Über die Trainerbänke der Handball-Frauen des HSV Bergtheim ist zuletzt ein kräftiger Wind geweht – mit dem Resultat, dass Moritz Kreisel ab sofort nicht mehr den Bayernligisten coacht, sondern als Nachfolger von Hannah Breitenbach wieder die zweite Mannschaft in der Bezirksoberliga. Das HSV-Aushängeschild übernehmen unterdessen zum Trainingsauftakt am heutigen Montag Michaela Lehnert und Karin Wehner als Doppelspitze. Damit werden die Bergtheimerinnen erstmals nicht von einem Mann trainiert.
Beim Trainingsauftakt mit dabei sein werden auch zwei Neuzugänge: Anna Winkler, Schwester des Ex-Rimparers Jan Winkler, kommt von der HG Königshofen/Sachsenflur. Julia Albert wechselt vom MTV Schweinfurt nach Bergtheim. Beide sind im Rückraum zu Hause. „Dort sind wir nun sehr gut aufgestellt. Für die Außenpositionen suchen wir noch Verstärkung, zumal Martina Gerdes aufgrund ihres Examens erst einmal kürzertreten wird“, sagt Neu-Trainerin Lehnert.
Die frühere Rückraumspielerin war lange Zeit eines der Gesichter des Liga-Konkurrenten HaSpo Bayreuth, der zwischen 2014 und 2017 in der Dritten Liga Ost gespielt hat. Am Ende war sie bei den Oberfranken übergangsweise Trainerin – und beendete ihre Karriere. In dieser Saison gab Lehnert als Spielerin ihr Comeback in Bergtheim – und hat wohl bereits regelmäßig Ansprachen an die Mannschaft formuliert. Die Bad Neustädterin Karin Wehner war zuletzt Co-Trainerin an der Seite von Harun Tucovic beim nahen Ex-Bayernligisten SG Garitz/Nüdlingen, bis dieser zur Saison 2016/17 sein Team zurückzog.
Freiwilliger Rückzug
Moritz Kreisel hat, seiner ruhigen und besonnenen Art gemäß, letztlich aus freien Stücken das Feld geräumt. Auf Nachfrage räumt der 33-Jährige ein, dass das Vertrauen von Seiten der Mannschaft nicht mehr vorhanden gewesen sei, dass er sie weiterentwickeln könne. Das ist insofern überraschend, als Kreisel den Bayernligisten im vergangenen Jahr in einer Umbruchphase übernommen hat und der Trend in der Rückrunde eindeutig nach oben gezeigt hat. So konnte sowohl der Tabellendritte HC Erlangen als auch der spätere Meister ASV Dachau bezwungen werden.
Wolfgang Kreisel, langjähriger Trainer und Vorsitzender des HSV, lässt über die fachlichen Qualitäten seines Neffen jedenfalls nicht kommen: „Leider hat mir Moritz mit seiner Aussage, die explizit war, das Heft des Handels aus der Hand genommen, und ich habe daraufhin Michaela Lehnert und Mannschaftsführerin Martina Gerdes beauftragt, sich selbst um die Trainerbesetzung zu kümmern.“
Über den Gegenwind von Seiten der Spielerinnen ist der frühere HSV-Erfolgsvater alles andere als glücklich, will hierzu aber nicht konkret werden. Intern sollen deutliche Worte gefallen sein. Wolfgang Kreisel sieht – daraus macht er keinen Hehl – das Team nun in der Pflicht: „Ich werde mir die Entwicklung mit der Gelassenheit meines Alters ansehen, aber auch eingreifen, wenn ich es für nötig befinde.“
Sein beruflich stärker eingebundener Neffe scheint mit seiner neuen Rolle als Trainer der Reserve längst warm geworden zu sein – zumal er künftig eng mit Stephan Dinkel zusammenarbeiten wird. Dinkel trainiert die Bergtheimer B-Jugend, die als sehr talentiert gilt und in der neuen Saison in der Landesliga spielen wird. „Wir wollen in den nächsten Jahren mehrere Nachwuchskräfte mit Doppelspielrecht an das Bayernliga-Niveau heranführen, damit wieder mehr Spielerinnen aus der eigenen Jugend den Sprung nach oben schaffen“, bekräftigt Moritz Kreisel. Vor ihm hielten es bereits Dinkel und Florian Reitz nicht allzu lange als Trainer der ersten Mannschaft aus.
Häufige Trainerwechsel
Zu den doch recht häufigen Trainerwechseln äußert sich Lehnert, die zuletzt zusammen mit Gerdes und Anna Zimmer den Mannschaftsrat gebildet hat, diplomatisch: „Bei den Vorgängern war der Kader noch ganz anders zusammengesetzt. Das kann man nicht vergleichen. Generell ist es meiner Meinung nach schwieriger, ein Frauenteam zu führen, gerade auch in kommunikativer Hinsicht.“ Karin Wehner und sie trauten sich das zu, wüssten aber, dass nun viel Arbeit bevorstehe.