Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Sie garantieren für eine saubere Ausbildung

Lokalsport Würzburg

Sie garantieren für eine saubere Ausbildung

    • |
    • |
    Schrauben trotz aller Dopingdiskussionen weiter am Erfolg - Fahrer und
Betreuer des RV Schweinfurt (von links): Felix Wachter, Birgit Fischer, Lisa
Fischer, Simon Bayer, Felix Fischer und Jürgen Fischer.
    Schrauben trotz aller Dopingdiskussionen weiter am Erfolg - Fahrer und Betreuer des RV Schweinfurt (von links): Felix Wachter, Birgit Fischer, Lisa Fischer, Simon Bayer, Felix Fischer und Jürgen Fischer. Foto: FOTO STEFFI NOWAK

    "Ständig müssen wir Kommentare zu den gedopten Profis abgeben, dabei wissen wir das alles auch nur aus den Medien", erzählt der 18-jährige Fabian Holzmeier vom TSV Werneck. "Als im Radio kam, dass Jan Ullrich gedopt hat, wollte ich mich von der Schule befreien lassen, um das nachzuprüfen", erinnert sich der 19-jährige Rennfahrer Felix Wachter vom RV 89 Schweinfurt, "ich konnte das einfach nicht glauben."

    Die Begeisterung für das Radfahren ist geblieben. Nur ihre Idole Jan Ullrich und Ivan Basso sind durch Fahrer wie Jens Voigt und Fabian Wegmann ersetzt worden, die eben nicht mit Doping in Verbindung gebracht werden. Die Jugendlichen setzen auf sie als Vertreter einer sauberen Mehrheit. Trotzdem, "man überlegt schon, ob man den Sport so annehmen kann", meint Wachter. Denn beim RV 89 ist klar, dass Doping im Radsport eine weit reichende Rolle spielt.

    Ecstasy und Speed

    Trainer Jürgen Fischer erzählt von Gesprächen mit Fahrern der U-19-Amateurrennen, die berichteten, dass schon dort mit Drogen gehandelt werde - obwohl auf Doping getestet wird. "Ecstasy und Speed setzen die Schmerzgrenze hoch", erklärt der Trainer, "da machen sich einige Fahrer keine Gedanken, sondern schlucken es einfach." Direkt sei allerdings noch kein RV-Aktiver von Drogenhändlern angesprochen worden.

    Innerhalb der Vereine wird vor allem auf Aufklärung und Zusammenarbeit mit den Eltern gesetzt. "Die gesundheitlichen Schäden und den kaputten Ruf will doch keiner seinem Kind antun", meint Toni Hornung, der die Fahrer des TSV Werneck, darunter auch seinen Sohn Maximilian, betreut. Dieser wurde letztes Jahr deutscher U-17-Vizemeister im Mannschaftszeitfahren. "Wir sehen ja, dass es auch ohne Doping geht", so Hornung.

    Klaus Scharnagel, Vorsitzender der RSG Würzburg, war "maßlos enttäuscht und stocksauer", als die Doping-Geschichten bekannt wurden. "Wir haben uns schon die Frage gestellt: Wie wollen wir das unseren Jugendlichen erklären, die Leute wie Landis oder auch Ullrich zu Vorbildern haben? Wir hoffen nun aber wirklich, dass dieser ganze Sumpf ausgetrocknet wird." Scharnagel will allerdings nicht aufgeben. "Jetzt erst recht. Schließlich erziehen wir unsere jungen Radler nicht zu Betrügern, sondern zu Sportlern."

    "Jetzt hast du wieder einen dieser Dopingknechte überfahren"

    Hans Schleicher, Trainer beim RV Concordia Karbach

    Hans Schleicher hat ernsthaft überlegt, "nach 26 Jahren den ganzen Kram hinzuschmeißen." Doch er hat es nicht getan, weil ihm schnell klar wurde, dass es die Falschen getroffen hätte. Der Sportliche Leiter beim RV Concordia Karbach wollte die 15 Buben und Mädchen nicht für etwas bestrafen, was andere zu verantworten haben. Nach wie vor sitzt der 56-Jährige somit beinahe täglich im Sattel und steuert seine Trainingsgruppe über die Landstraßen von Main-Spessart.

    Hans Schleicher spricht von einer "Riesenenttäuschung", wenn er auf Ullrich, Basso oder Landis angesprochen wird. Und er wird oft darauf angesprochen. Er und seine Fahrer bekommen Sätze wie "nehmt ihr das Zeug auch?" oder "seid ihr auch schon gedopt?" zu hören. Schleicher nervt das, doch er reagiert gelassen und versichert, dass bei Concordia Karbach nichts Unerlaubtes genommen wird. "Ich garantiere für eine saubere Ausbildung", betont er. "Ich mache mir ja schon Vorwürfe, wenn jemand mal eine Aspirin genommen hat." Umso mehr ärgert ihm das Verhalten der Idole. Als er vorigen Monat über einige Pyrenäen-Pässe fuhr und die auf die Straßen gepinselten Namen der von der Tour de France ausgeschlossenen "Ulle" oder "Basso" überrollte, habe er sich nur gedacht: "Jetzt hast du wieder einen dieser Dopingknechte überfahren."

    Uwe Hofmann, Trainer beim RV Viktoria Wombach, ist felsenfest davon überzeugt, dass der Radsport-Nachwuchs sauber ist. "Doping findet nur bei den Profis statt ", meint er, "auf unserer Ebene wird guter und ehrlicher Sport betrieben." Hofmann trainiert u. a. seine Tochter Sarah-Lena, die kürzlich deutsche Meisterin der U-15 wurde. "Allen Eltern möchte ich sagen, dass sie ihre Kinder bedenkenlos zum Radsport schicken können. Ich bin fast jede Woche bei Rennen, doch ich habe noch nie was von Doping gehört."

    Die Leidtragenden sind die vielen kleinen Vereine, in denen Trainer und Betreuer ehrenamtlich und mit großem Engagement tätig sind. Natürlich wissen alle, dass Doping immer ein Thema im Radsport war. "Doch man darf nicht so tun, als sei das nur das Problem des Radsports - es ist ein großes Thema in vielen Sportarten", sagt Hans Schleicher, dessen Tochter vergangenes Jahr in Madrid Weltmeisterin wurde.

    Damals - so gesteht er im Nachhinein - habe er sich erst Wochen später richtig freuen können über den triumphalen Erfolg, nachdem alle Proben negativ ausgefallen waren. Nicht, dass er seiner Tochter nicht getraut hätte. Vielmehr seien die Sportler häufig mehr Opfer als Täter. "Viele wissen wahrscheinlich gar nicht, was ihnen in die Trinkflasche gemixt wird", vermutet Hans Schleicher.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden