Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Hauptsache, der Pokal ist groß

Lokalsport Würzburg

Hauptsache, der Pokal ist groß

    • |
    • |
    Voll bei der Sache: Franz-Josef (links) und Philipp Ulsamer sind begeisterte und erfolgreiche Kick-Boxer.
    Voll bei der Sache: Franz-Josef (links) und Philipp Ulsamer sind begeisterte und erfolgreiche Kick-Boxer. Foto: FOTO CLAUDIA SCHUHMANN

    Schläge und Tritte - pardon: Kicks - muss der blaue Beutel im Sekundentakt einstecken. Philipp Ulsamer attackiert den Sandsack mit den Handschuh-bewehrten Fäusten und mit den Füßen, die er problemlos über den Kopf schwingen kann. Vor der Garage steht seine Mutter und feuert den 14-Jährigen an. Mehr noch: Sie schützt ihre Hände mit klobigen Polstern und steht ihren Söhnen tapfer als Trainings-Partnerin zur Verfügung.

    Die temperamentvolle Philippina ist es auch, die ihre Jungs tagtäglich nach Würzburg zur Kampfsport-Schule Dragon Gym bringt. "Ich bin die Taxi-Fahrerin", sagt Juanita Ulsamer und lacht. Drei und vier Jahre alt waren ihre Söhne, als sie mit dem Kampfsport anfingen.

    Was treibt so kleine Kinder aus dem Sandkasten in den Box-Ring? Ein ehrgeiziger Vater, der ihnen den Schnuller aus dem Mund nimmt und statt dessen einen Zahn-Schutz hinein steckt? Es war vielmehr die Sorge um die älteste Tochter. Das Mädchen sollte sich wehren können, denn ihre dunkle Hautfarbe veranlasste manchen Mitschüler zu hässlichem Verhalten. Die kleinen Brüder gingen mit zum Training und fanden Gefallen daran. Seit zehn Jahren sind sie nun dabei, und sie haben Erfolg. Beide belegten in ihrer jeweiligen Gewichts- und Altersklasse den ersten Platz im Leichtkontakt beim World Cup 2004, wurden im gleichen Jahr Dritte bei der Weltmeisterschaft in Basel, errangen erste und dritte Plätze bei den deutschen Meisterschaften.

    Philipp und Franz-Josef Ulsamer kämpfen in der WKA, der World Kickboxing/Karate Association. Ihr Sport ist seit 1974 eine eigene Wettkampf-Disziplin, für die aus den traditionellen fernöstlichen Kampfsport-Arten einheitliche Regeln entwickelt wurden. Beim Leichtkontakt sind Treffer zum Kopf und zum Oberkörper erlaubt, beim Vollkontakt dürfen auch die Beine attackiert werden. In Wettkämpfen sind zwei Runden zu je zwei Minuten zu absolvieren.

    Pokale, Urkunden, schwarze Gürtel besetzen jeden freien Platz in den Zimmern der Brüder. Dafür gehen sie jeden Tag zum Training. Zu Hause in der Garage trainieren sie dann noch einmal mit der Mama. In den Ferien bleibt Philipp freiwillig von fünf bis um neun im Dragon Gym. Und wenn sich die Geburtstagsfeier einer Freundin zur ernsthaften Versuchung auszuwachsen droht, ist immer noch der Vater da. Der erinnert seinen Franz-Josef dann daran, was wirklich wichtig ist.

    Verletzt haben sich die Brüder beim Sport bisher noch nicht. Weh tut Kickboxen nämlich nur, wenn man einen Treffer einsteckt. Sagt Vater Philipp Ulsamer. Philipp junior meint: "Im Kampf merkt man die Treffer nicht, da ist man voll mit Adrenalin. Und Hauptsache, der Pokal ist groß." Wenn Philipp und Franz-Josef so weiter machen, müssen Ulsamers anbauen - der Pokale wegen. Die Jungs wollen später einmal vom Kampfsport leben. Vollkontakt, wo "die Profis richtig Kohle verdienen. Aber natürlich nur, wenn sie gewinnen", fügt der Vater hinzu.

    Alternativen? "Es wird klappen mit dem Kampfsport." Philipp lässt sich nicht auf Diskussionen ein. Beim Thema Schule nämlich legt sich ein leidender Ausdruck auf die jungen Gesichter. Viel lieber denken sie an die Weltmeisterschaft, zu der sie im November nach Kanada reisen werden. Außerdem möchte Philipp endlich mal auf die Philippinen reisen - die Heimat seiner Mutter - und "die Oma besuchen."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden