Wenn am Wochenende in den Fußballligen der Aktiven im Kreis Würzburg der Ball rollt, dann ist ein Verein plötzlich verschwunden: der SC Heuchelhof. Die Abteilung für Seniorenfußball, in der das Kreisklassen-Team, die B-Klassen-Mannschaft und die Altherren-Kicker organisiert waren, ist durch einen Beschluss des Vorstands und Beirats des Hauptvereins am Donnerstagabend mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden. Ein Zurück gibt es nicht. Die beiden Heuchelhöfer Teams sind bereits an diesem Wochenende aus den Tabellen der Kreisklasse Würzburg 1 und der B-Klasse Würzburg 2 gestrichen worden. Alle Heuchelhöfer Resultate fallen damit aus der Wertung.
Ein ungewöhnlicher Schritt, der auch BFV-Kreisspielleiter Marco Göbet in seiner Konsequenz überrascht hat: „Ich hätte mir gewünscht, dass man die Saison zumindest mit einer Mannschaft zu Ende bringt“, sagt er. Doch im Vorstandsgremium des SCH sah man offenbar dringenden Handlungsbedarf. „Ich bin selbst Fußballer. Gerade deshalb ist mir dieser Schritt sehr schwer gefallen. Wir mussten aber zum Wohl des Vereins handeln,“ sagt Heinz Reinders, erster Vorstand des Gesamtvereins. „Wiederkehrende Unregelmäßigkeiten bei internen Abläufen in der Abteilung führten letztlich zu der Entscheidung,“ heißt es in einer Pressemitteilung des Klubs. Was genau darunter zu verstehen ist, will Reinders nicht öffentlich thematisieren. „Diesem Beschluss ging ein längerer Prozess voraus“, heißt es in der Mitteilung des Vereins.
Dass sich bei der Fußballabteilung in dieser Spielzeit ein deutliches Defizit aufgetürmt hat, bestreitet auch Michael Bauer, der Sportleiter der aufgelösten Sparte, nicht. Reinders mag sich zu genaueren Details indes nicht äußern. Die Finanzlücke sei letztlich entstanden, weil ein großzügiger Sponsor kurzfristig abgesprungen sei, sagt Bauer, der als Redakteur in der Sportredaktion dieser Zeitung beschäftigt ist. Die Ursache dafür sucht er beim Vereinsvorstand, der den Geldgeber gezielt madig gemacht habe. Dabei soll es zum Beispiel auch um private Facebookeinträge des Sponsors in russischer Sprache gegangen sein, deren Inhalt, so berichtet es Bauer, aus Sicht von Reinders nicht mit den Werten des SC Heuchelhof vereinbar gewesen seien. Der Sponsor kehrte sich genervt ab. „Diese Entwicklung war von langer Hand geplant“, glaubt Bauer: „Man hat uns zunächst unsere Einnahmequelle geraubt und war von Seiten der Vereinsführung zuletzt auch nicht an einer konstruktiven Lösung interessiert." Schließlich hätte man doch für einen Teil der Fehlsumme bereits Möglichkeiten einer Finanzierung gefunden, so Bauer.
Vorwürfe, zu denen sich Reinders nicht äußern will, „weil das nicht im Sinne des Vereins wäre“. Der Klub aus dem Brennpunktstadtteil hat unter Reinders' Leitung für Projekte im Junioren-Fußballbereich zahlreiche Preise erhalten. Erst im vergangenen Monat gab es den vom Deutschen Olympischen Sportbund verliehenen Stern des Sports in Bronze für das Projekt „Nightkick“, ein offenes Sportangebot für Kinder und Jugendliche. Auch die nun aufgelöste Seniorenabteilung war 2013 mit dem Julius-Hirsch-Preis des Deutschen Fußballbundes ausgezeichnet worden. Die Jungen- und Mädchenmannschaften sind von dieser Entscheidung nicht betroffen. Sie sind in einer eigenen Abteilung organisiert. Ob die Nachwuchskicker irgendwann wieder in einer Heuchelhöfer Männermannschaft spielen können, ist offen. „Es ist noch nicht die Zeit an die Zukunft zu denken. Wir müssen zunächst einmal in der Gegenwart alles wieder ins Lot bringen“, sagt Reinders.
Bauer indes schmiedet bereits Pläne für eine mögliche Neugründung. Man werde in der kommenden Woche abklären, ob bei den aktiven Kickern dafür Interesse besteht, oder ob sich die Fußballer des SC Heuchelhof in den kommenden Wochen alle neue Vereine suchen. „Wir haben bereits mit benachbarten Vereinen Kontakt aufgenommen und nach Trainingsmöglichkeiten gefragt.“