Der Titel „Stadtmeister“ war noch keine Stunde alt, da machte der silbern glänzende Pokal schon die Runde im Foyer der Würzburger s.Oliver Arena. Verschwitzte Hände griffen nach den Henkeln, stemmten die Trophäe in die Höhe, nur um sie schnell wieder in eine adäquate Position für das nächste Selfie zu bringen. Mit den Worten „Folgt mir“ hatte WFV-Abwehrspieler Andreas Ganzinger nach dem 3:2-Final-Sieg gegen die U 23 des FC Würzburger Kickers seine Mannen vom Spielfeld in die Katakomben der Arena geführt, die aus ihren dunklen Gängen kurz darauf einen Haufen freudig grinsender Jungs im WFV-Trikot ins Foyer spuckte.
Abgekämpft, ohne Schuhe und mit nach oben gerecktem Daumen stand Stürmer Cristian Alexandru Dan inmitten seiner Kameraden und strahlte beinahe greifbar eben jenen Siegeswillen aus, der die Zellerauer zum überraschenden, wenn auch nicht unverdienten Titelgewinn geführt hatte. „Ich denke, dass wir nicht ideal in den Wettbewerb gestartet sind. Aber ich glaube, dass die Mannschaft das Turnier unbedingt gewinnen wollte“, befand WFV-Coach Marc Reitmaier.
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Während sich die „kleinen Rothosen“ in der Vor- und Zwischenrunde mit sieben souveränen Siegen aus acht Spielen und auffallend guter technischer und spielerischer Leistung ihren Weg Richtung Finale gebahnt hatten, wäre der Würzburger FV im letzten Spiel der Zwischenrunde beinahe am TSV Lengfeld gescheitert. Zweimal war der Bezirksligist in Führung gegangen, zweimal glichen die Blauen aus; einmal durch Dan, einmal – in sprichwörtlich letzter Minute – durch Vassili Vassiliou. Der lange verletzte Deutsch-Grieche legte in der Viertelfinal-Partie gegen die DJK Würzburg nach und sorgte mit seinem Treffer zum 1:0 für den Einzug ins Halbfinale. Lange hatte DJK-Torwart Manuel Starl mit glänzenden Paraden seine Mannschaft im Spiel gehalten, hatten sich Pfosten und Latte als Feinde der Zellerauer erwiesen und den Kreisklassisten auf ein Wunder hoffen lassen – doch vergeblich. Letztendlich reichte der Reitmaier-Fünf das eine Tor zum Weiterkommen.
ETSV gelingt beinahe Sensation
Knapp an der Sensation vorbei schrammte der gastgebende ETSV Würzburg, der seinen Zwischenrunden-Sieg gegen die U 23 des FC Würzburger Kickers bereits wie einen Titel gefeiert hatte, im Viertelfinale gegen den SV Heidingsfeld. Nachdem Jens Müller die Eisenbahner in Front geschossen und Freddy Grönert auf 2:0 erhöht hatte, lag der Einzug ins Halbfinale zum Greifen nahe. Mit angehaltenem Atem beobachteten die zuschauenden Adler die rückwärtslaufende Uhr, als es plötzlich Schlag auf Schlag ging. Dominik Schröder und Markus Deckert brachten Heidingsfeld mit ihren Treffern kurz vor Schluss wieder auf Kurs und die Partie in die Verlängerung. Auch dort bot der ETSV, Tabellenführer in der Kreisklasse Würzburg 1, dem Bezirksligisten tapfer die Stirn, der gewann jedoch das anschließende Neunmeterschießen mit 4:3.
Nicht in der regulären Spielzeit entschieden wurde auch die Viertelfinal-Begegnung zwischen dem Kreisklassisten SV Oberdürrbach und dem Kreisligisten TSV Rottenbauer. Nach dem Führungstreffer von Christian Deppner nutzte Oberdürrbach fünf Minuten vor Schluss einen Freistoß, um zum 1:1 auszugleichen. In der Verlängerung stieg dann zwar die Zahl der erhitzten Gemüter, nicht aber die Menge der Tore, und so musste auch diese Partie im Neunmeterschießen ihren Sieger finden. Oberdürrbachs Robert Schmitt beendete das Strafstoß-Drama und schickte sein Team völlig überraschend in die K.o.-Runde.
Kurz und schmerzlos war hingegen der Durchmarsch der „kleinen Rothosen“ Richtung Finale. Gegen einen sich tapfer wehrenden SB Versbach legte U-23-Kapitän Sebastian Fries zum 1:0 vor, Moritz Lotzen erhöhte mit einem Doppelpack auf 3:0 und Leon Volz schraubte das Ergebnis zum 4:0 in die Höhe. Auf ähnliche Weise setzte sich die Fünf von Trainer Claudiu Bozesan auch im Halbfinale gegen Oberdürrbach durch.
Beim 4:0-Torreigen von Moritz Lotzen (zwei Treffer), Sebastian Fries und Can Sakar blieben die sichtlich abgekämpften Oberdürrbacher chancenlos, durften aber mit ihrem Auftritt und dem abschließenden vierten Platz bei der Stadtmeisterschaft mehr als zufrieden sein.
Finaleinzug ohne Hindernisse
Ähnlich deutlich wie bei den „kleinen Rothosen“ verlief der Finaleinzug des Würzburger FV. In der Partie gegen Heidingsfeld war nach Toren von Daniel Mache und Ganzinger schnell klar, wer den Ton angeben würde. Zwar erzielte Sahin Cangul noch den 1:2 Anschlusstreffer für den SV, letztendlich aber machte Dan den Sack zu und das Traumfinale gegen den Erzrivalen vom Dallenberg perfekt.
Es war ein wild entschlossener Haufen, der schließlich zum zweiten Mal an diesem Tag den Kampf mit den favorisierten „kleinen Rothosen“ aufnahm. Hatten die Zellerauer das Zwischenrundenspiel am Morgen noch mit 0:2 verloren, starteten sie am Abend furios ins Finale. Unter den Schmähgesängen der Kickers-Fans netzte Tim Lorenz zum 1:0 ein und weckte damit Bozesans Jungs auf. Sie erarbeiteten sich erste Chancen und es war Fries, der den Ausgleichstreffer erzielte.
Vor rund 1300 Zuschauern lieferten sich die beiden Kontrahenten ein emotionsgeladenes Duell. Wojtek Droszcz traf zum 2:1 für den WFV, aber Pascal Jeni glich erneut für die Roten aus und hielt die Partie spannend. Bis Vassiliou den erlösenden Treffer für die Zellerauer erzielte. „Ich war fast zwei Jahre lang verletzt und konnte die Stadtmeisterschaft nur von der Bank aus verfolgen. Es ist schön, dass diese Saison jetzt so gut für mich startet“, sagte der Siegtorschütze hernach in einem Interview auf der Facebook-Seite des Würzburger Fußballvereins.
Falsche Geste sorgt für Unmut
Für Irritation sorgte kurz vor dem Ende des Finales Schiedsrichter Kay Urbanczyk. Der zeigte, so ist es auch auf einem Foto dieser Redaktion (siehe unten) zu sehen, nach einem Foul von WFV-Spieler Christian Steinmetz in der letzten Minute vor Spielende mit zwei gestreckten Fingern nach oben. Eigentlich das Signal für eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe. Er habe aber, so erfährt es diese Redaktion später, lediglich den Spieler zur Seite, nicht vom Feld schicken wollen, und sich dabei in der Auswahl seiner Geste vertan. So erklärt es sich auch, dass beim abschließenden Freistoß von Moritz Lotzen nach wie vor fünf Zellerauer auf dem Parkett standen.
Der Wille zum Sieg
Klar, dass die wütenden Verlierer zunächst ihren Unmut über diese Tatsache äußerten. Trainer Bozesan sagte aber auch: „Es ist nicht die Schuld des Schiris, dass wir verloren haben.“ Er bescheinigte seinen Jungs eine gute Turnier-Leistung, auch wenn ihnen am Ende die nötige Cleverness gefehlt habe. So entschwanden die „kleinen Rothosen“ wie im vergangenen Jahr als Stadtmeisterschaftszweite in die Nacht, die Zellerauer aber feierten ihren 17. Titel noch bis in den Morgen. Mitarbeit: Susanne Bergmann


Das Turnier in Zahlen
Vorrunde
Gruppe A
SV 09 Würzburg – Soccer Club Würzburg 2:0
SV Oberdürrbach – Gehörlosen SV 5:0
Soccer Club Würzburg – SV Oberdürrbach 1:1
Gehörlosen SV – FC Würzburger Kickers U 23 0:9
FC Würzburger Kickers U 23 – SV Oberdürrbach 5:3
SV 09 Würzburg – Gehörlosen SV 4:2
FC Würzburger Kickers U 23 – SV 09 Würzburg 3:0
Soccer Club Würzburg – Gehörlosen SV 1:2
Soccer Club Würzburg FC Würzburger Kickers U 23 0:6
SV 09 Würzburg – SV Oberdürrbach 0:7
1. FC Würzburger Kickers U 23 12 23:3
2. SV Oberdürrbach 7 16:6
3. SV 09 Würzburg 6 6:12
4. Gehörlosen SV 3 2:15
5. Soccer Club Würzburg 1 2:11
Gruppe B
Würzburger FV – FT Würzburg 5:0
Post SV Sieboldshöhe – TSV Grombühl 3:0
Post SV Sieboldshöhe – Würzburger FV 1:1
TSV Grombühl – FT Würzburg 3.4
Würzburger FV – TSV Grombühl 2:0
FT Würzburg – Post SV Sieboldshöhe 1:5
1. Post SV Sieboldshöhe 7 9:2
2. Würzburger FV 7 8:1
3. FT Würzburg 3 5:13
4. TSV Grombühl 0 3:9
Gruppe C
TSV Lengfeld – TV 73 Würzburg 0:0
DJK Würzburg – SC Lindleinsmühle 2:0
DJK Würzburg – TSV Lengfeld 0:5
SC Lindleinsmühle – TV 73 Würzburg 3:0
TSV Lengfeld – SC Lindleinsmühle 2:0
TV 73 Würzburg – DJK Würzburg 1:2
1. TSV Lengfeld 7 7:0
2. DJK Würzburg 6 4:6
3. SC Lindleinsmühle 3 3:4
4. TV 73 Würzburg 1 1:5
Gruppe D
SV Heidingsfeld – TSV Rottenbauer 3:2
SB Versbach – ETSV Würzburg 3:6
SV Heidingsfeld – SB Versbach 4:0
TSV Rottenbauer – ETSV Würzburg 1:2
ETSV Würzburg – SV Heidingsfeld 0:1
SB Versbach – TSV Rottenbauer 0:3
1. SV Heidingsfeld 9 8:2
2. ETSV Würzburg 6 8:5
3. TSV Rottenbauer 3 4:5
4. SB Versbach 0 3:13
Zwischenrunde
FC Würzburger Kickers – Würzburger FV 2:0
TSV Lengfeld – ETSV Würzburg 1:1
Post SV Sieboldshöhe – SV Oberdürbach 0:1
DJK Würzburg – SV Heidingsfeld 0:1
SV 09 Würzburg – TSV Grombühl 1:1
SC Lindlensmühle – SB Versbach 0:2
Gehörlosen SV – FT Würzburg 1:4
TV 73 Würzburg – TSV Rottenbauer 0:3
FC Würzburger Kickers U23 – TSV Lengfeld 3:1
Würzburger FV – ETSV Würzburg 2:0
DJK Würzburg – Post SV Sieboldshöhe 2:0
SV Oberdürrbach – SV Heidingsfeld 2:2
SV 09 Würzburg – SC Lindleinsmühle 1:4
TSV Grombühl – SB Versbach 0:0
Gehörlosen SV – TV 73 Würzburg 1:3
FT Würzburg – TSV Rottenbauer 0:0
ETSV Würzburg – FC Würzburger Kickers U23 1:0
TSV Lengfeld – Würzburger FV 2:2
SV Heidingsfeld – Post SV Sieboldshöhe 2:0
DJK Würzburg – SV Oberdürrbach 0:3
SB Versbach – SV 09 Würzburg 4:1
SC Lindleinsmühle – TSV Grombühl 2:1
TSV Rottenbauer – Gehörlosen SV 2:0
TV 73 Würzburg – FT Würzburg 1:1
Gruppe E
1. FC Würzburger Kickers U23 6 5:2
2. Würzburger FV 4 4:4
3. ETSV Würzburg 4 2:2
4. TSV Lengfeld 2 4:6
Gruppe F
1. SV Oberdürrbach 7 6:2
2. SV Heidingsfeld 7 5:2
3. DJK Würzburg 3 2:4
4. Post SV Sieboldshöhe 0 0:5
Gruppe G
1. SB Versbach 7 6:1
2. SC Lindleinsmühle 6 6:4
3. TSV Grombühl 2 2:3
4. SV 09 Würzburg 1 3:9
Gruppe H
1. TSV Rottenbauer 7 5:0
2. FT Würzburg 5 5:2
3. TV 73 Würzburg 4 4:5
4. Gehörlosen SV 0 2:9
Viertelfinale
Würzburger FV – DJK Würzburg 1:0
ETSV Würzburg – SV Heidingsfeld 5:6 (n.E.)
FC Würzburger Kickers U23 – SB Versbach 4:0
SV Oberdürrbach - TSV Rottenbauer 4:3 (n.E)
Halbfinale
Würzburger FV - SV Heidingsfeld 3:1
FC Würzburger Kickers U23 - SV Oberdürrbach 4:0
Spiel um Platz 3
SV Heidingsfeld - SV Oberdürrbach 4:2
Finale
Würzburger FV - FC Würzburger Kickers U23 3:2
Die Platzierungen
1.Würzburger FV
2. FC Würzburger Kickers U23
3.SV Heidingsfeld
4.SV Oberdürrbach
5. TSV Rottenbauer
6. ETSV Würzburg
7. DJK Würzburg
8. SB Versbach
9. TSV Lengfeld
10. Post SV Sieboldshöhe
11. SC Lindleinsmühle
12. FT Würzburg
13.TV 73 Würzburg
14.TSV Grombühl
15. SV 09 Würzburg
16. Gehörlosen SV
17. Soccer Club Würzburg