Selin Kuruoglu ist 16, kickt in der U 17 des ETSV Würzburg in der Bayernliga und hat mit einem Traumtor gerade die Wahl zum „Bayerntreffer des Monats Januar“ gewonnen. Bei der bayerischen Hallenmeisterschaft in Haar hatte die Fußballerin im Vorrundenspiel gegen den FC Ingolstadt einen weiten Abwurf ihrer Keeperin mit dem Rücken zum Tor stehend mit der Brust angenommen und mit einem knallharten Drehschuss in den rechten Winkel gehämmert – zum 1:1-Endstand. Dass der ETSV die Vorrunde letztendlich auf dem letzten Platz abgeschlossen hat, spielt heute keine Rolle mehr.
48,4 Prozent aller Stimmen
Denn für ihr sehenswertes Tor bekam Selin Kuruoglu bei der gemeinsamen Aktion des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) und des Bayerischen Rundfunks (BR) 48,4 Prozent aller Stimmen. Sie setzte sich damit gegen fünf Konkurrenten durch und gewann die Wahl deutlich vor Tayfun Özdemir vom TSV Sonnefeld (17,4 Prozent) und Daniel Distler von den U-19-Junioren des SC Feucht (14,3 Prozent). Durch den Sieg nimmt sie automatisch an der Wahl zum „Bayerntreffer des Jahres“ teil. „Wahnsinn! Ich freue mich riesig, dass ich gewonnen habe.
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Vielen Dank an alle, die für mich abgestimmt haben“, sagte Selin Kuruoglu, die ihren Preis am Sonntagabend in der Sendung „Blickpunkt Sport“ von Moderator Dominik Vischer und Studiogast Hanno Behrens vom Fußball-Zweitligisten 1. FC Nürnberg überreicht bekam. „Das war schon sehr schön gemacht“, lobte der Club-Kapitän und brachte die 16-Jährige, die bekennender Eintracht-Frankfurt-Fan ist, damit zum Strahlen.
Die Mannschaft feiert mit
Ins Studio nach München war sie nicht alleine gefahren, sondern mit ihrer Mannschaft. „Bis auf zwei, die leider krankheitsbedingt nicht mitkonnten, waren wir komplett“, sagte ETSV-Trainer Dieter Kölbl, für den die Auszeichnung und der Ausflug in die Sportsendung nicht weniger ein Highlight waren als für seine Mädels. „Wann kommt man als Amateur schon einmal in den Genuss, zu so einer Sendung zu gehen“, sagte er. „Und überhaupt ist es ja nicht üblich, dass ein Mädchen das Tor des Monats schießt.“
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Stolzer Trainer
Der 61-jährige Trainer ist nicht nur bollestolz auf seinen Schützling, dem er großes Potenzial und eine enorme Weiterentwicklung bescheinigt. Er hofft auch darauf, dass die Auszeichnung und die damit verbundenen Aufmerksamkeit dazu beitragen, den Mädchen- und Frauenfußball in der Region wieder aufzuwerten. Der Zulauf sei rückläufig, erklärt er und viele Vereine hätten schon keine Jugendmannschaften mehr gemeldet. So muss er mit seiner U 17 in der Bayernliga an einem Spieltag schon mal 360 Kilometer oder mehr zurücklegen. Das ist zeitlich und finanziell kein geringer Aufwand. Im mühsamen Ligaalltag kommt da ein Highlight wie das am Sonntag gerade recht. Dass Selins Tor zum Treffer des Monats gewählt wurde, spornt auch Kölbl an, bestätigt ihn in seiner Arbeit und lässt ihn gar davon träumen, mit der U 17 noch einmal Bundesliga zu spielen.
Taktisch und technisch gut drauf
Der 61-Jährige, der seit gut zehn Jahren im Mädchen- und Frauenbereich trainiert, stand dem Frauenfußball früher selbst skeptisch gegenüber. Heute würde er Kritikern sagen: „Schau es dir erst einmal an, bevor du urteilst. Der Frauenfußball ist dynamischer und kräftiger geworden und manche Mädchen sind taktisch und technisch besser drauf als die Jungs.“