Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Fußball: Aufstiegsspiel zur Dritten Liga: Hollerbachs späte Rückkehr auf den Rummel am Rasen

Fußball: Aufstiegsspiel zur Dritten Liga

Hollerbachs späte Rückkehr auf den Rummel am Rasen

    • |
    • |
    Zweifelsfrei der Vater des Kickers-Erfolges: Trainer Bernd Hollerbach kam in der Stunde des Triumphes nicht um die Bierdusche herum.
    Zweifelsfrei der Vater des Kickers-Erfolges: Trainer Bernd Hollerbach kam in der Stunde des Triumphes nicht um die Bierdusche herum. Foto: Foto: Fabian Frühwirth

    Eine Umarmung, das war's: Bernd Hollerbach drückte im Augenblick des wohl größten Triumphes des FC Würzburger Kickers kurz Team-Betreuerin Rosi Orner, dann war er wie vom Erdboden verschluckt. Der 45-Jährige bekam nicht mit, dass draußen auf dem Rasenviereck Volksfeststimmung herrschte, die Freude sich ihren Weg bahnte und keine Grenzen kannte. Hollerbach war nicht da. Der frühere Bundesliga-Profi wollte alleine sein, ganz für sich. Er saß dort, wo er sonst seine Jungs heiß macht, ihnen einen Plan einimpft, um den Gegner zur Strecke zu bringen: in der Kabine. „So etwas wie heute erlebst du nicht jeden Tag, da wollte ich einen ruhigen Moment haben.“ Der Rimparer ging auf die kurze Zeitreise zurück in die Vergangenheit. Exakt 473 Tage lag es zurück, als Hollerbach für das Kickers-Projekt in einem Café unterhalb der Festung warb – am 12. Februar 2014. Da stellten die Kickers ihren Plan vom „3 x 3“-Projekt vor – in drei Jahren sollte es in die Dritte Liga gehen. „Jetzt“, sagt Hollerbach, als er eine Viertelstunde nach dem letzten gehaltenen Elfmeter wieder auftaucht im Rummel auf dem Rasen: „haben wir das schon erreicht. Irgendwie unglaublich.“

    Es ist aber so. Hollerbach hat in einer Saison ein Team geboren, das mit Wille und Leidenschaft, fußballerischem Können und eiserner Disziplin etwas erreicht hat, was zuvor noch keinem bayerischen Regionalligisten gelungen war: der Sprung in die Dritte Liga. „Auch heute“, sagt Hollerbach, „hat die Mannschaft gewonnen, die von Anfang bis Ende diesen Sieg so unbedingt wollte.“ Es ist auch eine Reise in seine Zeit als Profi. Hollerbach hat im Haifischbecken Bundesliga nur deshalb über Jahre überlebt, weil er mehr getan hat als die meisten Fußballer in dem Geschäft, das so schnelllebig ist. Hollerbach sieht sich selbst in dieser, in seiner Kickers-Mannschaft von heute: „Ohne Einsatz und Disziplin gewinnst du nichts“, sagt er – und der Fußballlehrer sagt Danke: „Denn mein Ansinnen war es bei den Kickers von Anfang an, dem Verein etwas zurückzugeben.“ Als er im Winter 1990 den Klub vom Dallenberg in Richtung FC St. Pauli verließ, war es der Auftakt für am Ende 222 Bundesliga-Spiele des Rimparers: „Ich war damals als Spieler mit den Kickers in die Bayernliga aufgestiegen, was damals ja auch die Dritte Liga war. Dieser Klub und die Menschen hier haben es mir erst möglich gemacht, den Sprung in den Profi-Bereich zu schaffen.“

    Für Hollerbach, den akribischen Arbeiter, den fleißigen Fußballer, schließt sich der Kreis nun doppelt: Zum einen sind die Rothosen nach dem Elfer-Triumph gegen Saarbrücken wieder in der Drittklassigkeit – zum anderen hat 45-Jährige etwas geschafft, was ihm zuvor noch nicht gelungen ist: Eine Alles-oder-Nichts-Serie von Entscheidungsspielen zu gewinnen. Mit St. Pauli stieg er einst gegen die Stuttgarter Kickers ab. Nach zwei identischen Ergebnissen wurde seinerzeit auf neutralem Boden die Entscheidung herbeigeführt. Im Gelsenkirchener Parkstadion unterlagen die Paulianer mit Hollerbach den Schwaben, stiegen ab. Darüber hat Hollerbach gerade in diesen Tagen vor dem Duell mit Saarbrücken nie reden wollen. Es sind Kleinigkeiten, die über Wohl und Wehe entscheiden – Hollerbach wollte diese Serie von einst nicht erst aufkommen lassen.

    Auch jetzt spielt er keine Rolle mehr, und in dem Moment des Glücks hat Hollerbach ein Herz für den Gegner: „Sie hätten es auch verdient gehabt, die Saarbrücker haben uns alles abverlangt. Das tut weh, zu sehen, wie enttäuscht die Jungs sind.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden