Seit acht Jahren heftet sich Ursula Schneider für den TSV Uengershausen an die Fersen der gegnerischen Angreiferinnen. Schneider spielt dabei unauffällig, aber zuverlässig – selten überquert sie die Mittellinie. Doch vor kurzem entdeckte sie ihre Torgefährlichkeit: „Das war eher ein Unfall“, sagt die 25-Jährige lächelnd. Durch eine Unstimmigkeit beim Auswechseln bei einem Hallenturnier an Dreikönig kam sie im Angriff zum Einsatz und traf prompt ins Tor. Seitdem spielt Schneider beim TSV in vorderster Front und hat so etwas wie einen Lauf: Bei einem Privatturnier in Iphofen war sie genauso erfolgreiche Torschützin, wie bei einem Einlagespiel gegen eine Studentinnenauswahl. Das Finale der Bezirksmeisterschaft gegen den FC Karsbach entschied die Studentin mit drei Treffern im Alleingang.
Beim verdienten 3:1 überwand Schneider den Finalgegner nicht unbedingt auf spektakuläre Art und Weise. Vielmehr stand sie jeweils zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnte sich mit der nötigen Entschlossenheit durchsetzen. Damit war Schneider auch Sinnbild für den Uengershäuser Auftritt insgesamt, der weniger von Glanz, als von Einsatz und Willen geprägt war. „Wir haben hier sicherlich nicht das spielerisch Überzeugendste geboten“, resümierte TSV-Trainer Harald Göpfert, „aber wir haben über den Kampf ins Spiel gefunden.“
Zunächst sah es gar nicht so aus, als würde Uengershausen die Schweinfurter Dominanz der letzten Jahre durchbrechen können. Während die 05er mit erfrischendem Fußball von Sieg zu Sieg eilten, ließen die Uengershäuserinnen zum Auftakt Federn und konnten auch bei den Erfolgen gegen die Außenseiter Aschaffenburg und Thüngersheim nicht überzeugen. Für Göpfert kein schlechtes Omen: „In den Jahren zuvor haben wir immer in der Vorrunde geglänzt, aber gepatzt als es darauf ankam.“
Dieses Schicksal sollte diesmal Seriensieger Schweinfurt ereilen, der mit dem verletzungsbedingten Ausfall der überragenden Sabrina Bauer großes Pech hatte. Die Ex-Juniorinnen-Nationalspielerin konnte im Halbfinale gegen Uengershausen den Führungstreffer von Ursula Schneider noch ausgleichen, ehe sie sich ohne gegnerische Einwirkung am Fuß verletzte. Ohne die Geistesblitze von Bauer fehlte den Schnüdeln das Überraschungsmoment. Ein später Treffer von Tanja Müller besiegelte so den umjubelten Uengershäuser Finaleinzug.
Im zweiten Halbfinale verspielte der in der Vorrunde so forsch auftretende TSV Frickenhausen eine 2:0-Führung gegen den Ligakonkurrenten FC Karsbach und zog im Elfmeterschießen den Kürzeren. Für Karsbach war der Sprung ins Finale der bisher größte Erfolg bei den unterfränkischen Hallenmeisterschaften. Dafür, dass der ganz große Wurf nicht gelang, sorgte schließlich aber die Uengershäuser Offensiv-Entdeckung Ursula Schneider mit ihren drei Treffern. Den ersten Erfolg in der Halle seit fünf Jahren widmeten die Uengershäuserinnen ihrem immer noch aktiven Abwehr-Urge- stein Rosi Bruder. Sie feierte am Wochenende ihren 50. Geburtstag.