Bogenschießen ist für gewöhnlich kein Sport, der über die Maße Popularität genießt wie hierzulande etwa der Fußball. Das weiß Johanna Böhm. Die gerade einmal 14 Jahre alte Schülerin aus Eisingen gilt als eines der größten deutschen Talente im Umgang mit Pfeil und Bogen. Nach zahlreichen nationalen Erfolgen hat sie jetzt ein ehrgeiziges Ziel im Visier: Die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 2016 im brasilianischen Rio de Janeiro.
Als sich Johanna Böhms Vater Thilo vor neun Jahren in der Schützengilde Waldbrunn dafür stark machte, eine eigenen Abteilung für Bogenschützen zu gründen, rechnete wohl kaum einer damit, dass der Verein einmal zur Heimatstätte einer Ausnahmeschützin werden könnte. Schon mit sechs durfte Johanna Böhm damals ihre ersten Versuche am Bogen wagen – es wurde rasch klar, dass die junge Sportlerin über großes Potenzial verfügt. Seitdem feierte sie regelmäßige Erfolge und ist der SG Waldbrunn bis heute treu geblieben.
Bei den vergangenen drei bayerischen Meisterschaften sicherte sich die Realschülerin den Titel im Freistaat. Den bisher größten Erfolg ihrer Laufbahn feierte sie im vergangenen Jahr: Im thüringischen Bad Blankenburg wurde Johanna Böhm deutsche Meisterin in der Klasse Schüler A. Sie habe, so sagte sie, vor dem Wettkampf gar nicht mal wirklich intensiv trainiert, mit einem Platz auf dem Podest wäre sie schon zufrieden gewesen. Allerdings wurde den Zuschauern schnell klar, dass an diesem Tag kein Weg an der Mainfränkin vorbeiführen würde. Schon früh im Wettbewerb übernahm sie die Führung und gab diese bis zum letzten Pfeil nicht mehr ab. So ganz erklären kann sie sich das immer noch nicht: „Da habe ich wohl einfach einen sehr guten Tag erwischt.“
Nach diesem Sieg trat sie 2011 zum Unternehmen Titelverteidigung an. Obwohl sie sich während des Turniers am Arm verletzte, schoss sie bis zum Ende weiter und wurde immerhin noch beachtliche Vierte. Auf die Siegerin hatte sie gerade einmal drei Ringe Rückstand. Aufgrund der Verletzung hielt sich die Enttäuschung, eine Medaille verpasst zu haben, in Grenzen.
Bis heute wird Johanna Böhm in Waldbrunn von Thilo Böhm trainiert. Dieses Vater-Tochter-Training beschreibt sie als meistens sehr harmonisch, „aber manchmal habe ich natürlich auch meinen eigenen Kopf“. Wenn Johanna Böhm nicht mit dem Bogenschießen beschäftigt ist, trifft sie sich gerne mit ihren Freundinnen oder versucht sich an der Gitarre. Seit zwei Jahren hat sie auch das Luftgewehr für sich entdeckt und feiert in dieser Disziplin ebenfalls schon Erfolge.
Mit dem Bogen hat sie in ihrer Altersklasse schon alles gewonnen, was es in Deutschland zu gewinnen gibt. Aus diesem Grund hat sie sich ein neues und sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie will an Olympia 2016 in Rio de Janeiro teilnehmen, und das ist gar nicht mal so unrealistisch, wie es zunächst klingen mag: Vom Nationaltrainer ist sie bereits gesichtet worden. Wenn sie das erforderliche Mindestalter von 16 Jahren erreicht hat, dürfte einer Berufung in den deutschen Kader zumindest formell nichts im Wege stehen. Für die Olympiaqualifikation werden 2016 die Ergebnisse der letzten Meisterschaften addiert – und die Besten fahren nach Rio.
Motivation für die nächsten Jahre ist für Johanna Böhm bei diesen Aussichten also definitiv vorhanden und man darf gespannt sein, ob der große Traum der Eisingerin in Erfüllung gehen wird: „Ich werde alles dafür tun.“