Ein Wechsel zum FC Bayern München ist eine Auszeichnung im Fußball. Einen größeren Beleg für seine harte und erfolgreiche Arbeit kann ein Sportler kaum erhalten. Zu dieser Ehre ist jetzt auch Marlene Wild aus dem Boxheimer Ortsteil Uiffingen gekommen. Die 16-Jährige wechselt zur neuen Saison vom FC Würzburger Kickers zum FC Bayern München. Im Nachwuchsleistungszentrum der Kickers spielte sie zuletzt mit einer Ausnahmegenehmigung bei der männlichen U 15 mit.
"Ich habe mich mit den Jungs sehr gut verstanden. Sie haben mich damals super aufgenommen und ich habe mich in der Mannschaft sehr wohl gefühlt. Obwohl ich ein Mädchen bin, gab es nie Stress. Wir waren eine verschworene Gemeinschaft. Das macht den Abschied schon sehr schwer", sagt sie nach ihrem Weggang vom Dallenberg. Als spielstarke Außenverteidigerin verdiente sie sich in der U-15-Regionalliga und in der U14-Förderliga mit Nachdruck ihre Sporen . Auch Jochen Seuling, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums bei den Würzburger Kickers, findet nur lobende Worte für das Nachwuchstalent: "Marlene hat sich durch ihren wahnsinnigen Willen und ihre körperlichen Robustheit richtig reingebissen. Das war schon beeindruckend. Um den Weg nach oben zu schaffen, ist das ein sehr wichtiges Merkmal."
Bei beiden großen Würzburger Klubs am Ball
Vor der Zeit bei den Kickers spielte Wild auch beim Würzburger FV. "Ich bin meinen Trainern sehr dankbar für das mir entgegengebrachte Vertrauen und die große Unterstützung", sagt sie rückblickend über ihre Würzburger Zeit. "Marlene kommt aus einem sehr, sehr guten Elternhaus. Das ist auch etwas ganz Wichtiges", merkt Seuling an. Bei den Münchnern wird Wild nicht erst erst einmal in der Jugend auflaufen, sondern ist sofort für den U-23-Kader in der 2. Bundesliga vorgesehen. Leben wird sie in der Landeshauptstadt in einem Internat - zusammen mit anderen Fußballerinnen, von denen sie manche auch schon durch Lehrgänge und Spiele mit der DFB-Jugendnationalmannschaft kennt. Ihr Abitur möchte die Jugendliche an einer Münchner Sport-Elite-Schule absolvieren.
"Aus schulischer Sicht war jetzt der richtige Zeitpunkt, da ich in die elfte Klasse komme. So mache ich die gesamte Kollegstufe in München", erklärt sie. Wichtig wird es natürlich auch auf dem Feld. Der Sprung in die 2. Bundesliga wird immens. Das weiß Wild aber auch selbst: "Es wird sicherlich nicht einfach, mich dort durchzusetzen - aber ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung." Seuling, der sie oft im Trikot der Rothosen hat spielen sehen, sieht keine Bedenken, dass sie auch im Frauenfußball schnell Fuß fasst: "Sie hat sich auch bei den Jungs nie etwas gefallen lassen. Marlene fürchtet sich auf dem Feld vor nichts und will immer den Ball haben."
Weitere Schritte bei den Kickers waren kein Thema
Etwas unvorhergesehen wird es für Marlene Wild in der kommenden Saison auch prompt zu einem Wiedersehen mit dem alten Klub kommen. Die Frauen des FC Würzburger Kickers sind durch den Corona-bedingten Saisonabbruch und der angewandten Quotienten-Regelung als Dritter - durch den freiwilligen und unfreiwilligen Verzicht der Teams vor ihnen - in die 2. Bundesliga Süd aufgestiegen, also in die Staffel, in der auch die U 23 des FCB spielt.
"Es wird sicherlich nicht einfach, mich dort durchzusetzen - aber ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung."
Marlene Wild über ihren Wechsel zu den Frauen des FC Bayern München
Ein Verbleib bei der neuen Frauenmannschaft der Kickers stand offenbar nicht zur Debatte: "Für uns war durch Corona lange nicht klar, in welcher Liga wir überhaupt spielen werden", erklärt Heinz Reinders, Finanz-Vorstand bei den FWK-Frauen: "Da waren die Gespräche zwischen Marlene und den Bayern schon längst gelaufen." Laut Reinders hätte die Spielerin gut in die Mannschaft für die kommende Runde gepasst, in der es viele hungrige Talente geben wird. Ihren Wechsel zum großen FC Bayern kann er dennoch nachvollziehen: "Wenn sie dort die Möglichkeit hat, sich über die U-23-Mannschaft für die Bundesliga zu qualifizieren, macht sie den richtigen Schritt", findet er: "Ehrlich gesagt mache ich mir bei ihr überhaupt keine Sorgen, dass sie das schaffen wird. Wir freuen uns, dass sich ein Talent aus der Region weiterentwickeln kann." Endstation soll die zweithöchste Liga für Marlene Wild freilich nicht sein. Ihr großes Ziel lautet - natürlich - Profifußball.