Jetzt können also auch die Würzburger Kickers mitreden bei der seit Wochen mit Vehemenz geführten Diskussion darüber, was nun ein strafbares Handspiel Handspiel ist und was nicht. "Das war definitiv kein Elfmeter", sagte Kickers-Abwehrmann Daniel Hägele mit Blick auf jene Szene, die Schiedsrichterin Katrin Rafalski in der 82. Minute mit einem Strafstoß ahndete. Der Ball war eher zufällig in den Würzburger Strafraum getreten worden, Kickers-Außenverteidiger Patrick Göbel trat noch am Ball vorbei, was Hägele gewiss etwas irritierte. Der Ball sprang ihm an die Hand, die freilich nah am Körper war. "Ich versuche die Hand noch wegzuziehen", beteuerte Hägele. Das zeigen auch die Fernsehbilder. "Da ist kein Gegenspieler weit und breit", bemühte Kickers-Trainer Michael Schiele noch in weiteres Kriterium bei der Einordnung dieser spielentscheidenden Situation. Für sein Gegenüber war die Sache freilich eindeutig. "Ein ganz klarer Handelfmete", urteilte der Braunschweiger Übungsleiter. Es ließ sich also trefflich diskutieren an diesem Nachmittag, nicht nur über diese Szene, die dem Strafstoßtreffer zum 2:2-Ausgleich durch Eintracht-Einwechselspieler Marc Pfitzner voraus ging.
Am Ende stand für die Rothosen freilich ein Resultat, über das sie sich die Gäste eher ärgern als freuen konnten. "Das fühlt sich an wie eine Niederlage", fand Hägele unter dem Eindruck der Ereignisse an diesem turbulent verlaufenen Nachmittag im Stadion an der Hamburger Straße. Es war ein Kampfspiel, eine Partie in der ich beide Kontrahenten, die jeweils vier ihrer nunmehr sieben Partien im Jahr 2019 gewonnen haben, aber auch rein gar nichts schenkten. Und die Rahmenbedingungen passten bestens dazu. Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet, zum Regen kam noch stürmischer Wind und auch von den Rängen gab es einiges auf die Ohren. 17 000 Zuschauer hatten auch ihren Anteil an der hitzigen Atmosphäre, ebenso wie die nicht immer souverän wirkende Schiedsrichterin. Aber zu der wollte sich Kickers-Coach Schiele am Ende lieber nicht noch einmal ausführlich äußern. Ein zeitweiliger Tobsuchtsanfall an der Seitenlinie war als Ausdruck seiner Verärgerung bereits genug. Dass die Kickers freilich auch reichlich Glück hatten, dass Dave Gnaase nach einem überharten Foul gegen Niko Kijewski nicht bereits in der ersten Halbzeit die Rote Karte sah (35.) gehört auch zur Wahrheit des Spiels.
Bei all den Emotionen war die Partie zwischen der abstiegsgefährdeten in der Winterpause aber mit Neuzugängen mächtig aufgemöbelten und seither deutlich verbesserten Eintracht aus Braunschweig und den zuvor in drei Auswärtsspielen 2019 dreimal siegreichen Würzburgern auch ein recht unterhaltsames Fußballspiel. Auch wenn es fußballerisch nicht eben mit feiner Klinge geführt wurde, auch wenn es nicht gerade reihenweise Strafraumszenen gab. Aber es ging eben in teilweise rasantem Tempo auf und ab, auf dem Spielfeld und auch auf der Gefühlsleiter.
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27 Minuten waren gespielt, da waren die Rothosen zum ersten Mal so richtig obenauf. Die Kickers hatten die erste Drangphase der Eintracht ohne wirkliche Probleme überstanden, da spielte Janik Bachmann einen Traumpass auf Fabio Kaufmann, er scheiterte zwar zunächst an Braunschweig-Keeper Jasmin Fejzc, doch die Kickers setzen nach. Und Caniggia Elva brachte den Ball doch noch im Kasten unter. Beim Startelfdebüt im Kickers-Dress gelang dem Mann aus der Karibik gleich die Torpremiere. in besonderer Anlass also, den Elva mit einem besonderen Jubel feierte. Sein Salto-Jubel war noch deutlich spektakulärer als der Treffer selbst. "Ich mache das seit ich ein Kind bin", sagte Elva später zur sehenswerten Turnübung und war ohnehin glücklich über seinen Auftritt. "Ich habe noch nie vor einer solchen Kulisse gespielt. Das war ein tolles Gefühl."
Schieles Ärger über vergebene Chancen
Mit einem schönen Gefühl hätten die Kickers vermutlich auch die Heimreise antreten können, wenn Dominic Baumann seine Großchance zum 2:0 genutzt hätte. Doch der Kickers-Angreifer fand in Fejzic seinen Meiste. "Den hält er gut", fand Baumann. Sein Trainer ärgerte sich indes, darüber, dass sein Team die vorhandenen Chancen nicht nutzte, um einen Treffer nachzulegen. "Wir müssen unsere Großchancen rein machen. Dann gewinnen wir das Ding. Es ist ärgerlich, wenn man dann nicht gewinnt."
Haufenweise Glück und Pech
So mussten sich die Kickers ärgern, dass sie nach einer abfälschten Flanke zunächst den 1:1-Ausgleich durch Yari Otto kassierten (60.). Doch just in dem Moment als die Eintracht-Fans wie bei jedem Spiel gesanglich die deutsche Meisterschaft von 1967 feiern wollten, nämlich exakt nach gespielten 67 Minuten traf Peter Kurzweg mit einem abgefälschten Schuss zum zwischenzeitlichen 2:1 für die Gäste. Es schien als hätten die Kickers das Schicksal an diesem Tag auf ihre Seite gezwungen. Doch irgendwie war es ein Tag, an dem die Rothosen haufenweise Glück und Pech zugleich hatten. Und der umstrittene Elfmeter sorgte am Schluss für in Remis, das keinen er beiden Rivalen so ichtig zufriedenstellte. "Aber wir müssen nun damit leben. Wir haben wieder ein gutes uswärtsspiel emacht. Darauf lässt ich aufbauen", stellte Kickers-Angreifer Dominic Baumann fest.