Den Überblick darüber, wie oft sie schon bei den Würzburger Tennis-Meisterschaften auf der Anlage von Weiß-Blau Würzburg um Preisgeld gekämpft hat, hat Lydia Steinbach (RW Wahlstedt) mittlerweile verloren. Selbst mit der Anzahl der Titel kommt sie durcheinander. Fakt ist, dass sie seit Geburt von Töchterchen Sophie im Oktober 2004 zwei Mal als Siegerin vom Platz ging. „An die Stätte des Erfolgs kehre ich immer gerne zurück“, freut sich die 27-Jährige, „Würzburg ist eben ein gutes Pflaster für mich“.
Auf jeden Fall ist sie eine konstante Größe im Turniergeschehen, begeistert Jahr für Jahr als grundsolide Kämpferin das Publikum. „Man muss mich erstmal schlagen“, weiß die im Sternzeichen Löwe Geborene. Die Kämpfernatur ist also von den Sternen gegeben. Dabei ist Steinbach ein Spätzünder in Sachen Tennis. Sie griff mit zehn Jahren zum ersten Mal zum Schläger und stieg drei Jahre später unter Anleitung von Vater Ralf in das Turniergeschehen ein. Nur wenige Jahre später reiste sie mit 19 als Profi um den Globus. Damals schaffte sie es bis auf Rang 270 der Weltrangliste – mit dem Ziel, unter die besten 100 zu kommen. Im Doppel rangierte sie auf Position 120. Aber ein Kreuzbandriss bescherte ihr eine unfreiwillige Zwangspause. Zwar fand sie danach spielerisch wieder den Anschluss, war sogar besser als vorher, aber der unbändige Wille, alles für die Tenniskarriere zu opfern, war nicht mehr vorhanden. Hie und da kreuzte auch mal eine der ganz Großen ihren Weg. 2003 hatte sie im Doppel bei einem WTA-Turnier in Leipzig sogar zwei Matchbälle gegen Martina Navratilova. Aber ihrer Partnerin versagten bei eigenem Aufschlag die Nerven.
Dass Tennis nicht alles ist, wurde Steinbach 2001 bewusst und sie begann ihr Studium der Sportwissenschaft. Den Lebensunterhalt verdient sie aber nach wie vor mit dem Tennis, dem ihre unbegrenzte Leidenschaft gilt. Mittlerweile zählt es mehr, Spaß dabei zu haben, als verbissen um Ranglistenpunkte zu kämpfen. „Dann klappt es auch mit den Erfolgen“, verrät Steinbach, die derzeit Nummer 23 in Deutschland ist. Ihre Turnieraktivitäten bewegen sich seit dem Mutterdasein nur noch auf nationaler Ebene. Rund 20 Wettbewerbe plus der Einsatz für Rot-Weiß Wahlstedt in der Zweiten Bundesliga kommen da zusammen. Das heißt immer noch, jeden Tag zwischen drei bis sechs Stunden zu trainieren. Auf die Frage nach ihrer Stärke antwortet Steinbach wie aus der Pistole geschossen: „Meine Beine.“ Nicht nur optisch schön anzusehen, sondern auch wieselflink unterwegs. Das, gepaart mit dem Spielverständnis „nicht wegschießen, sondern ausspielen“, wird es der Konkurrenz ganz schön schwer machen.