum zweiten Mal in der Partie eine Drei-Tore-Führung herstellte, kämpften sich die Ferndorfer erneut zurück. Und glichen durch Mattis Michel abermals aus: 23:23 (60.). Lerscht lobte: "Dass meine Jungs bei minus drei so eine kämpferische Geschichte auf die Platte bringen - Respekt davor!" Klatt kritisierte: Bei dem Stand "muss ich erwarten, dass wir zielstrebiger agieren, die Würfe verwandeln und hinten noch aggressiver spielen". Im Zentrum verloren die Wölfe zu viele Zweikämpfe. "Wir waren teilweise zu inkonsequent", wusste Innenverteidiger Gempp. "Normalerweise stehen wir kompakter und helfen Max mehr."
Klatt kritisiert unsouveräne Schiedsrichter
Dass die Hektik in der zweiten Hälfte zunahm, lag aus Sicht von Klatt an den Schiedsrichtern Fabian Friedel und Rick Herrmann: "Sie waren in meinen Augen überfordert, ohne dass das zu sehr zu unserem Nachteil oder Ferndorfs Gunsten ausgegangen ist. Insgesamt haben die beiden keine gute Linie gehabt und dem Spiel nicht gut getan." Eine berechtigte Kritik. In der Tat wirkten die beiden Unparteiischen alles andere als souverän und sorgten auf beiden Seiten für mindestens diskutable Pfiffe.
Eine davon war eine klare Fehlentscheidung - "jeder in der Halle hat das gesehen", meinte der DJK-Coach. In der 59. Minute bekam Rimpar nach einem Foul gegen Benedikt Brielmeier keinen Freiwurf zugesprochen. Im Gegenzug traf Rink zum 23:23-Endstand. "Ob es die entscheidende Szene war, weiß ich nicht, ärgerlich war sie auf jeden Fall", so Klatt. "Die Schiedsrichter haben sich dafür entschuldigt", berichtete er, "aber davon kann ich mir auch nix kaufen."
22 Sekunden für den letzten Angriff reichten seiner Mannschaft nicht, um noch mal ein Tor zu erzielen. In der Tabelle bleiben die Wölfe trotzdem Siebter. Ferndorf aber bleibt vorerst wohl nicht mehr ihr Lieblingsgegner.
Die Statistik des Spiels
Rimpar: Brustmann (1.- 60.), Wieser (n.e.) - Schömig 5, Böhm 1, Karle 1, Gempp 4, Schmidt 4/1, Kaufmann 4, Siegler, Schulz, Backs (n.e.), Brielmeier 2, Herth, Sauer 2.
Ferndorf: Durica (n.e.), Puhl (1.-60.), Hottengroth (n.e.) - Sario (n.e.), Faulenbach 3, Basic, F. Schneider, Michel 1/1, M. Wicklein 1, L. Michel, J. Schneider 4, Bornemann 2, Andersson 7/1, Koloper, Rink 5.
Spielfilm: 2:2 (7.), 4:2 (9.), 6:5 (16.), 8:5 (18.), 8:9 (22.), 10:9 (25.), 12:12 (Halbzeit), 14:12 (33.), 16:16 (41.), 18:16 (43.)., 20:20 (53.), 23:20 (57.), 23:23 (60.).
Siebenmeter: 1/1 : 1/1.
Zeitstrafen: 4:4.
Rot: Koloper (Ferndorf, 52., dritte Zeitstrafe).
Schiedsrichter: Fabian Friedel/Rick Herrmann (Aue/Zschorlau).
Zuschauer: 1526.