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Fußball-Kreisklasse WÜ 1: Jubel über „selzame“ Reformen

Fußball-Kreisklasse WÜ 1

Jubel über „selzame“ Reformen

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    Fussball

    Kreisklasse Würzburg 1

    SC Lindleinsmühle – ASV Untereisenheim 2:1 (1:0)

    Klaus-Peter Selzam ist 49 Jahre alt und Raucher. Das muss so erwähnt werden, denn dieser Selzam rennt immer ganz vorne mit bei den Trainingseinheiten der SC Lindleinsmühle, wenn auf Kondition gelaufen wird. So ein fitter Spielertrainer macht Eindruck, und vielleicht muss Selzam auch bei den jungen Kickern imponieren. Sein Trainerposten dürfte wohl einer der kniffligsten Arbeitsplätze im unterklassigen Würzburger Fußball sein.

    Am Sonntag verteidigte Lindleinsmühle beim 2:1 gegen Untereisenheim den ersten Platz in der Kreisklasse. Der Stadtteil-Klub ist als einziger unbesiegt, stellt die zweitbeste Abwehr und blieb bislang ohne Rote Karte (nur einmal Gelb-Rot). Diese Statistiken verwundern. Denn Lindleinsmühle, das war in der letzten Saison vor allem ein Team der Negativ-Nachrichten. Das Gemisch von talentierten, aber auch heißblütigen Jungs, die oft aus Immigranten-Familien stammen, ließen an ein Pulverfass erinnern. Vor einem Jahr legte sich in der Saisonvorbereitung Trainer Thomas Mutors in der Kabine mit Spielern handgreiflich an und wurde entlassen. Die Kicker schimpften an manchen Tagen gegen alles, was zuhörte: gegen den Schiedsrichter oder Mitspieler. So gab es Platzverweise, viele Gegentore und die Formkurve schlug heftig aus.

    Es fällt da jetzt schwer, Lindleinsmühle wiederzuerkennen, seit Selzam sein Reformpaket durchgedrückt hat. Er hat sich die Knigge und die Spielkultur vorgenommen: „Ich bin ein strenger Trainer“. Ein Redeverbot führte er ein, das Kurzpassspiel weitete er auf längere Zuspiele aus („in dieser Klasse kann man nicht anders spielen“), und als zwei Stammspieler sich nicht an die neuen Gesetze hielten, degradierte Selzam sie einfach.

    Der Erfolg ist bemerkenswert. „Es gibt keine Unruheherde mehr“, sagt Stürmer Daniel Erçan (21), der gegen Untereisenheim per Drehschuss zum 1:0 traf und zu den Leistungsträgern gehört (sechs Tore bislang). „Wir sind älter und da wird man reifer“, meinte der BWL-Student und stellte fest, „so diszipliniert ist es auch irgendwie einfacher, Erfolg zu haben.“ Dabei spielte Lindleinsmühle tatsächlich untypisch für seinen Ruf, das Team verzichtete auf filigrane Tupfer, lauerte dagegen auf Konter und siegte mit kalter, bürokratischer Effizienz. Einzig das 2:0 war hübsch, als Metin Yasar mit einer Bogenlampe traf. „Ich habe jetzt schon dreimal nach einer Einwechslung mit einem Lupfer getroffen“, zählte der Schütze stolz auf und gab auch gleich die Zielrichtung dieses Reformwunders Lindleinsmühle aus: „Wir wollen aufsteigen“.

    Bei den Untereisenheimern gab es dagegen nach dem Abpfiff feuchte Augen. Kapitän Matthias Bader wendete sich wie bei einer Beichte an Trainer Jürgen Walter. „Ich hätte es allein machen können,“ entschuldigte er sich. Bader vergab mehrere gute Chancen, weil er zögerlich agierte. Damit symbolisierte er das Dilemma der Gäste, die zwar über mehr Spielanteile und Torszenen verfügten, aber viel zu unentschlossen auftraten. „Jeder hat die Verantwortung im Abschluss abgegeben“, so Walter: „Da muss doch nicht immer noch Sahne auf den Ball, bevor er ins Tor geht.“ So einen Schönheitswahn in der Offensive hat man bei der neuen Lindleinsmühle schon längst abgelegt.

    Lindleinsmühle: Manuel Zehner – Rumpel – Kupermann, Bitter – Cubreli, Karakaya, David Erçan, Mario Zehner, Steinruck (70. Walter) – Daniel Erçan, Hebling (50. Yasar).

    Untereisenheim: Voit – Bross – Schaps, Kern – Benes (46. Dolçan, 70. Strassberger), Bohlender, Schäfer, Pascu, Memmel – Bader, Werner.

    Tore: 1:0 Daniel Erçan (21.), 2:0 Yasar (58.), 2:1 Schäfer (75.). Schiedsrichter: Hahm (Uettingen). Bes. Vorkommnis: Voit hält Elfmeter von Karakaya (38./ Lindl.). Zuschauer: 130.

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