Frage: Herr Littmann, sind Sie als „Vater“ der Veranstaltung mit dem Kind auch nach Ihrem Rückzug zufrieden?
Michael Littmann: Es gibt in einigen Bereichen sehr gute Entwicklungen, beispielsweise bei Streckenfesten und Stimmung. Die Preispolitik hat allerdings zuletzt viele Halbmarathonläufer verärgert. Und die neue Marathonstrecke ist schwerer geworden. Das ist nicht verwerflich, aber man sollte sich auch dazu bekennen.
Der iWelt-Marathon hat sich etabliert. Waren Sie immer davon überzeugt?
Littmann: Ja. Der Zuspruch war von Beginn an gewaltig. Wir wurden regelrecht überrannt. Statt der geplanten 2000 Läufer kamen damals 3200.
Andere Veranstaltungen mussten nach wenigen Jahren wieder aufgeben...
Littmann: Das Konzept von „Läufer für Läufer“ hat den Marathon am Leben erhalten. Bruchlandungen haben woanders vor allem Event-Agenturen ohne Gespür erlitten. Würzburg hielt sich auch wegen seiner seriösen Finanzpolitik. Wichtig waren die Sponsoren aus Stadt und Umland.
Die Geburt des Marathons nicht leicht. Woran erinnern Sie sich besonders?
Littmann: Eigentlich sollte der Startschuss schon im Jahr 2000 sein. Aber Behörden und Verwaltung ließen da noch keine brauchbare Strecke zu. Später wurde es besser, dann konnte es 2001 losgehen. Der bewegendste Moment war, als mich der Einsatzleiter wenige Minuten nach 9 Uhr anrief und die Strecke freigab. Dann lief das ganze Läuferfeld an mir vorüber.
Hätte Ihr Traum auch platzen können?
Littmann: Als uns sechs Monate vor der Veranstaltung 40 000 Mark fehlten, gab ich eine Pressemitteilung heraus. Als erster rief Christoph Unckell vom Hotel Rebstock an und bot seine Hilfe an. Einige Tage später trafen wir uns dort zu einem Runden Tisch, den Volksblatt-Chef Richard Wust, selbst leidenschaftlicher Marathonläufer, zusammengerufen hatte. Bürgermeister Adolf Bauer bürgte für das fehlende Geld, damit konnte es losgehen. Gemeinsam mit Thomas Frobel gelang es, in nur fünf Monaten den Marathon umzusetzen.
Was war die wichtigste Weiterentwicklung seit der Premiere 2001?
Littmann: Die stetige Weiterentwicklung der Strecke, wobei ich den Einrundenkurs nicht um jeden Preis umgesetzt hätte. Flach und schnell sollte auch der neue Kurs sein.
Welche Perspektiven sehen Sie für den Würzburg-Marathon?
Littmann: 2010 gibt es ein Plus durch das Jubiläum. Aber danach wird es schwer sein, die Zahl der Marathonfinisher über 1000 halten.
Glauben Sie, der Marathon-Boom hält an oder ist der Zenit überschritten?
Littmann: Die meisten Finisher hatten wir in Würzburg im Jahr 2003. In Deutschland geht es seit 2005 bergab. Vielen ist mittlerweile das Training für einen Marathon zu aufwändig. Im Halbmarathon sieht es besser aus.