TuS Ferndorf - DJK Rimpar Wölfe 19:23 (10:12)
Wer auswärts 23 Tore wirft, muss nicht unbedingt gewinnen. Wer auswärts aber nur 19 Gegentore kassiert, hat verdient gewonnen. So wenige haben die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe am Samstagabend beim TuS Ferndorf zugelassen - und somit das lange enge Treffen der Tabellennachbarn am Ende für sich entschieden.
Eine Woche nach dem Sensationssieg gegen Tabellenführer Balingen und zwei Wochen nach der knappen Niederlage in Hamm stellten sie mit dem 23:19 (12:10) erneut unter Beweis, dass sie selbst gegen Gegner von der (erweiterten) Spitze erfolgreich sein können und der Klassenerhalt auch rechnerisch bald nur noch Formsache sein sollte.
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"Der Knackpunkt in der ersten Halbzeit war, als wir von minus drei auf plus zwei bis zur Pause die Partie gedreht haben", meinte DJK-Coach Matthias Obinger, der nicht nur die Deckung seiner Mannschaft, sondern auch die "sehr hohe Effizienz in den Würfen" lobte. TuS-Trainer Michel Lerscht, dessen Team in der Hinrunde lange ganz oben mitgemischt hatte, räumte ein: "Wir sind gerade in einer schwierigen Phase. Wie schon in den letzten Wochen hatten wir auch heute wieder Angriffsprobleme." Womit das freilich zu tun hatte, brachte Rimpars Rechtsaußen Julian Sauer auf den Punkt: "Wir waren in der Abwehr noch ein bisschen aggressiver."
Erinnerungen an einen verunfallten Bierlaster
An Ferndorf haben einige Rimparer Anhänger eine vermutlich unvergessliche Erinnerung. Jene nämlich, die am drittletzten Spieltag der Saison 2016/17 ins Siegerland gefahren waren, um die Wölfe im Aufstiegskampf zu unterstützen. Während die Mannschaft längst an Ort und Stelle war, stand der Fanbus noch auf der A3 bei Helmstadt - wegen eines verunfallten Bierlasters. Ein Lkw vollgepackt mit Paulaner-Bierkisten hatte einen Großteil seiner prozentigen Fracht verloren und einen Stau ausgelöst.
Als auch die Anhänger endlich im Kreuztal eintrafen, war die erste Halbzeit bereits vorbei, und die Unterfranken lagen mit vier Toren zurück. Doch mit den Fans kam die Wende. Dank einer Aufholjagd nach der Pause gewannen die Gäste schließlich noch mit 29:26 und durften weiter von der ersten Liga träumen.
Ferndorf hat den ersten Lauf
Auch an diesem Märzsamstag knapp zwei Jahre später jubelten am Ende die rund 20 mitgereisten Rimparer. Diesmal waren sie rechtzeitig zum Anpiff in der Sporthalle Stählerwiese und sahen von Anfang an das erwartet umkämpfte Duell mit zwei beweglichen Abwehrreihen und wechselnden Führungen. Den ersten Lauf erwischte Ferndorf: Eine Überzahlsituation, einen Siebenmeter und einen Fehlpass nutzten die Hausherren zu vier Treffern in Serie zum 7:4 (13.) - die deutlichste Differenz im ersten Durchgang. "Außer diesem kurzen Nickerchen waren wir hellwach und sehr diszipliniert", konstatierte Obinger.
Die Wölfe, die sich im Angriff im Eins gegen Eins zunächst schwer taten, suchten ihr Heil immer wieder über den Kreis und kamen auch aus dem Rückraum zu Toren - dort vor allem durch Steffen Kaufmann, der nach dem Spiel von den einheimischen Medienvertretern zum "Man of the Match" gewählt wurde. Den Ausgleich zum 8:8 erzielte in Überzahl aber Max Bauer von Rechtsaußen (22.), Linksaußen Dominik Schömig legte per Konter zur Führung nach.
Noch einmal egalisierten die Gastgeber vor der Pause (10:10, 25.), ehe Sauer zwei Tempogegenstöße zum 12:10-Halbzeitstand verwandelte.
Rimpar verteidigt Führung trotz mehrmaliger Unterzahl
Zurück aus der Kabine, nutzte Ferndorf mehrere Zweiminutenstrafen gegen die Gäste, um noch mal bis auf ein Tor heranzukommen. Doch vollzählig stellten die Gastgeber immer wieder den Drei-Tore-Vorsprung her, den sie sich direkt nach Wiederanpfiff erstmals erarbeitet hatten.
Mit Beginn der Crunchtime hatte der TuS die Chance zum erneuten Ausgleich. Doch zwei Tore von Schömig - das zweite per Konter nach eigener Balleroberung in der Abwehr - und schwupps hieß es wieder 20:17 für die DJK (51.).
"Kaltschnäuziger und abgezockter"
"In entscheidenden Phasen waren wir auch kaltschnäuziger und abgezockter", befand Obinger nicht nur angesichts dieser Szene. Doch Matchwinner war freilich die Abwehr um Philipp Meyer, Patrick Gempp und Michael Schulz. Letzterer sagte nach den Abnutzungskampf: "Das war ganz schön krass und kräftezehrend." Die Fans feierten die Mannschaft für ihren enormen Einsatz nach dem Abpfiff mit lauten "Rimpar"-Rufen und einer Mini-La-Ola-Welle.
Für den Tabellenneunten stehen nun vier Spiele gegen Gegner aus der unteren Hälfte an, die allesamt noch gegen den Abstieg kämpfen. Den Anfang im Heimspiel am nächsten Samstag (19.30 Uhr, s.Oliver Arena) macht Hamburg.
Die Statistik des Spiels
Ferndorf: Rottschäfer (25.- 60.), Puhl (1.-24. und ein Siebenmeter) - Faulenbach 4, Basic 1, Irle, Michel 1, Neitsch 4, Wicklein, Wörner 3, Zerbe 2, Schneider, Barwitzki, Lindskog Andersson 2, Koloper, Müller, Rink 1.
Rimpar: Brustmann (1.-60.), Wieser (n.e.) – Schömig 4, Böhm, Gempp 2, Schmidt 3, Kaufmann 4, Siegler 3, Meyer, Bauer 1, Schulz, Backs (n.e.) Brielmeier, Herth 3/3, Sauer 3.
Spielfilm: 2:2 (5.), 7:4 (13.), 7:6 (16.), 8:9 (22.), 10:10 (25.), 10:12 (Halbzeit), 10:13 (3.), 12:13 (33.), 12:15 (35.), 14:17 (41.), 16:17 (45.), 17:18 (49.), 17:20 (51.), 18:21 (55.), 19:23 (Endstand).
Siebenmeter: 2/3 : 3/3.
Zeitstrafen: 3:7.
Schiedsrichter: Oliver Dauben/David Rohmer (Köln).
Zuschauer: 1023.