Der 9. Juli 1999 bleibt für Simone Langhirt vom LAZ Kresi Würzburg unvergessen. An diesem Tag gewann die Leichtathletin ihre erste nationale Medaille – im Alter von 15 Jahren: Bei den deutschen Meisterschaften in Erfurt gewann sie mit 3,60 Metern Silber im Stabhochsprung. „Ein Triumph mit Hindernissen“, sagt Simone Langhirt anlässlich des Tages, der sich an diesem Dienstag zum 20. Mal jährt, rückblickend und lacht. Die damals noch der Schülerklasse (B-Jugend) angehörende talentierte Höchbergerin wurde nämlich nur durch Zutun des Verbandes zum nationalen Kräftemessen der Jugendklassen zugelassen. Man hatte sie schlicht vergessen zu melden.
Der Aufwand lohnte sich. Nur die spätere Jugendvizeweltmeisterin und Juniorenweltmeisterin Floé Kühnert sprang seinerzeit höher (3,90 Meter) – die sich wiederum später bei den internationalen Titelkämpfen keiner Geringeren als der späteren zweifachen Olympiasiegerin Russin Jelena Issinbajewa geschlagen geben musste, der bis heute erfolgreichsten Stabhochspringerin der Welt. Große Namen, die Langhirt bereits in so jungen Jahren umgaben.
In anderen Disziplinen gefragt
Für die heute 35-Jährige sollte die deutsche Jugendvizemeisterschaft der Anfang einer erfolgreichen sportlichen Laufbahn sein: In den Folgejahren brachte es die blonde LAZ-Athletin auf 36 bayerische Meistertitel – inklusive Staffel. Denn nicht nur im Stabhochsprung war Langhirt gut und gefragt. Es reichte auch für Medaillen und Spitzenplätze auf Landesebene im Weitsprung und sogar im Mehrkampf.
Zudem buhlten andere Verbände um die Gunst des sportlichen Allroundtalents: Tennis in verschiedenen Auswahlteams, Anwerbungsversuche vom Basketball und vom Badminton brachten sie aber nicht von ihrer großen Leidenschaft Stabhochsprung ab. „Er begeisterte mich einfach, er ist so komplex und vielseitig, eine Herausforderung eben“, sagt Langhirt. Ihre ehemaliger langjähriger Trainer Freddy Schlund meint: „Sie hätte alles machen können.“
Der unterfränkischen und bayerische Leichtathletik ist die mittlerweile dreifache Mutter bis heute treu. Nach wie vor gibt sie ihr Wissen weiter, trainiert und unterrichtet Kinder und Studenten, kümmert sich als Gymnasiallehrerin des Friedrich-Koenig-Gymnasiums um die Schulleichtathletik, organisiert Wettbewerbe auf Schulebene und engagiert sich als Referentin für den Verband. Ein Perspektivenwechsel.
In ihrer Zeit als Aktive galt Langhirts Aufmerksamkeit ausnahmslos ihrem eigenen Training und der sportlichen Entwicklung. Einmal international springen, für Deutschland starten, war ihr erklärter Traum. 2001 ging er in Erfüllung. Nach der Einladung zur renommierten Juniorengala in Mannheim, die für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) bis heute als Nominierungswettkampf für internationale Jugend- und Juniorenmeisterschaften gilt, gewann Langhirt im strömendem Regen mit neuer persönlicher Bestleistung und bezwang dabei Silke Spiegelburg, die vielfache deutsche Meisterin, EM-Silbergewinnerin (2010) und Olympia-Teilnehmerin. „Das war das erste und das letzte Mal, dass ich sie besiegen konnte“, erzählt Langhirt, die bis heute gut mit Spiegelburg befreundet ist.
Anfang des Holzmedaillenfluchs
Mit ihr zusammen erlebte die Unterfränkin ihr erstes internationales Großereignis, die Jugend-WM im ungarischen Debrecen. „Ein wahnsinnig einprägsames Erlebnis, das ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge verbinde.“ Als Vierte schrammte sie damals knapp am ersehnten Edelmetall vorbei. Eine Erfahrung, sie sich noch öfter wiederholen sollte. Der Holzmedaillenfluch begleitete die Sportlerin auch in ihren erfolgreichen Folgejahren, in denen weitere Starts für das deutsche Nationalteam auf dem Programm standen.
2005 in Erfurt bei der U-23-Heim-EM sollte endlich Edelmetall her. Unter den Augen der mitgereisten Höchberger Fans sprang Langhirt wieder Bestleistung – und landete selbst mit 4,20 Metern wieder auf dem undankbaren vierten Platz. „Es hat irgendwie nicht sollen sein mit meiner internationalen Medaille. Das schmerzte schon wahnsinnig damals“, gesteht sie. „Heute sehe ich meine ganzen Erlebnisse und Begegnungen als den Hauptgewinn, die sind mir geblieben.“ Für ihren Einsatz bei der Universiade im gleichen Jahr galt daher nur eine Devise: Alles, aber nicht Vierte. Langhirt wurde Fünfte.
Heute Handball zum Spaß
Ebenso wie eine internationale Medaille blieb ihr ein deutscher Meistertitel verwehrt – der deutsche Hochschultitel zählt offiziell ja nicht. Sechs Mal wurde sie Vizemeisterin, noch öfter sprang Bronze raus.
Mit Beginn des Referendariats war dann Schluss mit dem aktiven Stabhochspringen, ein anderer Lebensabschnitt folgte. „Als Hobby ist Stabhochspringen einfach zu aufwändig.“
Sportlich aktiv ist Langhirt jedoch bis heute. Für die TG Höchberg spielt sie Handball. „Es ist auch mal eine schöne Erfahrung, wenn es nicht mehr darum geht, sportliche Spitzenleistung zu erbringen, sondern einfach nur zum Spaß im Team Sport zu treiben.“ (pm)