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Basketball: Bundesliga Männer: Steffen Liebler: „Die Fans stehen wie eine Wand hinter uns“

Basketball: Bundesliga Männer

Steffen Liebler: „Die Fans stehen wie eine Wand hinter uns“

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    „Die s. Oliver Baskets stehen deutlich besser da als noch vor einem Jahr“: Geschäftsführer Steffen Liebler blickt zuversichtlich in die Zukunft des Erstligisten.
    „Die s. Oliver Baskets stehen deutlich besser da als noch vor einem Jahr“: Geschäftsführer Steffen Liebler blickt zuversichtlich in die Zukunft des Erstligisten. Foto: Foto: Fabian Frühwirth

    Während sich die wirtschaftliche Lage beim Basketball-Bundesligisten s. Oliver Baskets Würzburg stabilisiert hat, ist die sportliche Situation bei einem Sieg Vorsprung auf einen Abstiegsplatz weiter angespannt. Noch sieben Partien bleiben Zeit, den Klassenerhalt zu bewerkstelligen. Vor dem ausverkauften Heimspiel an diesem Freitagabend gegen die Fraport Skyliners aus Frankfurt (19 Uhr, s. Oliver Arena, Live-Ticker auf www.mainpost.de/baskets, Livestream auf www.soliver-baskets.de) spricht Geschäftsführer Steffen Liebler über Fehler der Vergangenheit, einen möglichen Gang in die Zweite Liga, die Zukunft von Coach Stefan Koch, Unstimmigkeiten in der Liga und den Stand der Dinge beim geplanten Arena-Neubau.

    Frage: Sie dürften dieser Tage ziemlich viel Arbeit haben, Ende März musste Lizenzantrag für die Zweite Liga ProA gestellt werden, in die die s. Oliver Baskets ja noch absteigen können. Zudem steht das Farmteam auf dem Sprung in die ProB, auch da musste ein Antrag gestellt werden. Die Basketball-Bundesliga (BBL) will die wirtschaftlichen Unterlagen bis 15. April haben . . .

    Steffen Liebler: Genauso ist es. Die sportliche Situation lässt uns keine andere Wahl, als sich zu wappnen. Also haben wir der Form halber auch einen ProA-Antrag gestellt. Aktuell aber spielen wir in der Ersten Liga, da wollen und werden wir auch bleiben. Die Fans stehen wie eine Wand hinter uns, der Zuspruch ist groß, das Spiel gegen Frankfurt schon seit Montag ausverkauft. Das ist ein klares Zeichen: Wir schaffen das in Würzburg alle zusammen. Zudem hat unser Kooperationspartner TG Würzburg die Unterlagen für die ProB fristgerecht eingereicht. Denn wir wollen, wenn es irgendwie möglich ist, der TGW den Sprung in die Zweite Liga ermöglichen. Dazu aber braucht es auch ein Erstliga-Team. ProA und ProB ließen sich nur schwer vereinbaren.

    Für den Fall des Abstiegs aus der Ersten Liga: Wie hoch wäre der Etat für die ProA?

    Liebler: Basis der Planungen war stets der Bundesliga-Etat. Entsprechend haben wir die Zahlen etwa in den Bereichen Zuschauereinnahmen oder Sponsoring nach unten korrigiert.

    Der eingereichte Zweitliga-Etat aber hat schon das Potenzial, eine umgehende Bundesliga-Rückkehr zu bewerkstelligen, oder nicht?

    Liebler: Doch. Falls der Fall eintreten sollte, was wir alle nicht hoffen, dann wird das Budget so sein, dass ein Wiederaufstieg möglich ist.

    In der aktuellen Saison haben die s. Oliver Baskets einen Etat von rund 3,5 Millionen Euro. Dass das Geld hinten und vorne nicht gereicht hat, ist kein Geheimnis, der Verein stand vor dem Aus. Spieler wurden nachverpflichtet, der Trainer getauscht, dazu Personal in der Geschäftsstelle eingestellt. Das war alles kostenspielig. Um wie viel wurde das Budget letztlich überzogen, und gehen diese Ausgaben künftig zulasten des sportlichen Bereichs?

    Liebler: Zahlen möchte ich keine nennen, aber die Mehrausgaben waren nicht unerheblich, wir sind klar drüber. Da haben unsere neuen Gesellschafter gemeinsam mit vielen anderen sehr viel aufgefangen. Und: Ja, das neue Personal kostet Geld, bringt uns auf der anderen Seite aber auch Ersparnisse. Wir müssen viele Dinge nicht mehr extern beauftragen, sondern können das meiste jetzt selbst erledigen. Was den zweiten Teil der Frage angeht, müssen wir sehen, welchen Spieleretat wir für die neue Saison auf die Beine stellen können. Ziel ist es, dass unser Gesamtbudget wächst – und wir wollen nicht wieder in eine sportlich so schwierige Situation wie jetzt kommen. Auch dank unserer großen wie kleinen Sponsoren sind wir sehr weit, fast alle haben uns feste Zusagen gegeben. Entscheidend wird jetzt sein, dass wir neue Unterstützer finden.

    Was haben Sie aus dem finanziellen Desaster gelernt? Welchen Fehler würden Sie heute nicht mehr machen?

    Liebler: Wir haben uns in den vergangenen Jahren viel zu sehr am sportlichen Bereich orientiert und zu viel Geld in den Spielerkader investiert. Die Organisation konnte dem sportlichen Höhenflug nicht Schritt halten. Wir hätten sehr viel früher ein Warnsystem einbauen müssen. Auch ich hätte früher Alarm schlagen müssen. Wir alle haben unsere Lehren daraus gezogen, wir stehen nun auf ganz anderen Beinen. Die Geschäftsstelle wurde personell aufgestockt. Und schon in der schweren Phase haben wir Thomas Oehler als Berater gewinnen können, der die Prozesse optimiert und ausgebaut hat. Die s. Oliver Baskets stehen deutlich besser da als noch vor einem Jahr.

    Thomas Oehler wird bleiben?

    Liebler: Das ist sehr wahrscheinlich. Er, mit seinem Wissen aus der Zeit beim FC Bayern München, hat sehr viel Know-how in die wirtschaftliche und organisatorische Schiene mitgebracht. Das gibt enorme Sicherheit – und wir können heute schon sagen, dass die s. Oliver Baskets auf längere Sicht sehr gut aufgestellt sein werden.

    Wird auch Trainer Stefan Koch bleiben?

    Liebler: Das ist völlig offen – und zwar für beide Seiten. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass Stefan erst einmal bis zum Saisonende unterschreibt, um zu sehen, wie es mit seiner Familie, die bekanntlich nicht hier lebt, klappt. Für Stefan ist das ein ganz wichtiges Thema. Für uns ist das absolut nachvollziehbar. Wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden und sind uns sicher, dass er den Klassenerhalt schafft. Jetzt hoffen wir auf einen guten Saisonausgang, dann werden wir uns ganz unaufgeregt zusammensetzen.

    Aktuell ist die sportliche Lage weiter kritisch. Drei Siege in den verbleibenden drei Heimspielen sind jetzt schon fast Pflicht.

    Liebler: Dem kann ich voll und ganz zustimmen. Das sind aber drei schwere Kontrahenten. Frankfurt spielt eine starke Saison, über den MBC brauchen wir nicht zu reden, der leistet ganz Großes angesichts der geringen Möglichkeiten. Bayreuth am Ende wird auch nicht leicht, der BBC hat einen viel zu starken Kader, um abzusteigen. Daheim müssen wir gewinnen – und wenn möglich, uns auswärts noch ein Spiel klauen. Ich hoffe, dass wir dann am letzten Spieltag schon wissen, dass wir in der Liga bleiben. Den Nervenkitzel gegen Bayreuth würde ich allen gerne ersparen.

    Ärger blieb den Klubvertretern zuletzt nicht erspart. Bei der vorzeitigen Vertragsverlängerung mit BBL-Geschäftsführer Jan Pommer wurden die Vereine – obwohl zwingend nötig – gar nicht gefragt. Bei der Liga-Tagung soll es rundgegangen sein.

    Liebler: Es wurde klar zum Ausdruck gebracht, dass der Weg der falsche war. Das haben alle eingesehen, BBL-Präsident Thomas Braumann hat Fehler eingeräumt und sich entschuldigt. Ich will aber betonen, dass es mir um die Sache und keineswegs um die Person Jan Pommer gegangen ist. Seine Vertragsverlängerung ist im Grunde auch voll und ganz in Ordnung. Aber es kann nicht sein, dass die Vereine davon aus einer Pressemitteilung erfahren.

    Es gab schließlich eine Abstimmung, die knapp pro Pommer ausgefallen sein soll.

    Liebler: Das war eine Meinungsbildung der Klubs, eine Empfehlung für das von uns gewählte Präsidium. Die Vereine haben sich mehrheitlich dazu entschieden, den Vertrag jetzt schon zu verlängern, nicht erst im Sommer. Das war ein heißes Thema, denn auch der Deutsche Basketball-Bund war ja anfangs nicht im Boot, hat jetzt aber auch nachträglich zugestimmt. Damit ist das Thema vom Tisch.

    Weiteres Thema dürfte der auslaufende Fernsehvertrag mit Sport1 gewesen sein. Gibt es Neues?

    Liebler: Für uns Vereine war es wichtig, zu wissen, was bei den Verhandlungen aktuell der Stand ist. Der ist jetzt allen bekannt. Uns wurden verschiedene Szenarien dargelegt, wir sind mit in die Prozesse eingebunden. Im Detail jetzt darüber zu reden, wäre nicht in Ordnung.

    Unstrittig geht es um Reichweite, darum, den Bundesliga-Basketball bekannter zu machen. Das geht doch aber nur über die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten und an einem festen Sendetermin?

    Liebler: Das wäre die Wunschvorstellung. Uns geht es nicht darum, dass große Gelder fließen, sondern darum, in noch mehr Wohnzimmern der Republik präsent zu sein. Damit wäre den Vereinen, die ihren Sponsoren so einen Mehrwert bieten könnten, schon geholfen. Und klar ist für mich auch, dass dies am ehesten im öffentlich-rechtlichen Programm zu schaffen ist.

    Sie bieten wie einige andere Klubs auch einen Livestream von allen Heimspielen im Internet an, dürfen die s. Oliver Baskets diesen künftig auch – komplett und ohne Einschränkungen wie derzeit – selbst vermarkten?

    Liebler: Wir sind stolz auf diese Einrichtung, die Reaktionen sind durchweg positiv. Wir dürfen immer nicht außer Acht lassen, dass wir das alles komplett selbst stemmen. Da gibt es logischerweise noch Ziele, hier und da besser zu werden. Für den Anfang aber, und das hat uns auch die BBL bestätigt, ist das richtig gut. Das Produkt passt – und es wird noch besser. Für die Sponsoren ist der Livestream absolut interessant – und zwar nicht nur für die aus unserer Region. Wenn wir beispielsweise die Partie gegen Berlin zeigen, werden viele von dort zusehen. Da haben wir absolutes Potenzial, neue Werbemöglichkeiten anzubieten. Auch in der Halle selbst wird es durch die Übertragung noch interessanter sein, zu werben. Die Reichweite wächst von den 3140 Zuschauern in der ausverkauften s. Oliver Arena auf über 13 000, so die letzten Zahlen. Die Rechte werden weiter bei uns bleiben, weitere Details stehen aus.

    Still geworden ist es zuletzt um den möglichen Bau einer neuen Arena in Würzburg. Zu Saisonbeginn waren Sie davon ausgegangen, dass die Bagger im Sommer rollen. Was gibt es Neues?

    Liebler: Wir sind im steten Austausch. Die Weichen sind gestellt, alle erforderlichen Gutachten eingeholt und durchweg positiv bewertet worden. Ich bin da absolut positiv.

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