Disziplin ist im Profitennis oberstes Gebot. Davon kann Frank Wintermantel (TC Weinheim, deutsche Rangliste Nr. 60) ein Lied singen. Mehrere Jahre als Profi im Turnierzirkus unterwegs, lässt er es heute ruhiger angehen, spielt im Jahr bis zu zehn Preisgeldturniere und gehört seit sieben Jahren in das Zweitliga-Team des TC Weinheim – alles nur noch zum Spaß. Den will er auch bei der vierten Auflage der Männer-Tennismeisterschaften um den BVUK.-Cup auf der Anlage von Weiß-Blau Würzburg haben, den die heutige Nummer 60 in Deutschland gerne gewinnen würde.
Angefangen mit dem Tennisspiel hat der sportliche Athlet durch die Familie. Die Eltern und die beiden größeren Schwestern schwangen den Tennisschläger. Da lag es nahe, dass auch Nesthäkchen Frank im zarten Alter von drei Jahren begann, irgendwie denn Ball gegen die Wand zu spielen. „Mit Tennis hatte das nichts zu tun“, erinnert sich Wintermantel und grinst dazu. Ein paar Jahre später dann schon. Da war der Blondschopf einer der Besten in seiner Altersklasse und hatte von 14 bis 18 Jahren quasi ein Abo auf die Spitzenposition in Deutschland. Aber von der Nummer eins hierzulande bis hin zur Nummer eins in der Welt ist der Weg beschwerlich. Wintermantel versuchte trotzdem, ihn zu gehen.
Allerdings immer mit der nötigen Bodenhaftung. Das war auch die Bedingung seiner Eltern, die die Tenniskarriere finanzierten. Erst das Abitur zu machen und sich dann auf der Profitour zu versuchen. Allerdings würde Wintermantel heute rückblickend einen anderen Weg wählen: Nach der Schule erst College-Tennis in den USA spielen und bei entsprechender Klasse im Anschluss die Profilaufbahn einschlagen. „Es muss so viel zusammenpassen“, erklärt der heute 27-Jährige, „und es gehört auch immer noch eine große Portion Glück dazu“. Das hatten einige seiner Gegner aus der Jugend wie Juan Martin del Potro, Roberto Bautista Agut und Jo-Wilfried Tsonga, die heute zur Weltspitze gehören. Bester von ihnen ist derzeit der Kroate Marin Cilic, der bei den US-Open im Halbfinale gegen Novak Djokovic steht. „Gegen ihn habe ich mit 16 Jahren gewonnen“, erinnert sich Wintermantel und die Augen leuchten. Mit 17 bekam er eine Wildcard für das Turnier am Rothenbaum in Hamburg, wo er in der Umkleide Roger Federer begegnete.
Nachdem er im Jahr 2009 in der Weltrangliste mit Position 620 seine höchste Platzierung erreicht hatte, erkannte Wintermantel schnell, dass das Profitum keinen Sinn mehr macht und beendete die Karriere. Das Studium der Sportwissenschaft schloss sich an, dem jetzt noch der Master in Sportmanagement folgen soll. Heute ist der Blick von Wintermantel zurück durchaus auch mal kritisch. Denn er hat am eigenen Leib erfahren, dass die Unterstützung in Deutschland seitens der Verbände alles andere als optimal war. „Förderung stellt man sich anders vor“, bringt er es auf den Punkt.
Aus diesem Grund will er heute jungen Spielern helfen, die richtige Entscheidung beim Einschlagen einer Profilaufbahn zu treffen. Dafür gründete er jüngst mit Tennis-Weggefährte Moritz Baumann eine eigene Firma, die Tennisspieler an Colleges vermittelt. Tennis nimmt also auch heute noch großen Raum ein. Und die Erinnerungen an früher kann ihm sowieso keiner mehr nehmen. Da erinnert sich Wintermantel gerne an eine Schlagzeile in der „Bild-Zeitung“: „Frank Wintermantel steht im Halbfinale der Europameisterschaft der U 16“.
Wer weiß, vielleicht kommt ja an diesem Wochenende eine weitere Schlagzeile hinzu: „Frank Wintermantel gewinnt den 4. BVUK.-Cup und freut sich über 3000 Euro Siegprämie.“