Der deutsche Leichtgewichts-Doppelvierer tritt zwar als Weltmeister von 2018 an, doch im Boot sitzt tatsächlich nur ein Athlet mit WM-Gold: Wenn Joachim Agne an diesem Freitagmorgen auf dem Rotsee in Luzern bei den Europameisterschaften im Vorlauf startet, dann geht es nicht nur darum, möglichst direkt als Sieger, notfalls auch über den Hoffnungslauf am Samstag das Finale am Sonntag zu erreichen und dort "bestenfalls eine Medaille" zu gewinnen. Für den Sportler des Akademischen Ruderclub Würzburg (ARCW) heiß es auch, sich mit den drei neuen Bootskollegen Julian Schneider (Frankfurter RG Germania), Mahni Fatahi (Ulmer RC Donau) und Lucas Schäfer (RSV Steinmühle) einzufahren. "Wir harmonieren ganz gut, aber nach erst rund 200 gemeinsamen Trainingskilometern sind wir noch nicht so gut aufeinander eingestellt. Insofern ist die EM als erste große internationale Regatta für uns ein wichtiger Test", sagt Agne.
Gut besetztes Feld
Wo der Vierer des Deutschen Ruderverbands (DRV) knapp drei Monate vor der WM (28.8.-1.9. in Linz) im Vergleich mit der Konkurrenz steht, das weiß der Würzburger nicht so recht. Als (Mit)Favoriten in der Schweiz erwartet er die Türken, die Franzosen und als amtierende Europameister natürlich die Italiener. "Das Feld ist auf jeden Fall gut besetzt", erklärt der 24-Jährige und dämpft zu hohe Erwartungen: "Einfach wird es nicht für uns, eine Medaille zu holen."
Auf dem Weg zur WM ist die EM ohnehin vor allem ein "Zwischenziel", die Besatzung wird sich bis dahin wahrscheinlich auch noch mal ändern: Für Ersatzmann Julian Schneider soll mit Max Röder der zweite Weltmeister ins Boot zurückkommen. Agne besetzt in Luzern den dritten Platz im Vierer, direkt hinter dem Schlagmann. "Mal schauen, was mit der neuen Mannschaft geht", sagt er und klingt so, als wäre er selbst gespannt.
Deutschland-Achter will Titel verteidigen
Der DRV hat 60 Athleten, darunter 15 Ersatzleute, in 16 Bootsklassen für die Titelkämpfe nominiert. Mit insgesamt 587 Sportlern aus 36 Nationen ist die EM das zweite internationale Kräftemessen in der noch jungen vorolympischen Saison. Bundestrainer Ralf Holtmeyer schätzt neben dem Achter, der mit zwei neuen Crew-Mitgliedern seinen Titel verteidigen möchte, vor allem die beiden Doppelzweier und den Frauen-Doppelvierer stark ein. Auch Oliver Zeidler, Weltcup-Gesamtsieger des vergangenen Jahres, erwartet er auf dem Podest. Wenn dort auch Agne und Co. in ihrer nichtolympischen Bootklasse landen würde, wäre das auf jeden Fall ein großer Erfolg.