Knapp drei Monate nach dem verpassten Bundesliga-Aufstieg starten die Handballer der DJK Rimpar Wölfe am Samstag bei der HG Saarlouis in ihre fünfte Zweitliga-Saison. Das Trauma vom geplatzten Traum habe sie nur noch mehr zusammengeschweißt, heißt es im Wolfsrevier, wo der Teamgeist traditionell hochgehalten und hochgelobt wird. Zusammenhalt ist der Harz im Handball. Auch, weil er in Rimpar so ausgeprägt ist, war die Mannschaft ohne Starspieler in der zurückliegenden Runde so erfolgreich. Doch selbst in der heilen Welt des Wolfsrudels gibt es nicht nur harmonisches Heitatei, sondern auch Konkurrenzkampf. Auf welchen Positionen im recht ausgeglichen besetzten, eingespielten Team es spannend werden könnte und wer sich wie in Stellung bringt.
TOR
Bestens besetzt mit einem Vulkan und einem Ruhepol.
Max Brustmann (34): Zählt konstant zu den Top-Drei-Keepern der Liga und ist mit einer Quote von zuletzt 33 Prozent Paraden zurecht als Nummer eins gesetzt. „The Wall“, bekannt für seine emotionalen Ausbrüche, gilt zwar nicht als Trainingsweltmeister, hält aber trotzdem besser als der Rest.
Andreas Wieser (21): Jung, talentiert und vielleicht auch ein wenig frustriert. Der Biochemie-Student wünscht sich aufgrund verlässlicher Vorstellungen in der letzten Saison und Trainingspräsenz mehr Spielanteile, nutzte in der Vorbereitung seine Chancen aber nicht konstant.
Markus Leikauf (25): Dritter guter Torwart im Bunde, der wie bisher aber vor allem in der Bayernliga mit den Jungwölfen im Einsatz sein wird.
RÜCKRAUM MITTE
Die vielleicht umkämpfteste Position in der neuen Saison.
Benjamin Herth (32): Der Routinier und Familienvater im Team. War bisher aufgrund zehnjähriger Erstliga-Erfahrung als Spielmacher gesetzt, bekommt aber Konkurrenz. Zeigte in der Vorbereitung wieder vermehrt Zug zum Tor und hat auf der Mitte das beste Auge als Assistgeber.
Patrick Schmidt (25): Ordnete sein Faible für die Regisseursposition lange der ihm zugedachten Rolle als Rückraum-links-Torjäger unter und erfüllte diese als zweitbester Werfer der Liga mit 244 Treffern – 6,4 pro Partie – mit Bravour. Für seine Angriffslust gönnte sich der Kaninchenvater aber zuweilen Auszeiten in der Abwehr.
Stefan Schmitt (33): Ewiger Kapitän und frisch gebackener Ehemann. Fast ausschließlich als Abwehrchef im Einsatz und als solcher unersetzlich. Schaltet schnell um, kann das Tempospiel nach vorne mit Übersicht einleiten und ist immer für einen Durchbruch mit der zweiten Welle gut.
RÜCKRAUM LINKS
Auf der Königsposition scharren hinter „König“ Patrick Schmidt zwei Wölfe mit den Pfoten.
Benedikt Brielmeier (27): Sprunggewaltiger Modellathlet, der oft als Joker stach. Cooler Typ, der immer wieder mit seinem Kopf kämpfte – aber immer seltener. Stark in der Abwehr, torhungrig in den Tests. Als Sportmanagement-Student auch im Wölfe-Marketing im Einsatz.
Lukas Siegler (20): Bleibt vorerst der „Babywolf“. Gesegnet mit viel Talent und bereits in jungen Jahren ein schlauer Spieler mit Allrounder-Qualitäten und vielen Wurfvarianten. Geht aber manchmal noch zu kopflos dahin, wo's wehtut. Schont sich dafür auch in der Abwehr nicht.
RÜCKRAUM RECHTS
Zwei Männer, zwei Aufgaben: einer für vorne, einer für hinten.
Steffen Kaufmann (24): Willi, die Waffe. Trotz seiner „nur“ 1,83 Meter zweitbester DJK-Torjäger mit platziertem Schuss und brillantem Auge für Lücken und Mitspieler. Anhaltende Defizite in der Defensive und im Rückzug. Der Bayern-Fan hat im Wölfe-Trikot seit 2013 kein Spiel verpasst.
Lukas Böhm (23): Der Bart-Wolf verrichtete in der Abwehr lange nur die Arbeit für Kaufmann. Hat sich inzwischen auch im Angriff akklimatisiert. Der Hobbykoch kommt dank seiner Sprungkraft über höhere Hinterreihen und trifft auch von außen.
LINKSAUSSEN
Zwei Rimparer, zwei Karrieren: eine im Frühling, eine im Herbst.
Dominik Schömig (23): Flügelflitzer mit raketenhaftem Antritt, der manchmal außen verhungert. Außerdem Sohn von Co-Trainer Josef Schömig und zweiter Siebenmeterwerfer vom Dienst. Nach einer Leistungsexplosion 2013/14 immer wieder mit kleineren Formschwankungen.
Sebastian Kraus (32): Urgestein, Unikat und Bruder von Trainer Matthias Obinger. Hörgeräteakustiker, der früher richtiger Heißsporn war, heute nur noch manchmal Hitzkopf ist. Aber immer noch ein schnelles Schlitzohr. Wie Stefan Schmitt in der Spätphase als Spitzensportler.
RECHTSAUSSEN
Ein oft Verletzter wächst mit der Verantwortung durch die Verletzung des anderen.
Julian Sauer (29): Rimparer, der eine Renaissance erlebt. Jahrelang verfolgt vom Verletzungspech, wirkt der Spross des Geschäftsführers und der Abteilungsleiterin fit wie nie. Effizient vom Flügel und bei Kontern, als Vorgezogener in der neuen versetzten 5:1-Abwehr eine Bereicherung.
Max Bauer (21): Berliner Bär, äh Wolf, in der Rehabilitation. Gibt nach einem Kreuzbandriss wohl erst in der Rückrunde sein Comeback. Zuletzt war der Basketball-Fan vor allem in der Abwehr eine Bank. Als Torschütze besonders treffsicher bei Kempa-Tricks.
KREIS
Hat das Potenzial, das kongeniale Duo der neuen Saison zu werden.
Jan Schäffer (27): Das Sensibelchen im Team und der kompletteste Spieler der letzten Saison: Granate im Angriff, Gerät in der Abwehr. Profitiert von seiner geballten Athletik und seinem gesunden Lebenswandel. Auch als Student eine Leuchte: Promoviert als Maschinenbauer.
Patrick Gempp (21): Einziger Neuzugang und vielversprechender Ersatz für Julian Bötsch. Ballsicher, raumbewusst und körperlich präsent, athletisch und abwehrtechnisch noch mit Luft nach oben. Deutscher Juniorennationalspieler mit Schweizer Geburtsort.
Der Saisonauftakt: HG Saarlouis – DJK Rimpar Wölfe
Spätzünder, die Zweite: Wie schon im Vorjahr geht's für die Handballer der DJK Rimpar Wölfe eine Woche nach der Konkurrenz los. Gastgeber beim Auftakt ins Abenteuer fünfte Zweitliga-Saison ist an diesem Samstag die HG Saarlouis (19.30 Uhr, Stadtgartenhalle). Die Saarländer waren in den vergangenen Jahren sieben Spiele lang ein Lieblingsgegner der Wölfe – bis sie im achten Aufeinandertreffen erstmals als Sieger vom Feld gingen. Das soll sich nach Wunsch der Wölfe nicht wiederholen, und schon gar nicht bei der Ouvertüre. „Wir haben in der vergangenen Saison selbst erlebt, welchen Schub einem ein gelungener Start geben kann“, erinnert DJK-Coach Matthias Obinger, der mit dem neuerdings erlaubten 16er-Kader die Reise antritt, darunter die Perspektivspieler Philipp Meyer und Felix Karle. Doch Saarlouis möchte seine 19:26-Auftaktniederlage bei der dominanten HSG Nordhorn-Lingen im ersten Heimspiel wettmachen und sich nach dem erstmals auf sportlichem Weg gesicherten Klassenerhalt im Mittelfeld der Liga etablieren. Der Kern des Kaders von Trainer Jörg Bohrmann blieb bestehen, die Abgänge von Jonas Faulenbach, Ibai Meoki Etxebeste, Philipp Kessler und Lars Walz wurden gut kompensiert. Einen sehr starken Eindruck hinterließ im Pokalturnier vor allem der neue schwedische Regisseur Julius Lindskog Andersson, Sohn von Robert Andersson, Trainer des HC Erlangen. „Wenn wir das spielen, was wir können, sollten wir trotzdem die Chance haben zu siegen“, sagt Obinger und setzt auf den Hunger seiner Wölfe: „Sie wollen wieder jagen!“