Fußball
Bayernliga Nord Würzburger FV – TSV Abtswind (Samstag, 15 Uhr, Sepp-Endres-Sportanlage)
Wenn Berthold Göbel nicht gewesen wäre, dann hätte sich Mario Ruffert, langjähriger Torwarttrainer beim Bayernligisten Würzburger FV, wohl im Sommer zurückgezogen. „Ich habe mit dem Gedanken gespielt, eine Pause einzulegen“, gesteht Ruffert vor dem samstäglichen Heimspiel seines WFV (10./9) gegen den Tabellennachbarn TSV Abtswind (9./10). „Das lag auch daran, dass mit André Koob und Andi Binner zwei unserer drei Torhüter gegangen sind; wir waren ein super Team. Es wäre ein schöner Schnitt gewesen.“
Eng verbunden mit Göbel
Doch dann sei „der Bertl“ gekommen und meinte, dass er weitermachen müsse. „So bin ich halt dabei geblieben“, sagt Ruffert lapidar. Dazu muss man wissen, dass Göbel – „Bertl“ ist sein Spitzname – und der WFV-Torwarttrainer seit langem eng verbunden sind. Beide standen erst für die TG Höchberg und dann fast ein Jahrzehnt für den FC Blau-Weiß Leinach gemeinsam auf dem Platz. „Der Bertl hat immer die brutalsten Rückpässe gespielt“, erinnert sich der Schlussmann, der noch in der letzten Saison für den Kreisklassisten FSV Holzkirchhausen/Neubrunn zwischen den Pfosten stand. Mit 43 Jahren hat er nun nach einer langen Karriere seine eigenen Torwarthandschuhe abgelegt.
Einmal in der Woche steht Ruffert dennoch weiterhin auf dem Rasen – mit dem neuen Torhütertrio des WFV: Christian Dietz (27 Jahre), Julian Koch (19) und Daniel Baumann (27, schon seit 2017 beim WFV). Anders als in den vergangenen Jahren ist das Rennen zwischen den Pfosten bei den Blauen heuer offen. „Alle drei sind nicht so weit voneinander entfernt. Daher will der Trainer auch immer wieder neu entscheiden“, weiß Ruffert.
In fünf der bisherigen sieben Ligaspiele stand Dietz im WFV-Tor, zweimal durfte sich der junge Koch versuchen, der im Sommer von der Kickers-A-Jugend an die Mainaustraße zurückgekehrt war. Baumann ist aktuell an der Schulter verletzt. „Christian ist sehr ehrgeizig, will aber bisweilen zu viel“, bemerkt Ruffert: „Julian fehlt manchmal noch etwas die Körperspannung, er ist aber trotz seines Alters schon sehr souverän.“ Er selbst achte darauf, dass ein Torhüter mitspielen könne, Sicherheit ausstrahle und schnell am Boden sei. „Das ist mir wichtiger, als dass jemand aus dem Stand ins Dreieck hüpfen kann. Passende Übungen hierzu habe ich über die Jahre in drei, vier Ordnern angelegt“, erzählt Ruffert, der selbst keine 1,80 Meter misst.
Während der Spiele hält sich der Leinacher lieber im Hintergrund. Auf der Auswechselbank ist er nur ganz selten zu finden. „Ich stelle mich gerne auf die Höhe des Sechzehners, weil ich dort am besten meine Torleute beobachten kann“, erklärt Ruffert. Zuletzt hat er einen überraschenden 2:0-Auswärtssieg beim Tabellendritten in Großbardorf erlebt. „In den letzten Jahren haben wir dort nie etwas geerbt.“ Christian Dietz sei bei seinem vorherigen Verein extra motiviert gewesen, hätte sich aber letztlich nur einmal richtig auszeichnen müssen. „Kurz vor der Pause hat er dank einer tollen Parade mit Nachfassen den Ausgleich verhindert.“
Dietz wird wohl auch gegen die Abtswinder im Tor stehen. Ob es Ruffert rechtzeitig zum Anpfiff schafft, ist noch nicht ausgemacht. Denn er kommt erst am Samstag von einem Metallica-Konzert zurück. „Nach Fußball kommt lange nichts. Doch zwei, drei Mal im Jahr schaue ich mir gerne Live-Konzerte an“, sagt Ruffert angesprochen auf seine Hobbys. Auf der Sepp-Endres-Sportanlage begegnet er womöglich auch dem Abtswinder Torwarttrainer Timo Katzenberger. Ihn ersetzte er einst bei der TG Höchberg zwischen den Pfosten.
Dan kommt erst spät
Nachdem WFV-Coach Berthold Göbel krankheitsbedingt fehlte, übernahm sein Co-Trainer Marco Scheder unter der Woche das Zepter. Die beiden sehen die Abtswinder auf Augenhöhe, in der Breite jedoch besser bestückt. Immerhin sind bei den Zellerauern bis auf Maximilian Roos alle Mann an Bord. Der stürmende Ex-Abtswinder Cristian Alexandru Dan kann berufsbedingt allerdings erst zum Anpfiff kommen, agiert diesmal also womöglich als Edeljoker.