„Sie spielen heute nicht gegeneinander, sondern gemeinsam gegen einen Feind der Menschheit: den Krebs.“ Mit diesen Worten kündigte Gerd Nöth, der Hallensprecher der DJK Rimpar Wölfe, am Sonntagnachmittag das Handball-Benefizspiel des Zweitliga-Aufsteigers gegen den Bundesliga-Traditionsklub VfL Gummersbach an. 2130 Zuschauer waren in die Würzburger s. Oliver Arena gekommen, um sich dieses hochklassige Sportereignis nicht entgehen zu lassen. Und um damit auch noch Gutes zu tun. Denn der Erlös des „Handy Games Charity Day 2014“, den die Wölfe und der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“ gemeinsam ausrichteten, ging zu gleichen Teilen an den Verein, der die Krebsbehandlung und -forschung an der Uni Würzburg unterstützt, und die DJK-Jugendarbeit.
Beide dürfen sich nun über eine großzügige Zuwendung freuen: Mit 50 250 Euro übertraf der Erlös alle noch so ehrgeizigen Erwartungen. „Das ist sensationell“, waren sich Daniel Sauer, Geschäftsführer der Wölfe, und Gabriele Nelkenstock, Vorsitzende von „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“ einig. Dieser Erfolg tröstete zudem über die sportlich doch sehr deutliche Niederlage der Rimparer gegen Gummersbach hinweg.
22:30 (10:13) verloren die Gastgeber gegen das Team des aus Heidingsfeld stammenden Nationaltorhüters Carsten Lichtlein, „den großen Sohn der Stadt“, wie der Hallensprecher ihn begrüßte, der erstmals seit 15 Jahren wieder in seiner Heimat zwischen den Pfosten stand – und den Zuschauern dabei einige sehenswerte Paraden bot. „Es war ein tolles Gefühl, dort zu spielen, wo ich in meiner Jugend einige Male trainiert habe“, sagte der 33-Jährige, der nach der Partie noch sein Trikot mit den Unterschriften aller Spieler versteigerte, und regte an: „Das sollten wir öfter machen.“
Sein Klub, der zehnfache deutsche Hallenmeister der 70er und 80er Jahre und viermalige Europapokalsieger, war ohne zehn Akteure angereist, darunter Stammkräfte wie Mark Bult und drei EM-Fahrer. Um überhaupt einen zweiten Auswechselspieler zur Verfügung zu haben, lieh sich Gummersbach noch Benjamin Scheiner vom Bayernligisten TSV Lohr aus. Doch auch bei den Wölfen fehlten einige Verletzte (wir berichteten); am Samstag hatte sich Steffen Kaufmann im Drittliga-Einsatz für seinen Zweitverein TV Kirchzell zu allem Übel noch einen Bluterguss am Oberschenkel zugezogen und fiel aus. Wie wichtig, ja wie unersetzlich der in der Vorrunde mit 102 Treffern beste Torschütze für Rimpar ist, das war eine Erkenntnis des Benefizspiels für Trainer Jens Bürkle: Ohne Kaufmann ging im rechten Rückraum so gut wie nichts. Eine zweite, nicht weniger bittere lautete: „Wir haben nicht nur einige Automatismen vergessen, sondern auch einige Neuerungen noch nicht so verinnerlicht, wie ich mir das gewünscht hätte. Offensiv sind wir mit dieser Leistung nicht wettkampftauglich“, beschönigte er sechs Tage vor dem Rückrundenstart am 1. Februar gegen Nordhorn-Lingen an gleicher Stelle nichts.
Dabei war seine Mannschaft zunächst vielversprechend gestartet. Nach einer Viertelstunde führten die Wölfe mit 9:5. „Sie haben uns am Anfang alles abverlangt“, lobte Lichtlein seine unterfränkischen Landsleute. „Wir haben uns gegen ihre aggressive Abwehr und ihren starken Torwart Markus Leikauf sehr schwer getan.“ Tatsächlich produzierte Gummersbach zunächst technische Fehler und Fehlwürfe zuhauf. Erst als die Gäste gegen Ende der ersten Halbzeit begannen, die Partie ernst zu nehmen, während die Gastgeber sie offenbar zunehmend leicht nahmen, zeigte sich der Klassenunterschied allmählich. Dank eines 7:0-Laufs zog das Team von Trainer Emir Kurtagic auf 12:9 davon.
Nach der Pause sorgte der VfL frühzeitig für die Vorentscheidung: Beim 20:12 nach 36 Minuten war das Spiel zugunsten des Bundesligisten entschieden. Die Rimparer hatten zunehmend Mühe, dessen defensiven Mittelblock zu überwinden und scheiterten mit einigen freien Würfen nach Kontern an Carsten Lichtlein. Die Kopflosigkeit im Angriff zog mangelnde Konsequenz in der Abwehr nach sich.
In den Schlussminuten wurde es aber noch einmal lustig. Beide Mannschaften ließen Gastspieler zum Einsatz kommen, die sich mit einer Spende von jeweils 50 Euro in die Teams „eingekauft“ hatten: Auf Rimparer Seite war dies Patrick Gutknecht, Fußballer beim ASV, bei Gummersbach dessen Freund Steffen Hoffmann, Kicker in der Jugend des SV Bütthard. Die Schiedsrichter verhalfen den beiden durch absichtlich haarsträubende Entscheidungen sogar zu Strafwürfen. Und so erzielten die Fußballer vom Siebenmeterpunkt jeweils noch einen Treffer für ihr Team, Gutknecht „überlistete“ Lichtlein gar mit einem Heber.
Launig war es vor dem Benefizspiel auch in einer Einlagepartie zugegangen, in der sich Rimpars dritte Mannschaft zuvor gegen eine Würzburger Promi-Auswahl um Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler und Maximilian Kleber mit 12:11 durchgesetzt hatte. Dabei tat sich das Eigengewächs des Basketball-Bundesligisten als gewiefter Torschütze auf der Mittelposition hervor – seine 2,07 Meter Körpergröße waren ihm dabei durchaus dienlich. Für ein musikalisches Zwischenspiel hatte Unterfrankens Rockmusikerin Steffi List aus Schwanfeld gesorgt. Und so war der Tag trotz der sportlichen Niederlage der Gastgeber ein voller Erfolg. Denn gemeinsam mit all ihren Gästen kämpften sie gegen den Krebs.
Die Statistik des Spiels
DJK Rimpar Wölfe – VfL Gummersbach 22:30 (10:13)
Rimpar: Leikauf, Madert – L. Spieß 2, Kraus 3, D. Sauer 7/3, Schmitt 3, Bötsch 3, Schäffer 2, Krze, Winkler 1, Gutknecht (Gastspieler) 1/1.
Gummersbach: Lichtlein – Schindler 1, Kopco 2, Lützelberger 5, Larsson 2, Gaubatz 6, von Gruchalla 3, Schröder 10, Scheiner, Hoffmann (Gastspieler) 1/1.
Spielfilm: 0:1 (2.), 3:1 (5.), 3:3 (8.), 6:4 (13.), 9:5 (16.), 9:12 (28.), 10:13 (Halbzeit), 11:14 (31.), 11:19 (35.), 12:21 (37.), 16:24 (45.), 16:27 (50.), 18:29 (55.), 21:29 (59.), 22:30 (Endstand).
Zeitstrafen: 1:0.
Siebenmeter: 6/4:3/1.
Zuschauer: 2130.