(pm/ef) Felix Bialas bekam glänzende Augen, als ihm die Medaille um den Hals gehängt wurde. Bronze war es bei den bayerischen Meisterschaften im Geräteturnen beim Schulwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“. Felix besucht die sechste Klasse am Würzburger Deutschhaus-Gymnasium (DHG), und er ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Sportförderung dieser Schule konzipiert ist. „Wir wollen den Kindern die Möglichkeit geben, unterschiedliche Dinge auszuprobieren und damit Bewegungserfahrungen in mehreren Sportarten zu sammeln“, sagt Andreas Weiermann, Sportlehrer und Fachbetreuer Sport am DHG.
Eigentlich spielt Felix Bialas Fußball beim Würzburger FV, und zwar sehr erfolgreich. Namhafte Bundesligavereine interessieren sich bereits für den Elfjährigen. „Da aber eine einseitige Spezialisierung in jungen Jahren aus sportwissenschaftlicher Sicht ungünstig ist, wird im Sportunterricht und in den Wahlfächern auf Vielseitigkeit geachtet“, sagt Weiermann. So geht etwa die Basketball-Schulmannschaft geschlossen zum Rudern. „Kinder sind sehr vielseitig interessiert. Warum sollten wir ihnen das nehmen?“, fragt Weiermann. Über das breite Angebot an Wahlfächern in der Unterstufe kann jeder seine Sportart für sich entdecken. Dabei werden völlig neue Bereiche erschlossen. „Die wenigsten Kinder wissen, dass Rudern Spaß macht“, berichtet Roland Händle, der als ehemaliger Olympiastarter den Ruderstützpunkt am DHG betreut. Für Jakob Bär war es auch so. „Wie die meisten Jungs habe ich in der Grundschule nur Fußball gespielt. Am DHG habe ich das Rudern dann ausprobiert und irgendwie hat es mir gefallen“, erzählt der 13-Jähriger. Heute ist er amtierender deutscher Meister im Einer- und hält den Weltrekord im Langstreckenrudern seiner Altersklasse.
Es hats ich mittlerweile herumgesprochen, dass schulische und sportliche Anforderungen am Deutschhaus gut vereinbar sind, zeigen die zahlreichen Interessenten von anderen Schulen, die ab der achten Jahrgangsstufe die Sportklasse besuchen wollen. Eine davon ist die 13-jährige Leonie Ebert. „Ich fahre jeden Tag nach Tauberbischofsheim an den Olympiastützpunkt, um in meiner Sportart Fechten optimal trainieren zu können. Die Lehrer nehmen darauf Rücksicht und unterstützen mich, das macht es für mich leichter.“
Leo Langhans besucht aus denselben Gründen seit diesem Jahr die Sportklasse. Der Achtklässer fährt mehrmals die Woche nach Nürnberg, um beim Kooperationspartner 1. FC Nürnberg zu trainieren und zu spielen. „Wir schaffen optimale Rahmenbedingungen, damit sich Schule und Sport vereinbaren lässt“, sagt Efram Yaman, der Sportlehrer ist und für die Koordination der Sportklassen von der achten bis zur zehnten Jahrgangsstufe verantwortlich. Einer seiner Verantwortungsbereiche bezieht sich eben darauf, schulische Pflichten und Trainings- sowie Wettkampfanforderungen der einzelnen Sportler aufeinander abzustimmen.
Schulisches Frühwarnsystem
Damit werden Rahmenbedingungen geschaffen, um tägliches Training und Schulaufgaben zu kombinieren. Dazu gehört auch, dass über ein Frühwarnsystem schulische Defizite schnell erkannt werden. Erfolgsgarant ist wie in der Unterstufe der enge Kontakt zwischen Sportklassenlehrern, Eltern und Vereinstrainern. „So können wir schnell reagieren, um Überforderungen in dem einen oder anderen Bereich zu vermeiden“, berichtet Anton Kramer, der für die Fußballer in der Sportklasse verantwortlich ist. Dass das Konzept funktioniert, zeigten Anfragen von außerhalb. „Wir wollen in den Sportklassen Talenten die Möglichkeit geben, ihre schulischen und sportlichen Ziele im Sinne einer dualen Karriere zu erreichen“, sagt Yaman. Die Sportart spielt dabei keine Rolle.
Wie erfolgreich die Kooperation zwischen Schule und Sportvereinen werden kann, beweisen die Oberstufenschüler. „Wir konnten in den letzten Jahren einige Sportler auf ihrem Weg zu absoluten Spitzenathleten begleiten, die unsere Schule bereits international auf Europa- und Weltmeisterschaften vertreten“, weiß Händle, der die Koordinierungsaufgaben für die Sportler in der Oberstufe übernimmt. „Wir haben hier in der Oberstufe die Möglichkeit, am Vormittag bei den Profis der s. Oliver Baskets und am Nachmittag in der eigenen Mannschaft zu trainieren“, erzählen Constantin Ebert und Max Ugrai, die beide auch im Basketball-Juniorenationalteam spielen und der Schülersportakademie des Deutschhaus-Gymnasiums angehören. „Freiräume für das tägliche Training schaffen und die Sportler zu einem erfolgreichen Abitur führen“, das ist für Händle eine besondere Herausforderung: „Viele Gespräche mit den Kurslehrern und Trainern sind nötig, um ein optimales Umfeld für die Spitzensportler zu schaffen.“
Aus der Oberstufe zu Olympia
Das weiß auch die Synchronschwimmerin Amelié Ebert, die sich gerade auf das Abitur und die Weltmeisterschaften vorbereitet. „Wenn meine Kursleiter nicht so viel Verständnis für den Sport aufbringen würden, müsste ich wie viele andere Kadersportler wahrscheinlich ein Jahr pausieren“, meinte sie. Daher zögerte auch Leonie Beck nicht, als sie sich in diesem Schuljahr für die Schülersportakademie bewarb. Beck wurde im vergangenen Jahr Altersklassen-Europameisterin über die 1500 Meter und bereitet sich im Moment auf die Weltmeisterschaften im Schwimmen vor. Ihr Fernziel Olympische Spiele versucht sie in der Oberstufe nicht aus den Augen zu verlieren.
Für alle interessierten Kinder und ihre Eltern findet am kommenden Montag, 15. April, ein Informationsabend im Deutschhaus-Gymnasium (Zeller Straße) statt. Um 18 Uhr wird das Sportkonzept für die Unterstufe (Klassen 5 bis 7) erläutert, ab 19 Uhr erfolgen Informationen für die Sportklasse (8 bis 10).