Fußball
Landesliga Nord
TG Höchberg – SpVgg Selbitz 1:0 (1:0)
Würde man ein Lineal zur Hand nehmen und eine möglichst passende Linie durch den saisonalen Verlauf der Tabellenstände der Selbitzer und Höchberger Fußballklubs legen, bekäme man beinahe zwei aufeinander senkrecht stehende Geraden. Während die Fieberkurve der SpVgg stetig fällt, weist die der TGH eine positive Steigung auf. Der verdiente 1:0-Erfolg der schwach in die Saison gestarteten Höchberger gegen die Ostoberfranken ist der dritte Sieg in Serie, der den Landesliga-Dinosaurier bis auf Platz sechs der Tabelle hievt.
Es sind Gefilde, von denen Höchbergs Trainer Anton Kramer während der Vorbereitung auf die Frühjahrsspiele wohl nicht zu träumen gewagt hätte. Die Trainingsbeteiligung ließ damals zu wünschen übrig. Sie war einer der Gründe, warum Kramer im Februar seine mündliche Zusage für eine Amtsverlängerung um ein weiteres Jahr zurückzog. Knapp sechs Wochen später ist von Tristesse am Waldsportplatz nichts mehr zu spüren – zumindest dann nicht, wenn man das dürftige Ambiente außer Acht lässt. Gerade einmal 100 Zuschauer wollten das Duell zweier spielstarker Mannschaften sehen, für das Kramer im „Kracken-Echo“ viele Tore angekündigt hatte. „Die Arbeit wird hier nicht angemessen geschätzt. Das ist vor allem schade für die Spieler“, sagte Kramer, der und dessen Team nicht ganz unschuldig waren, dass es nicht zu einem fußballerischen Höhenflug, sondern nur zu einem mitunter stümperhaften Tiefgang auf dem Platz reichte. „Wir haben den Selbitzern vor allem in der zweiten Halbzeit die Lust am Spielen genommen und hinten nicht viel zugelassen. Diese Dominanz war so nicht zu erwarten gewesen.“
Dass auch seine Elf „keinen Traumfußball zeigte“, begründete der scheidende Trainer mit Füßen und Worten. Zunächst lief er auf den Rasen, um zu demonstrieren, dass auf dem kürzlich erst aufgetauten Geläuf keine großartigen Kombinationen möglich waren. Auch die verbale Rechtfertigung leuchtete ein. Vor allem im Mittelfeld tummelten sich junge Spieler, die vor Saisonbeginn kaum mit einem Stammplatz rechnen konnten, ihn aber – auch wegen diverser Abgänge im Winter – zugesprochen bekamen. „Man muss berücksichtigen, was diese Mannschaft für ein Potenzial hat, und was sie heute abgerufen hat. Damit bin ich absolut zufrieden“, sagte Kramer, der sich besonders für Benjamin Pickel, 20, freute. Der Youngster sprang für die etatmäßigen Stürmer – Dominik Halbig musste nach zehn Minuten wegen einer Muskelzerrung ausgewechselt werden, Pascal Blömer nutzte auch beste Chancen nicht – in die Bresche und traf nach einem Abwehr-Kuddelmuddel per Fallrückzieher zum Treffer des Tages (35.).
Höchberg: Bätz – Grieb, Weißenseel, Stumpf, Schlund (87. Conrad) – Höppner, Rappl, Pickel, Walter (80. Maschek) – Blömer, Halbig (10. Grünewald).
Selbitz: Schall – Gebhardt, Korpilla (63. Mircev), Rauch, Geupel – de Jesus Sabino (77. Gedik), Häßler, Schmidt, Walther (71. Baderschneider) – Bächer, Koßmann.
Tor: 1:0 Pickel (35.). Schiedsrichter: Kaspinski (Forchheim). Zuschauer: 100.