Erneut führten die FIT/One Würzburg Baskets über weite Teile der Partie, erneut mussten sie sich am Ende knapp geschlagen geben. Gegen Chemnitz hatten die Baskets am Samstag das Schlussviertel mit 25:35 verloren, am frühen Dienstagabend ging es mit 22:11 an die nominellen Gastgeber. Nach drei Siegen zum Start der Basketball Champions League haben die Unterfranken in der Gruppe A bei der 69:71 (30:40)-Pleite gegen Hapoel Holon die zweite Niederlage kassiert. Die ungewohnte Kulisse ohne Zuschauer im ungarischen Szombathely, wo der israelische Klub aufgrund der Sicherheitslage in Israel seine Heimspiele austrägt, kann dabei keine Entschuldigung sein.

Dass ein absoluter Vollprofi wie Zac Seljaas, der auf dem Feld sämtliche Begleitumstände ausblenden kann, dann direkt sieben der ersten zwölf Punkte erzielte, war nicht verwunderlich. Der Würzburger Kapitän half seiner Mannschaft so, nach einem nervösen Beginn ins Spiel zu finden. Denn auf dem Papier waren die Würzburger der klare Favorit, weil den Gastgebern nicht nur ihre Nachverpflichtung Brendan Adams fehlte, sondern sie nach dem Abgang des 2,13-Meter großen Marcus Bingham Jr. auch deutliche körperliche Nachteile hatten.
Deutlicher Rebound-Vorteil der Würzburger
Diese dann auch zu Punkten zu nutzen, ist im Basketball oft gar nicht so leicht. Beim Rebounding erarbeiteten sich die Würzburger aber sofort einen deutlichen Vorteil. Etliche Rebounds sammelte zu Beginn Hannes Steinbach, der am Samstag kaum auf dem Feld stand, weil er in der Vorwoche wegen eines Seminars, das Teil des Freiwillgen Sozialen Jahrs (FSJ) ist, nicht trainieren konnte.

Auch der zuletzt mit wenig Einsatzzeit versehene Tyrese Williams verwandelte drei seiner ersten vier Dreipunktewürfe und setzte positive Akzente. Insgesamt kam er auf 13 Punkte. Gemeinsam mit Seljaas und Nelson Phillips initiierten die beiden einen 7:0-Lauf, der die Baskets zu Beginn des zweiten Abschnitts mit 25:18 in Führung brachte und Holons Trainer Guy Goodes dazu zwang, den Würzburger Rhythmus mit einer Auszeit zu unterbrechen.
Holon verkürzt im dritten Viertel
Hilfe kam aufseiten der Israelis meist von Kapitän Netanel Artzi, der die durch den Bingham-Abgang frei gewordene Spielzeit nahezu perfekt ausnutzte. Drei Dreier verwandelte der 27-Jährige vor der Pause und erzielte im Spiel 14 Zähler. Eine deutliche Leistungssteigerung zu den 4,3 Punkten, die Artzi bisher im Saisonverlauf pro Partie in der Champions League auflegte. Tatsächlich hatte Sasa Filipovski genau das erwartet, als er vor dem Spiel darauf hinwies, dass andere Spieler in die Bresche springen würden.

Wie schon bei der Niederlage in Chemnitz, als die Würzburger ihrem Gegner in der zweiten Halbzeit eine Dreierquote von über 50 Prozent erlaubten, trafen auch Holon seine Distanzwürfe hochprozentig. Acht der ersten 15 Versuche fanden ihr Ziel. Damit hielten die Israelis weiterhin den Kontakt auf der Anzeigetafel, auch wenn die Würzburger stets führten. Das dritte Viertel ging am Ende sogar knapp an Holon, die sich noch nicht aufgegeben hatten und acht Minuten vor Schluss auf vier Punkte Rückstand (54:58) verkürzten.
Spiel im Schlussviertel aus der Hand gegeben
Filipovski nahm die Auszeit, brachte Jhivvan Jackson und Lukas Wank zurück, war aber vor allem mit der Abwehr, die in den ersten 30 Minuten durchaus sattelfest erschien, nicht mehr zufrieden. Holon durfte im Schlussviertel immer wieder mit Ball in die Zone und schaffte es dann auch dort hochprozentiger abzuschließen als vor der Pause. Dafür hörte man nun häufiger über die Außenmikrofone, wie Distanzwürfe der Gäste auf den Ring klatschten. Elijah Mitrou-Long, der bis zur Pause fast gar nicht am Spiel teilnahm, erzielte 2:55 Minuten vor Schluss den Ausgleich zum 65:65. Der Aufbauspieler der Israelis, vom Aussehen und Spielstil her stark an den letztjährigen Würzburger BBL-MVP Otis Livingston II erinnert, übernahm im Schlussviertel und war am Ende mit 21 Zählern der beste Spieler bei Holon.

Sasa Filipovski verzichtete in dieser Phase darauf, eine Auszeit zu nehmen. Auf der Gegenseite gelangen auch kaum noch Punkte, weil die Würzburger es eben nicht schafften, sich aus ihren Spielsystemen und den Blocks Vorteile zu kreieren. Die gruselige Dreierquote mit null Treffern bei den letzten elf Versuchen trug dazu seinen Teil bei. Und obwohl das Ergebnis ein Herzschlagfinale vermuten lässt, hatten die Baskets in den Schlussminuten nicht wirklich die Chance, die Partie nochmal zu drehen. Mit der Schlusssirene probierte es Nelson Phillips noch von der eigenen Freiwurflinie, doch sein Wurf wäre wohl eh zu spät gekommen und hätte so an der Niederlage nichts mehr geändert.
Basketball: Champions League
Hapoel Holon – FIT/One Würzburg Baskets 71:69 (18:18, 12:22, 19:18, 22:11)
Holon: Mitrou-Long 21, Artzi 14, Tucker 12, Ziv 9, Hanochi 8, Kyser 5, Adams 2, Tal, Mane, Egozi (beide nicht eingesetzt).
Würzburg: Seljaas 17, Jackson 17, Williams 13, Phillips 11, Klassen 6 (10 Rebounds), Davis Jr. 4, Steinbach 1, Lewis II, Wank, Ugrai, Bleck, Kone (alle drei nicht eingesetzt).
Rebounds: 31 – 44. Vorlagen: 14 – 16. Ballverluste: 13 – 14. Treffer aus dem Feld: 23/54 (43%) – 26/69 (38%). Dreier: 13/33 (39%) – 8/31 (26%). Freiwürfe: 15/24 (63%) – 9/12 (79%). Zuschauende: 0.