Die Würzburger Kickers haben ihr nächstes Heimspiel erst 21. Oktober. Dann geht es am Dallenberg um 18:30 Uhr gegen den Karlsruher SC. Eine lange Durststrecke für alle Fans der Rothosen. Auch für Manuel Beck. Bei fast jedem Heimspiel fiebert der studierte Sportmanager auf der Tribüne mit. Eigentlich ist der 29-Jährige ein Kickers-Anhänger wie jeder andere. Mit einem kleinen Unterschied: Er hört das Spiel, anstatt es zu sehen.
Frage: Seit wann sind Sie Fußballfan?
Manuel Beck: Seit ich mich erinnern kann! Meine komplette Familie war oder ist fußballerisch aktiv. Schon im Kinderwagen wurde ich auf diese Weise am Spielfeldrand dem runden Leder nachschauend mit dem Fußball-Virus infiziert. Daran hat sich auch nach dem Verlust meines kleinen Sehrestes nichts geändert.
Sind Sie Kickers-Fan?
Beck: Ehrlich gesagt habe ich die Kickers lange Jahre als Konkurrent meines VfL Frohnlach gesehen. Das neue Konzept mit herausragenden Partnern, geballtem Sachverstand und vielen Sympathieträgern hat mich inzwischen zum Fan der Würzburger Kickers gemacht. Es wurde eine Euphorie entfacht, die mein fränkisches Fußballherz unwillkürlich höher schlagen lässt.
Wie erleben Sie Fußball?
Frage: Primär freilich verbal. Die Beschreibungen können entweder von Familienmitgliedern kommen, wie bei Partien meines VfL Frohnlach. Oder eben durch Freunde und Be-kannte, mit denen ich ins Stadion gehe. Noch besser ist es natürlich, wenn professionelle Sehbehinderten-Reporter vor Ort sind, wie seit Anfang dieses Jahres bei den Würzburger Kickers. Ich erlebe Fußball auf alle Fälle wahnsinnig intensiv, so oft wie nur irgendwie möglich und vor allem mit extremer Leidenschaft.
Sie nutzen im Stadion den Service der Sehbehinderten-Reporter?
Beck: Ja, der ist klasse und wichtig für mich. Denn nur so kann ich die Stimmung im Stadion genießen und gleichzeitig das Geschehen auf dem grünen Rasen verfolgen.
Wie funktioniert das?
Beck: Absolut unkompliziert. Bei den Heimspielen in der Flyeralarm-Arena setze ich mich im Vorfeld mit Tanja Bartsch von der Fanbetreuung der Kickers in Verbindung. Sie informiert mich, ob noch Tickets verfügbar sind. Am Matchday selbst geht?s dann voller Vorfreude in Richtung Dallenberg. Meine sehende Begleitperson darf übrigens kostenlos ins Stadion, selbst wenn sie Fan von Union Berlin ist und uns im September drei Punkte vom Dallenberg entführte (lacht).
Und dann?
Beck: Auf den Plätzen der Haupttribüne nutze ich den im Block ausgegebenen Empfänger mit Kopfhörer. Während des Spiels kann ich so der live eingesprochenen Reportage der Sehbehindertenreporter lauschen.
Sie spielen selbst aktiv Fußball. Wie funktioniert denn das?
Beck: Ja, beim Blindenfußball-Bundesligisten VSV Würzburg. Im Grunde muss auch in unserer – zugegeben speziellen – Variante des Fußballs das Runde ins Eckige. Abgesehen davon, dass der Ball kleiner, schwerer sowie mit deutlich hörbaren Rasseln versehen ist und wir auf einem 40 mal 20 Meter großen Kunstrasen mit vier blinden Feldspielern und einem sehenden Torwart pro Team spielen.
Sie orientieren sich nur nach Gehör?
Beck: Genau. Neben dem Rasselball haben wir zur Orientierung unseren sehenden Torhüter und zwei Guides, die uns während der zwei mal 25 Minuten akustisch unterstützen.
Und dann wird leidenschaftlich gekickt?
Beck: So ist es. Auch in der Blindenfußball-Bundesliga lieben wir schöne Tore, intensive Zweikämpfe und tolle Paraden. Obwohl wir einen gehörigen Tick mehr kommunizieren müssen, fühlt sich ein Sieg danach genauso gut an, wie halt auch das gemeinsame Bier nach dem Schlusspfiff von der A-Klasse bis zur Bundesliga schmeckt.
Gab es schon Begegnungen mit sehenden Mannschaften?
Beck: Definitiv. Während ich selbst schon die Bezirksligafußballer vom TSV Mönchröden unter der Schwarzbrille coachen durfte, kickten wir mit dem VSV Würzburg schon gegen die von Trainerlegende Karsten Wettberg betreuten Sternstundenelf des Baye-rischen Rundfunks.
Gab es auch Kontakt zu den Würzburger Kickers?
Beck: Im April 2014. Die Trainingseinheit mit den Rothosen war ein unvergessliches Highlight. Die Kickers wurden Regionalligameister, kurz nachdem wir einige Kickers-Spieler unter der Schwarzbrille mit dem rasselnden Leder vertraut machten. Unserem gemeinsamen Kick folgte der Durchmarsch bis ins vordere Drittel der zweiten Bundesliga. Die Trainingseinheit mit uns war für die Kickers also bestimmt nicht von Nachteil.