Mehrere TV- und Radiostationen hatten Reporter an den Dallenberg geschickt, wollten Neues erfahren über die Verstrickungen eines Mittelfeld-Akteurs aus dem aktuellen Rothosen-Kader in den Wettskandal, dessen Ausmaß wohl immer noch nicht in voller Gänze zu überblicken ist.
Unverhofft ist der Würzburger Traditionsverein, der am vergangenen Dienstag seinen 102. Geburtstag feierte, in die Schlagzeilen geraten. In nahezu allen nationalen Fernseh- und Radio-Stationen sowie im Internet – überall tauchten die Würzburger Kickers im Zusammenhang mit ihrem verhafteten Spieler auf, der nach wie vor in der Justizvollzugsanstalt Würzburg einsitzt. Sogar in der Online-Ausgabe der „New York Times“ wurden die Würzburger Kickers erwähnt.
Die Beteiligung des Spielers, der unter anderem auch für Schweinfurt 05, Elversberg und Hardheim aktiv war, hatte diese Zeitung ans Licht gebracht. Nach einer konkreten Anfrage hatten die Kickers am Freitag eine Pressemitteilung herausgegeben, in der sie bestätigten, dass ein Spieler ihres aktuellen Kaders in den Wettskandal verwickelt sei. Gleichzeitig betonten die Würzburger, dass lediglich gegen den Spieler, nicht aber gegen den Verein an sich ermittelt werde (wir berichteten).
Die Fans und Verantwortlichen der Kickers nahmen die bundesweite Medienpräsenz gelassen. Vorstandsvorsitzender Michael Schlagbauer und Pressesprecher Peter Neuberger mussten in zahlreiche Mikrophone sprechen, wurden zigfach interviewt. Beide betonten aber, bisher keinen persönlichen Kontakt zum betreffenden Spieler gehabt zu haben, seit dieser in Untersuchungshaft sitzt. „Wir haben aber am Samstag mit seiner Frau gesprochen“, so Schlagbauer. Die habe mittlerweile einen Anwalt eingeschaltet, den Kickers allerdings bisher nicht mitgeteilt, wie die Anschuldigungen gegen ihren Mann lauten. Auch die Staatsanwaltschaft gab weiterhin keinerlei Details bekannt.
Neues könnte vielleicht am Montag ans Licht kommen. Der Bayerische Fußball-Verband hat am Vormittag eine Sitzung zum Wettskandal anberaumt. „Vielleicht erfahren wir dann auch mehr“, sagt Schlagbauer, der befürchtet, dass der Kickers-Spieler, der bereits im Zusammenhang mit dem ersten Wettskandal vor einigen Jahren rechtskräftig verurteilt worden war, eher tiefer in den neuerlichen Skandal verwickelt sein könnte: „Da er in der ersten Verhaftungswelle dabei war, werden sie ihn wohl nicht ohne Grund verhaftet haben. Es wäre blauäugig, zu glauben, es handelt sich um eine Bagatelle, auch wenn wir natürlich hoffen, dass sich alles in Luft auflösen wird. Wir gehen aber weiter davon aus, dass sich alles außerhalb der Kickers abgespielt hat. Es betrifft den Verein nicht.“
Die meisten Fans der Kickers nahmen die Situation am Samstag gelassen, einige entrollten Transparente und Wettschein-Plakate, warfen zum Anpfiff Wettscheine in die Luft und sangen: „Wir war'n in der Tagesschau!“