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HÖCHBERG: Verlieren will gelernt sein

HÖCHBERG

Verlieren will gelernt sein

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    Wetteifern vor stattlicher Kulisse: Für viele der rund 100 Jungen und Mädchen war das Höchberger Stefan-Färber-Turnier der erste Judo-Wettkampf überhaupt.
    Wetteifern vor stattlicher Kulisse: Für viele der rund 100 Jungen und Mädchen war das Höchberger Stefan-Färber-Turnier der erste Judo-Wettkampf überhaupt. Foto: FOTO MP

    Im Garten daheim hatte der Trick von David Dingel immer vorzüglich funktioniert. Der Neunjährige aus Hettstadt balgte mutig mit seinem Vater und zog immer wieder an dessen Fuß. „Papa ist immer umgefallen“, sagte David, „ich habe ihn dann in die Zange genommen und er ist nicht mehr herausgekommen.“ Familie Dingel studierte den Trick fleißig ein. Doch das erwies sich als wertlos beim Höchberger Judo-Turnier. Vater Frank (40) stellte betrübt fest: „Das Fußwegziehen ist ja erst ab 14 Jahren erlaubt. Ich habe mit meinem Sohn Techniken geübt, die verboten sind.“

    So musste David Dingel bei seiner Turnierpremiere Niederlagen einstecken, was den Vater trotzdem wenig störte: „David will immer der Erste sein, nun muss er eben lernen, dass er nicht immer der Erste sein kann.“

    Vom Aufhören mit dem Judo wollte der Junior aber nichts wissen, im Gegenteil, er freut sich schon aufs nächste Turnier. Das ist gut, denn David Dingel gehört zur Basis beim Judo. Und die Moral der jungen Basis, die sollte gepflegt werden beim Judo-Turnier der TG Höchberg, das in Gedenken an den 1999 verstorbenen Trainer Stefan Färber erschaffen wurde. „Wir wollen den Kindern den Einstieg ins Judo erleichtern,“ gab TGH-Pressewart Matthias Zeh (24) an. Rund 100 sechs- bis neunjährige Jungen und Mädchen standen auf der Matte, alle trugen Gelbgurte – den ersten Gurt, den man im Judo erlangen kann.

    Zeh erklärte das Prinzip der Veranstaltung so: Die ersten Kämpfe der Einsteiger sollen gegen Gegner auf gleicher Augenhöhe stattfinden. „Die Kinder können so Turniererfahrung sammeln, damit sie nicht, wenn sie zu ihrer ersten Meisterschaft antreten, dort gleich chancenlos verlieren und entnervt aufhören.“ Es geht also darum, dass die ersten Schritte der Anfänger nicht die letzten sind. Verlieren soll gelernt werden. Die Basis darf nicht gleich dahin schmelzen.

    Beim Judo dachte man eigentlich lange, dass es zunehmend von moderneren Kampfstilen vom Markt verdrängt werden würde. Ju-Jutsu oder Kickboxen klingen frischer, sind actionreicher und werden in neuen, schicken Zentren gelehrt statt in alten Turnhallen. Doch Judo hält sich. „Die modernen Kampfsportarten sind zu aggressiv und gefährlich für Kinder“, findet Zeh: „Judo ist da sanfter.“

    Zeh sagt stolz, dass die Höchberger Judo-Abteilung seit Jahren ihre Stammzahl von rund 300 Mitgliedern behält (davon ein Sechstel Kinder). Die Kämpfer erobern regelmäßig Medaillen auf bayerischen Meisterschaften, die erste Mannschaft nahm ein Jahr an der Bayernliga teil. Dort stieg sie zwar wieder ab, doch es sieht zur Zeit ganz gut aus für die TGH.

    Das bestätigte das Nachwuchsturnier. Die Zahl der Teilnehmer war fast doppelt so hoch wie noch im vergangenen Jahr. Und scheinbar taugt das Programm der TGH nicht nur zur Starthilfe. Beim Vater von David Dingel weckte es Erinnerungen. Er betrieb in der Kindheit selbst Judo, kam bis zum orangefarbenen Gurt und hörte auf, als er ins Jugendalter kam. Nun grübelte Frank Dingel: „Vielleicht fange ich wieder an.“ Das TGH-Oldie-Team wird sich freuen.

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