Eine Fußballmannschaft besteht bekanntlich aus elf Spielern. Der neue Kader des Bayernligisten Würzburger FV umfasst gleich 25 Akteure, darunter drei Torhüter. „Zuletzt wären wir angesichts der zahlreichen Ausfälle froh gewesen, wenn wir so viele Alternativen gehabt hätten“, sagt WFV-Sportdirektor Martin Lang vor dem ersten Saisonspiel zu Hause gegen Aufsteiger FC Schweinfurt 05 II am Samstagnachmittag (15 Uhr). Natürlich weiß auch Lang, dass nach dem Abmelden der zweiten WFV-Mannschaft aus der Kreisliga (wir berichteten) nicht jeder auf eine stattliche Zahl an Einsätzen kommen kann. „Das liegt in der Natur der Sache. Aber jeder wird seine Chance in der Bayernliga erhalten, wenn er sich im Training zeigt.“
Strammes Auftaktprogramm
Viel Vorfreude und eine gewisse Aufbruchstimmung waren am vergangenen Sonntag bei der öffentlichen Mannschaftspräsentation im vereinseigenen Biergarten zu spüren.
Vorfreude auf eine neue Saison, die Spielern, Fans und Verantwortlichen des WFV mit gleich sieben Partien in vier Wochen ein strammes Auftaktprogramm beschert – darunter auch das nochmals verlegte Stadtderby bei der U 23 des FC Würzburger Kickers (12. August) und die Heimpartie gegen Regionalliga-Absteiger SpVgg Bayern Hof (15. August).
Sportlich verkündeten die Macher nicht weniger als einen Richtungswechsel. Nachdem in den letzten beiden Spielzeiten vor allem erfahrene Akteure an die Mainaustraße gekommen sind, liegt der Fokus nun auf der Integration von Spielern mit Perspektive. Besonders freut sich Vorstandsmitglied Roland Metz darüber, dass mit Jannis Thein und Jan Krämer „zwei Nullvierer“ von der U 19 des Stadtrivalen Kickers an die Sepp-Endres-Sportanlage zurückgekehrt sind. Ihre Väter spielten dort einst tragende Rollen.
Neuzugang Fries ist Kapitän
Auch die Vorstellung der restlichen Zugänge bestätigte die neue Ausrichtung: Mit Jonas Greim vom Ligakonkurrenten Hof, Ben Müller, letztjähriger U-19-Kapitän des 1. FC Nürnberg, sowie Mika Lindner und Paul Obrusnik aus der eigenen Talentschmiede dürfen sich vier weitere Nachwuchsspieler künftig auf diesem Niveau beweisen.
Der prominenteste Neuzugang der Zellerauer ist Sebastian Fries von der U 23 der Kickers, der sogar schon Einsätze in der Dritten Liga vorweisen kann – und zwar für Carl Zeiss Jena. Der 24-jährige Karlstädter bringt nicht nur Torgefahr (zuletzt 13 Saisontreffer) mit, sondern auch „Qualität und Führungserfahrung“, ist sich Marc Reitmaier sicher. Der WFV-Cheftrainer hat dem Angreifer auch gleich das Kapitänsamt übertragen, das er schon beim Stadtrivalen ausfüllte. Auf der anderen Seite haben den Verein aber auch einige Leistungsträger verlassen, darunter Christian Steinmetz (26, künftig Spielertrainer beim SV Bütthard) und der erst im letzten Oktober gekommene Joe Mensah (32, noch vereinslos), mit dem man sich auf keinen neuen Vertrag einigen konnte.
Reitmaier ließ bei bestem Wetter nochmals die letzte Spielzeit Revue passieren – mit sehr guter Vorrunde und „viel Rückenwind durch den sensationellen Klassenerhalt“ in der Saison zuvor, schließlich aber auch dem Einbruch in der Rückserie, „in der wir einiges an Verletzungspech hatten und einfach nicht mehr punkten konnten“. Im Pokalwettbewerb schieden die Blauen kürzlich in der ersten Qualifikationsrunde beim ambitionierten Landesligisten TSV Abtswind wieder einmal sehr früh aus.
Offensive Ausrichtung
Für die neue Runde setzt Reitmaier auf eine offensivere Ausrichtung: „Wir wollen vor allem zu Hause aktiver spielen und mehr Punkte holen“, kündigte der 34-Jährige an. „Das wird man an Spielweise und Aufstellung schon am Samstag sehen.“ Die zwei kurzfristig anberaumten Testspiele gegen Kreisligist Eibelstadt (6:0) und Bezirksligist Geesdorf (3:1) waren aus Reitmaiers Sicht noch einmal „sehr wichtig, um die Jungs in Spielsituationen zu sehen“.
Die Liga schätzt der WFV-Coach in diesem Jahr als „extrem ausgeglichen, mit starken Aufsteigern“ ein. „Unser Ziel wird es sein, möglichst schnell 40 Punkte zu holen, um auf der sicheren Seite zu sein.“ Mit Maurizio Orofino hat Reitmaier künftig einen Co-Trainer zur Seite, der zuletzt mit der U 19 an der Mainaustraße den direkten Landesliga-Wiederaufstieg geschafft hat. Auch das passt gut in die ausgerufene Verjüngungskur.
Würzburger FV Zugänge: Sebastian Fries (Würzburger Kickers II), Jan Krämer, Jannis Thein (beide Würzburger Kickers U19), Jonas Greim (Bayern Hof U19), Ben Müller (1. FC Nürnberg U19), Mika Lindner, Paul Obrusnik (beide WFV U19), Daniel Baumann (FC Tübingen).
Abgänge: Dees Kevin, Adrian Hatcher (beide TSV Unterpleichfeld), Christian Steinmetz (SV Bütthard), Daniel Mache, Joseph Mensah (beide unbekannt). Spielerkader, Tor: Andre Koob, Andreas Binner, Daniel Baumann.
Abwehr: Jonas Greim, Tim Lorenz, David Drösler, Andreas Ganzinger, Benjamin Schömig, Mika Lindner, Marc Hänschke.
Mittelfeld: Ben Müller, Patrick Hofmann, Adrian Istrefi, Jannis Thein, Jan Krämer, Stefan Wasser, Christoph Höchtl, Nicolas Engelking, Wojtek Droszcz, Sebastian Götz.
Angriff: Christian Alexandru Dan, Sebastian Fries, Vassili Vassiliou.
Trainer: Marc Reitmaier (seit 2015). Saisonziel: gesicherter Mittelfeldplatz/junge Spieler entwickeln. Meistertipp: Viktoria Aschaffenburg, Bayern Hof. Internet: www.wuerzburgerfv.de